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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 15
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Bakenhus, Gerhard: Lacke und Retuschierfirnisse: vergleichende Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0067

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Nr <5.

Münchner kunsttechnische Blätter.

63

Auf S. 109, Kap. 9:
„Rezept: Guter Firnis. HeHes Terpentinöl
zwei Unzen, den schönsten und heiisten Terpentin
eine Unze, Sandarak sehr wenig. Schmelze lang-
sam den Terpentin allein, ist dieser zergangen,
füge das Terpentinöi hinzu, und wenn aites gut
vereinigt ist, nimm es aus dem heissen Wasser
heraus (Wasserbad). Der Sandarak sei für sich
mit ein wenig des genannten Oeles gemischt und
dem übrigen hinzugesetzt, so tange aiies noch
warm ist. Das Oel nimmt davon auf soviei es
vermag." (Das ist aiso der erste Essenzfirnis. Der
Zusatz von Terpentinbalsam ist nötig, da sonst
der Firnis zu spröde ist.)
Nr. 2. Andere Art, die man für
besser hält. Rezept: Terpentinum vom besten
eine Unze, Steinöl zwei Unzen; im heissen Wasser
(Wasserbad) vereinige es und gib acht, dass nichts
anbrenne; der Firnis blättert niemals, wird nicht
weiss und zeigt dir genauestens deine Arbeit."
Hier wird aiso schon Petroleum empfohlen;
jedoch habe ich kein Glück mit dem Rezept ge-
habt. Es wurde gar kein ordentlicher klarer
Lack, klebte lange und war in kurzer Zeit eine
Schmutzkruste.
Nr. 3. Der Terpentinbalsam trocknet mit der
Zeit, das Terpentinöl oder das Steinöl verflüchtigen
und können Wasser nicht vertragen. Der beste
Firnis, der gegen Wasser widerstandsfähig ist,
wird gemacht nur an der Sonne über Bieiglätte,
dergl. auch überBleiweiss eingedicktem Trockenöl,
ohne irgend zu sieden.
Also wieder Cenninis Rezept.
S. 179: Der wahre Firnis für Lauten und
Violinen:
Rezept: Bernstein, vom gelbsten, der etwas
zum rötlichen neigt, soviel du magst, gib ihn in
ein glasiert irdenes Gefäss, ohne etwas hinzu-
zufügen. Lasse ihn über ein mässiges (brennendes)
Kohlenfeuer stehen und rühre ihn mit einem
Eisenstab um. Er schmilzt zu einem schwarzen
Körper, der wie Kolophonium aussieht. Ge-
schmolzen schütte ihn auf Papier oder einen
Marmorstein. Um das Oel zu entfetten, nimm
ganz reines Leinöl, setze es in einem reinen
glasierten Topf ans Feuer, lasse gut sieden und
nachdem es gesotten und gut abgeschäumt ist,
nimm eine Gänse- oder Hühnerfeder, tauche sie
darein; wenn die Feder verbrennt, so ist das Oel
nicht genügend entfettet, setze das Sieden fort,
bis (das Oel) die Feder nicht versengt. Seihe
durch ein Leinentuch. Um den Firnis zu machen,
Rezept: des genannten Oeles eine englische Pinte
oder einen Pariser Schoppen, von dem wie oben
präparierten Bernstein, fein gestossen etwa sechs
Unzen. Lasse das Oel samt dem gepulverten
Bernstein auf glimmendem Feuer warm werden
und rühre um, bis sich alles gelöst hat. So ist
dein Firnis fertig, der, je länger er bewahrt ist,
um so besser wird. Ist er zu Hüssig, füge Bern-
stein bei, ist er zu dick, Oel. Dieser Firnis wird
kalt verwendet und trocknet nur an der Sonne.
In richtiger Konsistenz bereitet, werde derselbe
warm durch ein Leinen geseiht.
Dieser Firnis ist dunkel, er trocket aber nicht
bloss in der Sonne, sondern auch im Zimmer, mit
Terpentinöl verdünnt besser. Sehr stark mit
Terpentinöl verdünnt, ist er ein sehr guter Re-
tuschierfirnis. Die Haltbarkeit ist eine ausser-
ordentlich gute.

Weiter unten eine ähnliche Zubereitung, die
wohl noch besser ist. Durch Zusatz von Blei-
glätte beim Kochen des Oeles trocknet der Firnis
weit besser, ist aber nicht so widerstandsfähig.
Zu starkes Erhitzen macht den Firnis dunkler,
auch ist er dann nicht so widerstandsfähig.
Besser wird der Firnis, wenn man Leinöl
nimmt, welcher in einer rein-grünen Glasflasche
lange Zeit der Sonne ausgesetzt war. Scheinbar
reines Oel bildet dann noch Flocken, die sich
schliesslich zu Boden setzen, falls letzteres nicht
der Fall sein sollte, muss man filtrieren. Sehr
langsam erhitzt und den gerösteten Bernstein oder
Zanzibarkopal darin gelöst, auch hier kein Trocken-
mittel zusetzen, da das langsame Trocknen kein
Fehler, sondern sehr gut ist. In allen Fällen hat
sich gezeigt, dass der Zusatz von Metallpräparaten
von keiner günstigen Wirkung ist; im Dunkeln
werden die Firnisse gelber und im Sonnenlicht
sind sie nicht so widerstandsfähig. Sie reissen
eher und werden auch eher undurchsichtig. Ein
Mischen der Farben, z. B. Zinnober, ist in manchen
Fällen gefährlich, er wird eher schwarz.
Das starke Erhitzen des Oeles ist vom Uebel,
denn wenn es zu stark erhitzt wird, trocknet es
nicht so fest auf, es bleibt lange klebrig, und so
auch der Lack, welcher auf zu starkem Feuer
gemacht ist.
Das beste Oe! bereitet man nach meiner Er-
fahrung, wenn man gut gereinigtes Oel, wie oben
angegeben, in einer grünen Flasche längere Zeit
der Sonne aussetzt, es wird absolut klar, ohne
eigentlich zu bleichen, es trocknet sehr fest aut,
besser, wie das mit Glätte oder Mangan bereitete;
ein Zusatz von geglühtem Zinkvitriol macht das
Oel nicht trocknender, wie auch schon von an-
deren angegeben, jedoch scheint die Schicht härter
zu werden. Falls das Oe! schneller trocknen soll,
braucht man es nicht mit obigen Substanzen zu
kochen, sondern es genügt ein einfaches Durch-
schütteln mit nachfolgendem Absetzenlassen. Wenn
man es dann nachher wieder in einer grünen
Flasche der Sonne aussetzt, wird es vollständig
klar, trocknet aber viel schneller wie das ge-
wöhnliche Oel und klebt nicht wie zu stark er-
hitztes. Wenn man dieses Oel in einem offenen
Gefäss der Sonne aussetzt, verdickt es sich, und
zwar schliesslich so stark, dass man es nicht mehr
mit dem Pinsel auftragen kann, sondern mit Ter-
pentinöl verdünnen muss. Gewöhnliches Leinöl
trocknet in dicken Schichten runzlig auf, oben-
genanntes dagegen ganz glatt; ein geringer Zu-
satz zu Mastix und Damar macht dieselben gegen
Feuchtigkeit viel widerstandsfähiger. An mehreren
Stellen des obengenannten Werkes finden sich
Rezepte, um Bernstein und Kopal zu lösen, ohne
sie zu rösten, nämlich sie in Spiritus zu reiben
und nachher in Oel zu lösen; es ist mir aber
nicht gelungen. (Fortsetzung folgt.)
 
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