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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 26.1916

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Heft 3
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Bombe, Walter: Das Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.26490#0086

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Abb. 2.

Niederrhemische Bauernküche im Crefelder Museum.

Das Gebäude ist ein stattlicher zweigeschossiger Bau
mit Unterhaus, aus oberfränkischem Sandstein im Stil
der italienischen Renaissance aufgeführt (s. Abb. 1). Über
eine breite Freitreppe gelangt man durch ein dreiteiliges
Portal in die Vorhalle, von der acht Stufen zum Haupt-
geschoß hinanführen. Das 17 m breite und 18 m hohe
Treppenhaus nimmt an der Hauptwand in einer Ne-
naissancenische die 3,5 m hohe Marmorstatue Kaiser Wil-
helms I. von Gustav Eberlein auf; die Galerie im Oberstock
wird von gelben Säulen getragen. Als Museums-
räume standen im Untergeschoß außer dem durch das
Oberlicht des Treppenhauses erhellten großen Saal vier
Zimmer, im Mittelgeschoß sieben Zimmer und im Ober-
geschoß ein großer und zwei kleinere Säle nut Ober-
licht sowie drei Säle mit Seitenlicht zur Verfügung.
Drei Räume im südlichen Teil des Mittelgeschosses
wurden als Lesezimmer, Bibliothek und Amtszimmer
des Direktors vorgesehen.
Als der Bau sich seiner Vollendung näherte, wurde
ein fester jährlicher Zuschuß von der Stadt bewilligt
und durch Beschluß des Stadtrates am 18. März 1897
Or. Friedrich Deneken, damals Assistent am Museum
für Kunst und Gewerbe in Hamburg, zum Direktor ge-
wählt. Am 1. Juli 1897 trat Deneken sein Amt an und
begann seine Tätigkeit mit der Einrichtung der Räume

und der Aufstellung der Sammlungsgegenstande. Hier-
bei wurde der schon von Justus Brinckmann nachdrück-
lich geforderte Grundsatz festgehalten, alles, was an
alten Kunstarbciten aus dem Geiste eines Zeitalters
hervorgegangen ist, zu vereinigen und eine Reihe von
Zimmern mit Bildern, Schnitzarbeiten, Hausrat, Waffen,
Keramiken, Gläsern usw. zu geschlossenen kulturhistori-
schen Gruppen auszugestalten. Mit dieser, von der sonst
üblichen Art der Aufstellung abweichenden Einteilung
des Anschauungsstoffes verbindet sich der Vorteil, daß
der ursprüngliche Zusammenhang der Dinge wieder-
hergestellt und einer äußerlichen Aneignung der Formen
alter Kunst wirksam entgegengearbeitet wird. Gerade
in kleineren Sammlungen, deren Aufgabe vor allem
die künstlerische Erziehung des örtlichen Handwerks ist,
bietet diese Art der Anordnung erst die Möglichkeit
einer tieferen Auffassung der künstlerischen Eigenschaften
alter Meisterwerke.
Der rasche Zuwachs der Sammlungen ließ schon
nach wenigen Jahren einen Muscumsanbau notwendig
erscheinen. Nachdem bereits im Jahre 1900 einige Mu-
seumsfreunde in der Stadtverordnetenversammlung
einen Meinungsaustausch über die Frage angeregt
hatten, vergingen mehrere Jahre, bis der Erweiterungs-
bau wieder auf die Tagesordnung kam. Andere städ-

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