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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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142 Die Bauten in Florenz

jener Theil (des Gebäudes) an der Ecke, wo messer Piero da
Filicaja wohnte, zuerst gemacht würde, so wäre es mir lieb, Ihr
gäbet der Zeichnung, für die Ihr Euch entschliesst, die Maasse
für jenen Theil bei, damit man damit beginnen könne, die Steine
zu brechen und die Arbeit anzufangen. Und könnten in der
Zwischenzeit, solange die Entscheidung über das Haus des Bancho
noch aussteht und man sich mit dem Stück begnügt, das wir
besitzen, die Maasse der Thüren gegeben werden, damit keine
Zeit verloren geht, so wäre mir dies angenehm; und ich meine,
Euch wird das ja keine Schwierigkeiten machen; gleichwohl über-
lasse ich es Euch Alles, wie ich oben sagte. Übrigens will ich
meinerseits Euch nicht antreiben, da ich dessen ganz gewiss, es
bedürfe bei der Zuneigung, die Ihr mir schenkt, keines solchen
Antreibens. Ich bringe Euch in Erinnerung, dass ich Nichts weiss,
was ich zur Befriedigung meines Gemüthes mehr wünschte, als
dieses. Und gebraucht Ihr Geld oder irgend etwas Anderes, von
dem Ihr annehmt, dass es in meinem Vermögen steht, so benach-
richtigt mich, denn ich werde es an Nichts fehlen lassen; und
liebt Ihr mich, wie ich mich überzeugt halte, so wendet Euch
vorkommenden Falles an keinen Anderen, als an mich: ich
werde es nie an mir fehlen lassen, und es wird mir besonderste
Freude sein.
„Es bleibt mir nur noch zu sagen, dass, wenn Ihr Euch ent-
schliesst, nach Rom zu gehen, Ihr nicht verfehlt diesen Weg zu
nehmen; und lasst es mich vorher wissen, damit ich Euch Ge-
sellschaft verschaffen kann und Ihr unter der Reise nicht zu
leiden habt. — Euer gegenwärtiger Bartolommeo Valori."
Es ist derselbe Valori, der nach den Kriegszeiten in Florenz
als Bevollmächtigter des Papstes Dessen Versöhnung mit dem
Künstler zu vermitteln hatte und für den Michelangelo eine Statue
des Apollo arbeitete. Von wo aus er den Brief geschrieben, bleibt
ungewiss; das „presente" deutet auf Florenz, der Schluss des
Briefes aber auf irgend einen Ort zwischen Florenz und Rom. Im
Ungewissen auch sind wir über die Stadt, wo das Haus gebaut
werden sollte. Die Erwähnung des Messer Pietro da Filicaja —
mit Leuten dieses Namens stand er zur Zeit der Beschäftigung mit
der Fassade von S. Lorenzo in Beziehung — und die Bitte,
Michelangelo möge selbst die Angelegenheit des Hausankaufes be-
treiben, lässt auf Florenz schliessen.
Dass der Meister wenigstens eine Zeichnung gemacht, ist
wohl anzunehmen. Der später noch zu erwähnende Grundriss eines
Hauses in der Casa Buonarroti LIV, 119 (Thode 168), kann aber
nicht gut in Betracht kommen, da hier der Hof eine besonders
grosse Ausdehnung hat.
 
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