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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 17
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Herstellung von Steinkitten
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0074

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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 17.

Herstellung von Steinkitten.
Der Hauptzweck der gebräuchlichen Steinkitte
ist, weniger grössere oder kteinere Steine haitbar zu
verbinden — dies geschieht meistens durch Mörte!
oder passendes Fugen —, ais vielmehr schadhafte
Stellen in Steinen auszubessern oder Stein mit Metallen,
insbesondere Eisen zu verbinden, wie es beispielsweise
bei Gittern auf Steinsockeln der Fall ist. Die Praxis
kennt eine ziemliche Anzahl derartiger Kitte, die sich
da und dort als ganz brauchbar erwiesen haben, aber
es ist schwer, ein für alle Zwecke geeignetes Kitt-
material anzugeben. Es kommt hierzu noch, dass
sich meistens Stein und Kitt unter dem Einflüsse der
Wärme und der Kälte ungleichmässig ausdehnen oder
zusammenziehen, so dass die Verkittungen sich sehr
leicht lockern und die Kitte wieder ausfallen. Dabei
ist es auch nicht ausgeschlossen, dass die Steine da-
durch, dass sich der Kitt mehr ausdehnt als der
Stein, gewaltsam gesprengt werden ; ist die verkittete
Stelle nach einer Seite offen, dann kann allerdings
ein Springen des Steines weniger leicht Vorkommen,
da sich der Kitt nach der offenen Seite hin ausdehnen
und über die Fläche des Steines hinaustreten kann.
Im grossen und ganzen muss gesagt werden, dass allen
Steinkitten eine verhältnismässig geringe Dauer inne-
wohnt und dass ein Herausfallen des Kittes zu den
häufigen Erscheinungen gehört.
Im allgemeinen lassen sich die Steinkitte einteilen in
solche, bei denen das Bindemittel ein trocknendes
Oel, zumeist Leinöl oder Leinölfirnis ist und in solche,
bei denen eine Mineralsubstanz mit einem in Wasser
gelösten Mineralsalz zusammengebracht zu einer harten
Masse erstarrt. Auch Gips und Zementarten sind im
engeren Sinne als Kitte anzusehen, wenngleich bei
ihnen das Erhärten durch Bindung von Wasser erfolgt.
Bei den Oelkitten ist für die Anwendung und die
feste Verbindung mit dem Steinmaterial erste Bedingung,
dass die zu vereinigenden Steine, beziehungsweise
die zu verkittenden Sprünge, Fugen oder Löcher vor
der Anwendung des Kittes ebenfalls mit Leinölfirnis
gut bestrichen werden, so dass die äusseren Flächen
genügend von der Flüssigkeit aufgenommen haben und
als Vermittler der Bindung wirken. Wenn dies unter-
lassen wird, dann saugt sich das ölige Bindemittel
des Kittes in den Stein, dasselbe wird also der Kitt-
masse entzogen und die naturgemässe Folge ist dann,
dass nach einiger Zeit der Kitt zusammentrocknet und
aus dem Stein herausfällt. Auch dürfen die zu ver-
kittenden Stellen nicht nass sein, da sich sonst kaum
die erforderliche Haftfähigkeit einstellt. Dagegen ist
es bei allen Kitten, die auf Basis von Wasser oder
wässerigen Lösungen beruhen, Bedingung, dass die zu
verkittenden Teile etwas angenetzt werden, damit sie
dem Kitt nicht das zu seiner Bindung notwendige
Wasser entziehen, wodurch derselbe zu trocken wird
und ebenfalls nur mangelhaft hält. Eine weitere
Gruppe von Steinkitten sind endlich jene auf der Ver-
wendung von Harz, Asphalt, dann von Schwefel
basierenden Mischungen, die in heissflüssigem Zu-
stande in die Fugen und Löcher eingegossen oder ein-
gestrichen werden und beimErkalten auch sofort erhärten.
Bei der Anwendung dieser Kitte muss besonders vor-
sichtig verfahren werden, da dieselben, in heissflüssi-
gem Zustande in Löcher und Fugen eingegossen, sich
natürlich infolge rascher Abkühlung, von der Ober-
fläche des Steines zurückziehen, wodurch eine Bin-
dung ausgeschlossen ist. Man verfährt bei der An-
wendung derartiger Kitte daher in der Weise, dass
man zunächst nur eine kleine Menge des Kittmaterials
einbringt, wodurch eine Erwärmung des Steines bewirkt
wird und dann in verschiedenen Abschnitten das Kitt-
material nachgiesst. Wenn es möglich wäre, den
Stein auf eine der Schmelztemperatur des Kittes

nahekommende Temperatur zu erhitzen, könnte eine
sehr feste Bindung des Kittes, bezw. ein festes An-
haften am Stein erzielt werden.
Die hier zu gebenden Anleitungen für die Her-
stellung von Steinkitten werden nach der schon an-
gegebenen Klassifikation der Reihe nach gebracht.
Oelkitte.
Nach den früheren Ausführungen ist es nicht
schwer, einen allen Anforderungen entsprechenden
Oelkitt zusammenzusetzen und ist es in erster Linie
erforderlich, einen guten und reinen, rasch trocknen-
den Leinölfirnis als Bindemittel zu gebrauchen. Die
Mineralsubstanzen werden einerseits nach der zu er-
zielenden Härte, nach der Färbung und nach dem
Preis auszuwählen sein und sind Mineralsubstanzen,
die mit dem Firnis eine Bindung eingehen, die eine
chemische Einwirkung der Mineralsubstanz auf das
Bindemittel bewirken, vorzuziehen. Hierzu gehört das
Bleiweis und, wenn die Farbe des Kittes keine Rolle
spielt, auch die Bleimennige. Weniger hart werden
Kreide, dann Tone, Gips und ähnliche Substanzen, die
aber doch vielfach zu Steinkitten verwendet werden.
Man wird hautsächlich immer weisse Kitte herstellen
und diese dann nach dem jeweiligen Erfordernis mit
einer Erd- oder Mineralfarbe färben — zumeist ist
nur wenig davon erforderlich. Bei der Herstellung
dieser Art Kitte wird in einem geeigneten Gefässe,
etwa einer grossen sehr flachen Kiste, die Mineral-
substanz — wenn solche aus mehreren Arten besteht,
vorher innig gemischt — mit dem Leinölfirnis über-
gossen und dann mit den Händen so verarbeitet,
dass ein gleichmässig angefeuchtetes klumpiges Pulver
sich bildet, das nun mittels eines hölzernen Schlägels
zusammengeschlagen, gewendet, wieder geschlagen
und gewendet wird; dieses abwechselnde Bearbeiten
wird so lange fortgesetzt, bis sich eine gleichmässige,
knet- und ausziehbare Masse gebildet hat, die genü-
gende Plastizität und Weichheit besitzt, ohne zu
weich zu sein und infolgedessen zu schmieren. Bei
dem Anmischen werden auch gleichzeitig die Parben
zugefügt und mit der Masse verarbeitet. Die Haupt-
sache bei der Herstellung des Kittes ist die möglichst
innige Vermischung der beiden Bestandteile, die
natürlich beim Grossbetrieb am besten mittels so-
genannter Knet- oder Mischmaschinen erreicht wird.
Aber auch von Hand lässt sich ein vollkommen
brauchbarer Kitt erzielen. Um bei grösseren Mengen
das Austrocknen und in weiterer Folge das Vertrock-
nen und damit Unbrauchbarwerden des Materials zu
vermeiden, ist dasselbe in verschliessbaren Kisten,
Fässern oder in Blechdosen aufzubewahren. Etwa
hart gewordener Kitt lässt sich in den meisten Fällen
durch Bearbeiten mit einem Hammer, durch Kneten
und ähnliche Manipulationen wieder in brauchbaren
Zustand versetzen — ganz hart gewordener Kitt sollte
nicht mehr in Verwendung genommen werden, da er
sich nur sehr schwer verarbeiten lässt und die klei-
nen Bröckchen, sowie die verminderte Menge des
Bindemittels auch die Haltbarkeit ungünstig beein-
flussen.
Die hier angegebenen Mengen des Oeles werden
nicht unter allen Umständen einzuhalten sein, da das
eine Mineral mehr, das andere weniger davon bedarf,
es ist daher zu empfehlen, lieber weniger als mehr
an Oel zu nehmen und allenfalls Fehlendes nachträg-
lich noch zuzusetzen.
r. 30 Quarzsand, 10 gebrannter gemahlener Kalk,
5 gemahlene Bleiglätte, 3'^ Leinölfirnis,
2. 3D/2 Sand, to'/^ geschlämmte Kreide, 2^, Blei-
weiss, 1 Bleimennige, 4'^ Bleizuckerlösung, 3'^ Leinöl.
3. 4 Glasmehl, gemahlene Bleiglätte, 2 Lein-
öllirnis.
 
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