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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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188

Die Bauten in Rom

angelos angefertigt sei. v. Ramdohr (III, 254) äussert sich begeistert
über sie.
In der That zeichnet sich die gesamte architektonische Aus-
schmückung durch grosse Feinheit, Geschmack und edles Marmor-
material aus. Die Altarwand und die beiden Seitenwände haben
die gleiche reiche Gliederung — nur zeigt sich an der Altarwand
eine mittlere Bekrönung durch einen spitzen Giebel — erhalten.
Über einem hohen Sockel, vor dem an den Seitenwänden je zwei
Sarkophage stehen, erheben sich vier schön gebildete, kannellirte
Kompositsäulen, die zierlich und fein geformtes Architrav, Fries
und Gesims tragen und ein etwas breiteres Mittelfeld und schmale
Seitenfelder einschliessen. Auf dem Gesims als Abschluss vier
Michelangeleske Volutenkonsolen. In der Lunette darüber das
Wappen der Strozzi. Die Sarkophage aus schwarzem Marmor haben
die Form der Mediceischen. An der Altarwand sind in der Mitte
die Pietä, seitlich Rahel und Lea in Bronzekopien angebracht, über
letzteren zwei Reliefs: die Kreuzabnahme und Christus im Limbus.
Der Altar, aus weissem Marmor, ist schwer in der Form, die an
einen Sarkophag erinnert.
In den Sarkophagen bestattet sind die Söhne des Filippo
Strozzi: Roberto, Pietro (Marschall Heinrichs II.), Lorenzo Kardinal
und Leo.
In der Kapelle auf dem Boden aufgestellt sind zwei prachtvolle
Bronzekandelaber.
Die Pietät und Bewunderung der Strozzi für den grossen
Künstler, welcher der Freund ihres Hauses war, hat hier ein rühren-
des Zeugniss gefunden. Sie wollten im Tode von Gestalten und
Formen Michelangelos umgeben sein. Es wäre von Interesse zu
erfahren, wem sie den Auftrag gaben, diese Komposition aus
Motiven und Reminiscenzen von Dessen Kunst zu schaffen und wer
sich dieser Aufgabe mit solchem Geschick entledigte.
2. Die Kirche S. Anna de' Palafrenieri. Sie wurde
1575 von Giacinto Barozzi nach einer Zeichnung seines Vaters
Giacomo erbaut. „Viele aber sagen, sie sei von Michelangelo ent-
worfen worden."
3. Die Ornamente in der Cappella Cesi in S. Maria
della Pace.
Es ist die zweite Kapelle rechts, welche an die mit Raphaels
Sibyllen verzierte sich anschliesst. Kein Anderer als Goethe
spricht angesichts der Ornamente dieses Raumes von Michelangelo.
(Ital. Reise. II. röm. Aufenthalt, Dez.) „Die zwote Kapelle ist nach
des Michael Angelo Zeichnungen mit Arabesken geziert, die hoch
geschätzt werden, aber nicht simpel genug sind." Sie rühren von
Simone Mosca her.
 
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