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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 26.1916

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Heft 7/8
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https://doi.org/10.11588/diglit.26490#0298

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junges Brot.
Von Paul Zech (im Felde).
Vierzehn Winterwochen lang lag das Feldgebreit hinter
unserem Dorf überglänzt von Schnee. Der Wechselgang, alle
vier Tage zum Graben hinauf, hatte eine Straße durch das aus
zarten Flocken gewebte Leinentuch gestampft. Teerschwarz dunkelte
die tiefe Spur aus der flaumigen Zartheit. Es gab niemand, der
auch nur um Fußbreite dieses einmalige Band der Schritte ver-
breitert hätte. Denn dort flach unter der undurchscheinenden
Decke lag Roggen in lebendigem Keim. Aussaat künftigen Brotes,
die die starken, sehnigen Bauernarme bärtiger Munitionsfahrer in
den dunstigen Abendstunden des Oktobers geschwungen hatten.
Und wir haben gesehen, wie sich das rostige Laub der Pappeln
über das frischglänzende Fleisch der Erde gelegt hatte, bis das Feld
sich streckte wie die bunte Wildheit eines Tigerfelles. Jeder Regen-
strich dunkelte die Farben nach und schließlich lag alles schwarz und
braun mit einem Glanz von geglättetem Samt: November, De-
zember. Und dann Januar. Doch das war nur vier, fünf Tage lang,
bis der jähe Schneefall kam, der vierzehn Winterwochen ununter-
brochen lag.
Und ein Wind duftend von Süd wehte danach. Wieder lag
ein herbes Edelschwarz ungeheuer gebreitet. Die Luft war geladen
mit den Wundern des aufsteigenden April. Es zeigten sich Schwarz-
amseln auf Baumspitzen und sangen so laut .... so laut.
Cs gab Sonnenuntergänge in Farben von kühnster Wild-
heit: Gelb und Violett. Rot und Grün. Rosa und Silber.
Es gab Kätzchen an den Weiden, und auf den Rainen zierliches
Geklingel von Schneeglöckchen.
Cs gab Himmel in Hellem Stahl, und Stürme der Explosionen
jagten die weißen Rauchwölkchen wie widerwillige Lämmer im
Wirbel. ...
Wir gingen noch immer alle vier Tage den Wechselgang zum
Graben hinauf. Und plötzlich — wer weiß wie und von Gott weiß
woher — lief ein zarter Hauch über das Feld, wie wenn schwarz-
braunes Kupfer grün anläust.
Ein Grün: so schüchtern und rührend unbeholfen wie der
erste Mutterlaut eines Knäblems durch die Kehle geschluchzt und
auf der Zunge zart zerschmelzend.
Ein Grün: so heiß in das Herz zärtelnd, wie jenes Rosa auf
Mädchen-Ohrmuscheln, durch die unbeschreiblich süße Worte zittern.
Wir hoben die Handrücken an Stirn und Augenbrauen und
sahen weder Himmel noch Pfützen Schlamm, durch die wir stelzten.
Wir sahen das Grün von Schritt zu Schritt, von Tag zu Tag in
vollere Akkorde hinüberschwellen. Es stieg bis an den Rand des
Wäldchens und ergoß sich in die Gräben.
Jahre dünkten uns die zwei Tage Wachtdienst ohne Grün und
die Erde vor uns voll Vernichtung. Wir sannen einem verklungenen
Liede nach, wie um mit den Tönen einen Nachhauch des Grüns zu
erzwingen.
Was waren uns die herzlichen Briefzeilen von dir, du blonde
Geliebte I Wahnsinniges Ängsten von dir, o Mutter! Was warst
du uns ... du grabfurchende Granate im Nachklang des himm-
lischen Grüns?
Und dann kam es nach der einen, unendlich ausgesternten
lauen Frühlingsnacht wie ein Fest über uns —:
Wie eine aus Smaragd gegossene Scheibe glänzte es miteins
in der Früh vor uns auf zu beiden Seiten der Straße.
O dieses unbeschreibliche Grün, das die tausend Dinge der
Sinne überwältigte, die Unendlichkeiten berührte und an die un-
ruhige Flanke der zerquälten Erde einen weitschwingigen Flügel
schmiegte, geschwellt von starker Hoffnung.
«sagtet Ihr nicht, Mutter, daß Grün die Farbe derHoffnung sei?
Mutter unser, nie sahen wir ein Grün, das so Hoffnung aus-
goß, wie dieser strotzend sich wiegende junge Roggen.
Wenn zufriedene Sattheit über uns kommen wird nach diesen
Tagen, um deren glücklichen Ausgang wir darben, uns zerscherben —:
mit dem satten Grün dieses jungen Roggens muß sie über
uns kommen!

Wenn über den traurig anklagenden Blutbächen, den Not-
rufen der Untergänge die Tauben des Friedens schweben —: mit
dem Grün dieses jungen Roggens in den Schnäbeln werden
sie schweben.
Mit Ährenkränzen aus dem Grün dieses jungen Roggens be-
laubt, werden wir wiederkommen.
Wir —: Mutter du, und du Geliebte, blondeste, wenn wir
wiederkommen . . .
Seht, und die Welt soll genesen an dem Grün, aus dem man
das Brot unendlicher Gottes-Kindschaft kneten wird.
Den einzigen seligen Menschen, der die Welt ändern wird,
bis sie grün fruchtbar wogt wie dieser junge Roggen zu beiden
Seiten der Straße, die wir beschreiten alle vier Tage zum Graben
hinauf. s644)
eltener Zufall.
(Berliner Tageblatt vom 16. Mai 1-16, Inseratenteil.)
Viel Geld täglich zu verdienen oder mehrere hunderttausend
Mark in kurzer Zeit reell durch Erwerb die Hälfte des Verlagsrechtes.
Der allgemein bekannte und weltberühmte Künstler I. Sofer
ist gestorben. Ich habe eine große Partie Kunstbilder samt Ver-
lagsrecht erworben. Diese Kunstbilder stellen S. M. Kaiser Wil-
helm II- im Format 65/45 vm dar.
Cs handelt sich daher erstens um ein Kunstbild des genannten
Monarchen, zweitens ist dasselbe von dem allergrößten Künstler
der Welt angefertigt worden. Daher der allerbeste Massenartikel
der Welt.
Ein solches Kunstbild ist eine Zierde für jeden Salon und
sollte überhaupt in keinem Hause fehlen. Ich offeriere dieses Bild
zu Mark 2,— per Stück, IS Bilder zu Mark 16,—
franko ganz Deutschland, gegen Voreinsendung des Betrages
durch Postanweisung.
Wenn Sie nur IS Bilder per Tag verkaufen, wo werden
Sie ZS bis 40 Mark pro Tag verdienen. Der Verkaufspreis
steht jedem frei.
Der Künstler I. Sofer wurde fast von sämtlichen Monarchen
Europas ausgezeichnet, wie z. B. von S. M. Kaiser Wilhelm II-,
Prinz Heinrich von Preußen, König von Bayern, Prinzregent von
Anhalt, König von Württemberg usw. Ebenso von S. M. Kaiser
Franz Joseph, Kronprinz Rudolf von Österreich, Erzherzog Victor,
Erzherzog Sigismund, Erzherzog Leopold Salvator, König von
Rumänien, König von Spanien, König von Dänemark, König
von Bulgarien, Prinzregent von Liechtenstein sowie von allen
anderen europäischen Monarchen, von Akademien und von Uni-
versitäts-Professoren und sonstigen großen Persönlichkeiten der Welt,
so daß kaum ein zweiter Künstler so viel Auszeichnungen erhalten
hat wie der verstorbene Künstler Sofer.
Sollte ich auch noch alle Artikel anführen, welche die aller-
größten europäischen Zeitungen über den Künstler geschrieben haben,
so müßte es ein sehr dickes Buch geben.
Das Kunstbild Kaiser Wilhelm II. ist der allerbeste Massen-
artikel der Welt. Tüchtige Verkäufer können sich in kurzer Zeit
reell ein großes Vermögen erwerben. Man beeile sich daher so
rasch als möglich, Bilder zu bestellen, bevor das Verlagsrecht
verkauft wird.
Ich suche daher, mit einem in Deutschland ansässigen tüch-
tigen Kaufmann als Teilhaber gegen sehr günstige Konditionen
abzuschließen, um den Versand von Deutschland aus zu betreiben.
Reflektanten für das Verlagsrecht wollen sich beeilen, schrift-
liche Bedingungen bei mir zu verlangen, da an dem Verlagsrecht
in allerkürzester Zeit mehrere Hunderttausende reell zu verdienen sind.
Nach der Schweiz doppelt Briefporto; ungenügend frankierte
Briefe und Postkarten werden refüsiert. — Einzelne Bilder sind
nur gegen Voraus-Einsendung von 2 Mark durch Postanweisung
erhältlich. Die Bilder folgen franko in ganz Deutschland.
I. Weber,
Postfach Seidengasse, Zürich I.


Verantwortlich: Wilhelm Schäfer. — Druck und Verlag: A. Bagel, Düsseldorf. — Kunstdruckpapier: I. W. Zanders, B.-Gladbach.
Gedruckt mit Farben der CH. Hostmann-Steinbergschen Farbenfabriken, G. m. b. H., Celle (Hannover).
Alle redaktionellen Sendungen sind an den Herausgeber Wilhelm Schäfer in Vallendar a. Rh. erbeten.
Für unverlangte Manuskripte und Rezensionsexemplare wird keine Verpflichtung übernommen. Rückporto ist beizulegen.
 
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