Das Kapitol
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ment dem Forum Trajans entnommen. Ein Theil der Kosten wird
vom Consiglio comunale aufgebracht; der Beschluss vom 22. März
1538 besagt: quod dicta summa erogari debeat in reformatione
statue M. Antonii in platea Capitolii secundum judicium
Michaelis Angeli sculptoris.
Nicht die Kleriker allein, auch Michelangelo war gegen die
Übertragung der Statue. Diese interessante Thatsache erfahren wir
aus einem Briefe des Giovan Maria della Porta an den Herzog
Francesco Maria von Urbino, den Georg Gronau publizirt hat (Bei-
heft zum Jahrb. d. k. pr. Kunsts. XXVII, S. 9): Michelangelo con-
trastö assai, per quanto lui mi dice, che questo cavallo non se
levasse, parendogli che 'l stesse meglio dove l'era, et che se lui
non havesse tanto disuaso il Papa che S. Sta. voleva similmente
levare gli dui cavalli e statue di Montecavallo. Hiernach scheint
es, dass Paul III. auch die letzteren auf das Kapitol bringen wollte,
wohin statt ihrer später das andere Paar der Dioskuren kam.
Übrigens heisst es in diesem Briefe: Porta habe „cautamente a chi
ha cura di farvi la nova basa" empfohlen, die alte Inschrift
Sixtus' IV. wieder anzubringen. Diese Umschreibung — kurz
darauf wird Michelangelo genannt — zeigt, dass Dieser nicht
der Verfertiger des Postamentes gewesen ist: er scheint
höchstens allgemeine Bestimmungen darüber getroffen zu haben.
Hat er damals schon Pläne für die Gesamtgestaltung des Kapitols
gemacht? Dies wissen wir nicht. 1541 und 1542 werden Repara-
turen im Senatorenpalast vorgenommen. Mangel an Geld nöthigt,
von Neubauten abzusehen und sich bloss auf die Verschönerung
des Platzes zu beschränken. 1543 werden Mittel beschafft für die
Via Capitolina. Nach Aussagen des später bei der Bauleitung be-
schäftigten Prospero Boccapaduli, der 1568 die ganze Bauzeit auf
22 Jahre angiebt, beginnt man mit dem Neubau 1546 (M. Ubaldo
Bicci: Notizie della Famiglia Boccapaduli. Rom 1762, S. 131). Und
für Diesen fertigt Michelangelo damals sicher die Entwürfe an, denn
Vasari sagt im Leben des Aristotele da San Gallo (VI, S. 449),
der Meister habe beabsichtigt sich seiner „bei dem Bau, den die
Römer auf dem Kapitol auszuführen gedenken", zu bedienen, aber
Aristotele sei damals nach Florenz zurückgekehrt — und diese Rück-
kehr fand 1547 statt!
Das Erste, was geschieht, ist eine Umwandlung der Fassade
des Senatorenpalastes. Die Loggia rechts und die Treppe wird
entfernt. Die Mitteltreppe mit dem Mittelportal wird errichtet und
durch die beiden Flussgötter geschmückt. Deren Erwähnung durch
Aldovrandi (1550) beweist, dass diese Neuerungen Ende der vier-
ziger Jahre vorgenommen wurden. Des Hieronymus Kock Stich
von 1562 giebt, wie Michaelis richtig bemerkt, eine ältere Zeich-
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ment dem Forum Trajans entnommen. Ein Theil der Kosten wird
vom Consiglio comunale aufgebracht; der Beschluss vom 22. März
1538 besagt: quod dicta summa erogari debeat in reformatione
statue M. Antonii in platea Capitolii secundum judicium
Michaelis Angeli sculptoris.
Nicht die Kleriker allein, auch Michelangelo war gegen die
Übertragung der Statue. Diese interessante Thatsache erfahren wir
aus einem Briefe des Giovan Maria della Porta an den Herzog
Francesco Maria von Urbino, den Georg Gronau publizirt hat (Bei-
heft zum Jahrb. d. k. pr. Kunsts. XXVII, S. 9): Michelangelo con-
trastö assai, per quanto lui mi dice, che questo cavallo non se
levasse, parendogli che 'l stesse meglio dove l'era, et che se lui
non havesse tanto disuaso il Papa che S. Sta. voleva similmente
levare gli dui cavalli e statue di Montecavallo. Hiernach scheint
es, dass Paul III. auch die letzteren auf das Kapitol bringen wollte,
wohin statt ihrer später das andere Paar der Dioskuren kam.
Übrigens heisst es in diesem Briefe: Porta habe „cautamente a chi
ha cura di farvi la nova basa" empfohlen, die alte Inschrift
Sixtus' IV. wieder anzubringen. Diese Umschreibung — kurz
darauf wird Michelangelo genannt — zeigt, dass Dieser nicht
der Verfertiger des Postamentes gewesen ist: er scheint
höchstens allgemeine Bestimmungen darüber getroffen zu haben.
Hat er damals schon Pläne für die Gesamtgestaltung des Kapitols
gemacht? Dies wissen wir nicht. 1541 und 1542 werden Repara-
turen im Senatorenpalast vorgenommen. Mangel an Geld nöthigt,
von Neubauten abzusehen und sich bloss auf die Verschönerung
des Platzes zu beschränken. 1543 werden Mittel beschafft für die
Via Capitolina. Nach Aussagen des später bei der Bauleitung be-
schäftigten Prospero Boccapaduli, der 1568 die ganze Bauzeit auf
22 Jahre angiebt, beginnt man mit dem Neubau 1546 (M. Ubaldo
Bicci: Notizie della Famiglia Boccapaduli. Rom 1762, S. 131). Und
für Diesen fertigt Michelangelo damals sicher die Entwürfe an, denn
Vasari sagt im Leben des Aristotele da San Gallo (VI, S. 449),
der Meister habe beabsichtigt sich seiner „bei dem Bau, den die
Römer auf dem Kapitol auszuführen gedenken", zu bedienen, aber
Aristotele sei damals nach Florenz zurückgekehrt — und diese Rück-
kehr fand 1547 statt!
Das Erste, was geschieht, ist eine Umwandlung der Fassade
des Senatorenpalastes. Die Loggia rechts und die Treppe wird
entfernt. Die Mitteltreppe mit dem Mittelportal wird errichtet und
durch die beiden Flussgötter geschmückt. Deren Erwähnung durch
Aldovrandi (1550) beweist, dass diese Neuerungen Ende der vier-
ziger Jahre vorgenommen wurden. Des Hieronymus Kock Stich
von 1562 giebt, wie Michaelis richtig bemerkt, eine ältere Zeich-