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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 20
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Eibner, Alexander: Die zerstörende Wirkung des Zinkweiss auf Aquarellfarben und die Frage der Einführbarkeit von Teerfarben in die Kunstmalerei, [3]
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MSnchen, 26. Juni 1911.

Beiiage zur „Werkstatt der Kunst " (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

YH.Jahrg. Nr. 20.

Inhalt: Die zerstörende Wirkung des Zinkweiss auf AquareHfarben und die Frage der Einführbarkeit von
Teerfarben in die Kunstmaierei. Von Prof. Dr. A. Eibner. (Schiuss.) — Zur Frage der römisch-
pompejanischen Wandmaierei. Von E. B. — Anfragen und Beantwortungen.

Die zerstörende Wirkung des Zinkweiss auf Aquarellfarben und die Frage der
Einführbarkeit von Teerfarben in die Kunstmalerei.
Von Prof. Dr. A. Eibner. (Schiuss.)

Am widerstandsfähigsten erwies sich der Lack
aus Heiioechtbiau GL. Bei geiben Farbstoffen
der Indanthrenreihe wurde anstatt des Ausbieichens
das Nachdunkein beobachtet.
Angesichts dieser Tatsachen muss man sich
fragen, wie die Haitbarkeit von modernen
Aquareiimaiereien im Lichte sich gestalten würde,
wenn nur mit diesen Farben gemait würde.
Hierzu kommen noch zwei Beobachtungen, die
ich machte. Bei einigen Tafein hatte ich die
Belichtung in der Weise vorgenommen, dass nur
die rechte Häifte des Farbenaufstriches mit Gias
bedeckt war, die iinke ohne Giasbedeckung
biieb. In den meisten Fähen war die rechte
Seite ausgebieicht. Das Bedecken mit Gias
schützt aiso moderne Aquareiie durchaus nicht
vor der Einwirkung des Sonnenlichts auf die
Farben, sondern schadet denseiben. Dies rührt
davon her, dass zwischen dem Giase und dem
Papiere der Wasserdampf der Luft kondensiert
wird. Bei ahen Farbstoffen, die im Sonnenlichte
unter Mitwirkung des Wassers zugrunde gehen,
ist aiso das Zinkweiss Ueberträger der Wir-
kungen des Wassers auf den Farbstoff und zer-
stört diesen daher unter Gias stärker ais ohne
Giasbedeckung.
Es sind wenige Teerfarbstoffe, weiche unter
diesen Bedingungen etwas iänger im Lichte
standhaiten ais die übrigen. Hierzu gehören die
neuen künstlichen Farbstoffe der Indigoreihe wie
das Thioindigorot, der Thioindigoscharlach und
eine grössere Anzahl der sogen. Cibafarben der
Baseier Farbenfabrik sowie der Lack aus Heiio-
echtbiau.
Ich untersuchte ferner eine Reihe schon im
Handei befindlicher Künstierfarben aus Teerfarb-

stoffen auf ihr Verhalten gegen Zinkweiss im
Lichte, u. a. auch die Eiiido-Aquareiifarben. Diese
sind seit vergangenem September belichtet.
50°^ der sämtiichen Töne verbieichten unter
Gias stärker oder schwächer bezw. dunkelten nach.
Diese Erfahrung lehrt zunächst, dass diese
Teerfarben in der Aquareiimalerei solange nicht
anwendbar sind, ais das Zinkweiss nicht entbehrt
werden kann, sei es, dass man zur ursprüngiichen
lasierenden Manier der Aquareiimaierei zurück-
kehrt, sei es, dass man ein anderes Deckweiss
findet, das im Lichte keine nachteilige Wirkung
auf die Farben äussert.
Wir haben aiso hier tatsächlich den Beweis,
dass nicht alie Künstlerfarbenfabriken die neuen
Teerfarben nach denjenigen Erfahrungsgrundsätzen
untersuchen, die für die Kunstmalerei massgebend
sind. Es ist damit unwiderleglich gezeigt, dass
hier der wünschenswerte Zusammenhang zwischen
Fabrikation und Konsument noch nicht erreicht
ist Die eminente Lichtechtheit, welche die
schon genannten neuen Teerfarben bei der Be-
lichtung im Vollton und auch in Abschwächungen,
aber ohne Verdünnung mit Zinkweiss zeigten,
machte sie ausgezeichnet geeignet zur Verwendung
in der farbigen Reproduktionstechnik. Man glaubte
nun, die hier gesammelten Erfahrungen direkt
auf die Verhältnisse in der Kunstmalerei über-
tragen zu dürfen und erlebte damit naturgemäss
einen Misserfolg, da man die spezielle Verwen-
dungsart der Farben in der modernen Aquarell-
malerei nicht berücksichtigte.
Es wäre indessen meine Forschung unvoll-
ständig gewesen, wenn ich mir nicht die Frage
vorgelegt hätte, ob es einen weissen Farbstoff
gibt, der nicht die zerstörenden Eigenschaften
 
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