Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

DOI Heft:
Nr. 21
DOI Artikel:
Berger, Ernst: Zur Frage der römisch-pompejanischen Wandmalerei, [2]: Bemerkungen zu Keims "neuen" Rekonstruktionsversuchen
DOI Artikel:
"Gödöllöer Temperafarben"
DOI Artikel:
Zur gefl. Notiznahme
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0092

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
88

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr 2t

„Die Tatsache, dass mit den heutigen
Mittein des Fresko jene antiken Maiereien
nicht erzieit werden können, hat E. B. ganz
richtig erkannt."
Aus dem aiien ist zu ersehen, dass Keim und
Geriich in mehreren grundiegenden Punkten von
der Donnerschen Theorie, die sie zu verteidigen Vor-
haben, abgewichen sind. Und soviei Mühe daran ver-
wandt scheint, den offenkundigen Gegensatz zwischen
den früheren und den jetzigen Erklärungen kiügiich zu
verschieiern, es bieibt für den aufmerksamen Biick des
Wissenden ein schiecht verdeckter Rückzug, der mit
dem Anfang vom Ende derDonnerschenFresko-
theorie gieichbedeutend ist!
Wie jetzt Herr K. imstande sein wiii, auf Grund
seiner neugewonnenen Erkenntnis, unter Ger-
iichs phiioiogischem Beistand, dennoch
„durch die reine Praxis zu beweisen, dass es nicht
nötig war, die antike Technik nochmais zu re-
konstruieren, da dies von andern (nämiich Donner)
schon längst in theoretisch und praktisch
unanfechtbarer Weise geschehen sei",
ist mir unverständiich. Er hat ja seibst die Fehier
und Widersprüche, die unrichtige Interpretation der
Vitruvsteiien usw. ais soiche gekennzeichnet, so dass
seine neuen Versuche und seine Rekonstruktion nicht
mehr mit Donners Theorie identisch genannt werden
kann! Denn K. glättet den mit Farben über-
zogenen Stuckgrund mit Hiife von Glättungs-
instrumenten, wie ich es auch für richtig hatte, und
erzieit dadurch Gianz und Giätte, während diese nach
Wiegmann-Donner von seibst entstehen soiiten.
Ich giaube sogar, nachdem Herr K. be-
zügiich der oben verzeichneten grundiegenden
Punkte (Trennung der Operationen in der Hersteiiung
der farbigen Grundierung und in gesonderter Maiarbeit,
Auftrag der Farben, unter gieichzeitiger oder nach-
heriger Giättung, und demgemässe Erklärung der
Vitruvschen Angaben) zur besseren Erkenntnis
geiangt ist — er hat freiiich 15 Jahre dazu
gebraucht! —, dass er bei weiteren Versuchen
und Erfahrungen sich immer mehr meiner An-
nahme, d. h. der Stukkoiustro-Theorie nähern
wird, derzufolge nicht nur der Grund, sondern auch
die Maierei gegiättet werden soiite, wie dies besonders
bei im sog. Architekturstil ausgeführten Wandmaiereien
nachweisbar ist (und sich, vieiieicht — in Jahren! — sogar
mit dem so verpönten „Ueberzug von Punischem Wachs"
befreunden wird!), ja ich gebe die Hoffnung noch nicht
auf, dass Herr K. trotz aiier gegenwärtigen Gegensätze
dennoch einmai meiner Annahme zustimmen wird,
um so eher, faiis es ihm mögiich wäre, die an-
tiken Maiereien in Rom, Pompeji und im
Museum von Neapei zu sehen und genauer zu
studieren!
Der Unterschied zwischen der Giättungsmethode
K's., wie nach den Geriichschen Andeutungen zu foigern
ist, und der meinigen, besteht nämiich nur darin, dass
ich mit organischen Hiifsmittein, in sehr dünner
wässeriger Lösung, Giätte und Gianz erzieie (Stukko-
ustro-Manier), während K. aiie diese Beigaben ver-
wirft. Und schiiessiich ist auch Stukkoiustro, wie
Fresko, auf der Basis des feuchten Unter-
grundes aufgebaut, da nur in diesem Zustande ge-
giättet werden kann, worauf ich wiederhoit, auch in
meinem Buche „Maitechnik des Aitertums", S. 82, hin-
gewiesen hatte.
Durch die neuesten mikrochemischen Anaiysen
Prof. Raehimanns ist aber gerade das Vorhanden-
sein organischer Substanzen, sowohi in der
obersten Schicht des in der Masse gefärbten
Stucks, ais auch in der Farbenschicht seibst
zweifeiios nachgewiesen worden, so dass die

Annahme der Stukkoiustrotechnik bei den aiten Wand-
maiereien der Wahrheit viei näher kommt, ais
die jeder anderen bekannten Maiart.
Und ich muss noch hinzufügen, dass ich bei meiner
jüngsten itaiienischen Fahrt wieder die antiken Maie-
reien, hauptsächiich in Rom, daraufhin studiert und
vergiichen habe und jetzt noch mehr ais bisher
zur Ueberzeugung gekommen bin, dass diese
aiten Wandmaiereien nurinStukkoiustro-Technik
ausgeführt worden sein können. E. Berger.
Nachschrift:
Die Einiadung der Deutschen Geseiischaft zur
Förderung rationeiier Maiverfahren, meine Rekon-
struktion gieichzeitig mit Herrn K. „vorzuführen", habe
ich abgeiehnt, teiis aus Gründen, deren Erörterung
hier zu weit führen würde, teiis deshaib, weii diese
Aufforderung nicht von der „Versuchsanstait und Aus-
kunftssteiie für Maitechnik", die in den beiderseitigen
Erkiärungen genannt war, ausgegangen ist, und weii
auch davon abgesehen wurde, die Proben vor einem
Kreise von Sachverständigen auszuführen, die
beiderseits vorzuschiagen gewesen wären. Weder das
erste noch das ietztere trifft demnach hier zu.
Im übrigen habe ich die zu obigem Zwecke vor-
bereiteten Proben schon vor 5 Jahren der Ver-
suchsanstait übersandt. In meinem Buche „Maitechnik
des Aitertums" ist meine Rekonstruktion mit größter
Ausführiichkeit beschrieben. Meine„NeuenVer-
suche" waren Apri! igoßimKunstvereinMüncIien
ausgesteiit und sie sind teiiweise im Deutschen
Museum, hier (Abteii. Maitechnik) seit Jahren
der Oeffentiichkeit zugänglich gemabht.
E. B.

„Gödöllöer Temperafarben."
Unter obiger Bezeichnung wird von der Chemischen
Fabrik Gebr. Müiier in Budapest eine neue
Temperafarbe in den Handei gebracht, die nach An-
gabe und unter persöniicher Aufsicht des bekannten
ungarischen Maiers Prof. Aiodär K riesch in Gödöiiö
hergesteiit wird. Nach dem uns voriiegenden Prospekt
ist die „Gödöiiöer Tempera" eine Ei-Oei- und Harz-
Ei-Emuision. Sie ist ieicht zu handhaben (ais Ver-
dünnungsmittei dient nur Wasser), ist traktabei, ändert
ihr Vaicus kaum und ist nach 24 Stunden fast gänziich
wasserbeständig. Ais geeigneter Untergrund wird eine
mit schwacher Harz-Emuision präparierte Leinwand
empfohien. Auch auf Kreidegrund oder Maibrett kann
gemait werden, jedoch ist die Verwendung der spezieii
präparierten Leinwand, besonders bei zu firnissenden
Bildern empfehienswerter.
Zum Firnissen dient Aikohoi-Mastixfirnis, der bei
öfterem Ueberziehen mit Aikohohi zu verdünnen ist.
Auf das gefirnisste Bild kann erneut gemait und darüber
nochmais gefirnisst werden.
Die Preise der Farben und Malmittel (Verdünnungs-
Emuision, Grundier-Emuision u. a.) sind in dem Pro-
spekt verzeichnet, der durch die Firma Franz
Kreutie, Budapest IV., Karoly-uteza:, erhäitiichist.
Zur geiL Notiznahme.
Während der Sommermonate bitten wir sämtiiche
für die „Münchn. kunstt. Bi." bestimmte Briefe und
Zusendungen nicht an die Münchener Adresse, Adai-
bertstr. 78, sondern an die Redaktion Berlin-Zehien-
dorf (Gertraudstr. 10), im August an den Vertag von
E. A. Seemann, Leipzig, Querstr. 13, gelangen zu lassen.
Die Schriftieitung der Münchn. kunstt. Blätter.

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig.
 
Annotationen