Abb. 5.
Blick in den Rokoko-Salon des Creselder Museums.
artigen Medaillons geschmückt.
In dem Saal der Nachbildun-
gen antiker Bildwerke üben die
nach dem Braunschweiger Sy-
stem dauerhaft getönten Gips-
abgüsse eine schöne und starke
Wirkung aus. Hier findet sich
auch eine Bronzenacbbildung
des Knaben von Xanten, die
getreu nach dein Berliner Ori-
ginal patinicrt wurde.
Die dritte Abteilung ist den
niederrheinischen Bauernalter-
tümern gewidmet. Ein Raum
ist eingerichtet wie ein altes
Bauernzinmwr, mitHimmelbett
und reichgeschnitzten Schranken,
deren eigentümliche Flachorna-
mentik eine wahre Musterkarte
von stilisierten Pflanzen-, Spi-
ral- und Flechtmotiven zeigt.
Unter dem falschen Namen
„Milchschranke" haben diese
Schrankmöbel für den linken
Niederrhein eine typische Gel-
tung erhalten. Bei weitem
das größte Interesse aber bieten
die keramischen Erzeugnisse des
Niederrheins, die hier in größe-
rem Umfange zu finden sind
als sonst irgendwo. Der Leiter
des Museums hat diese ge-
schichtlich und künstlerisch gleich
wertvollen Zeugnisse altbauer-
lichen Gewerbefleißes in dem
kürzlich erschienenen ersten der
„Handbücher zur Einführung in
die Sammlungen des Kcuser-
Wilhelm - Museums" zum Ge-
genstände einer eingehenden
Darstellung gemacht*. Bemalte
und glasierte Tonplatten mit
teils kirchlichen, teils profanen
Darstellungen, meist aus dem
benachbarten Dorfe Schaep-
huysen stammend, dienen als
Wandschmuck. Wenn diese Tafeln auch eine bäuerisch-
derbe Art in Auffassung und Ausführung zeigen, so
finden sich doch trotz der unbehilflichen Zeichnung
Beispiele eines starken und tiefen Ausdrucks, wie etwa
der weinende Petrus, der seinen Verrat bereut. Der
Darstellungskreis solcher Bildtafeln war aber nicht aus-
schließlich auf religiöse Stoffe beschrankt; es gibt
auch, freilich seltener, Schilderungen aus dem täglichen
Leben. Wir sehen die Bäuerin am Butterfaß ar-
beitend und den Mann mit Branntweinbrennen be-
schäftigt, sowie das Innere einer Böttcherwerkfiatt. —
Den Kunstfreund werden auch die dreibeinigen Stühle
fesseln, die von den Bildern Brouwers her bekannt sind
* Friedrich Deneken: Die Sammlung niederrheinischer Ton-
arbeiten. Crefeld 1914, I.B.Kleinsche Buchdruckcrei, M.Buscher.
und die in früheren Zeiten der Niederrhein mit Holland
und Flandern gemeinsam hatte.
Eine geschlossene, nach der örtlichen Zusammen-
gehörigkeit geordnete Sammlung solcher Tonarbeiten,
wie sie das Bauernzimmer aufweist, füllt einen eigenen
Saal im Museum. Hier erhält man eine klare Vor-
stellung von der Wesensart der erst durch Denekens
Forschungen bekannt gewordenen Töpfereien des Nieder-
rheins. Die älteste der datierten Schüsseln stammt aus
dem Jahre 1664. Sie stellt zwei Schmiede am Amboß
dar und ist in Issum unweit Geldern angefertigt worden.
Aus demselben Ort stammt wahrscheinlich eine Abart
von Schüsseln, der wir heute bei unseren! strengeren
Gefühl für Flächenverzierung weniger Geschmack abzu-
gewinnen vermögen, die sogenannten Reliefschüsseln,
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