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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Die Bauten in Rom

Schein der Rücksicht gaben sie vor, Michelangelo zu entlasten, der
alt sei und sich nicht um die Sache bekümmere, so dass, wie die
Dinge lägen, man niemals zu einem Abschluss kommen werde.
Der Papst, der möglichst wenige Ungelegenheiten wollte und nicht
daran dachte, was daraus entstehen könnte, gab den Klerikern di
Camera die Machtbefugniss, für die Angelegenheit als eine, die sie
anginge, Sorge zu tragen. Da übertrugen sie diese, ohne dass
Michelangelo Etwas davon erfuhr, mit freiem Vertrag und allem
Material dem Nanni. Dieser liess die Befestigungen, die zum Fun-
diren nöthig waren, äusser Acht und entlastete die Brücke von
einer grossen Anzahl Travertinquadern, um diese zu verkaufen;
gerade diese Steine aber, mit denen vor Alters die Brücke seitlich
gestützt und befestigt worden war, machten sie durch ihre Be-
schwerung stark und sicher und tüchtiger. An ihre Stelle nun
brachte er Kies und Mörtel, so dass man den inneren Defekt nicht
sah, und aussen brachte er Brustwehren und Anderes an; auf den
ersten Blick schien Alles erneuert. Aber da die Brücke vollständig
schwach geworden und Alles verdünnt war, kam es dann fünf
Jahre später, bei der Überschwemmung im Jahre 1557 (15. Sep-
tember), dazu, dass sie derartig zusammenbrach, dass man erkannte,
wie wenig Urtheilskraft die Kleriker bewiesen und welchen Schaden
Rom davon hatte, dass man den Rathschlägen Michelangelos nicht
gefolgt war. Oft hat Dieser seinen Freunden den Einbruch voraus-
gesa^t und auch mir, denn ich erinnere mich, wie er mir, als
wir einst über sie ritten, sagte: »Giorgio, diese Brücke zittert unter
uns; reiten wir schnell zu, damit sie nicht einbricht, so lange wir
noch auf ihr sind.«"
Einige nähere archivalische Data verdanken wir Bart. Podesta
(Fanfani: Spigol. S. 126 ff.). Danach wurden die Kosten des Baues
aus einer Taxe bestritten, deren Depositar der Banquier Bindo
Altoviti war. Die erste Zahlung findet am 5. Oktober 1548 statt,
und zwar a conto an den von Michelangelo deputirten Maestro
Andrea Seimone. Am 13. Oktober eine Zahlung an Zimmerleute,
die vom 7. Oktober an ununterbrochen Tag und Nacht gearbeitet
haben. Weitere von Michelangelo angewiesene Zahlungen werden
am 27. Oktober, 3. Dezember und 22. Januar 1549 für verschie-
denerlei Arbeiten verzeichnet. Der Tod Pauls III. scheint die Thätig-
keit gelähmt zu haben. Am 3. Juli 1551 wird der erwähnte Kon-
trakt mit Nanni abgeschlossen, in dem die Fundirung des Pfeilers
und Ausbesserung der zwei Bögen stipulirt wird. Am 13. Juni
1552 verdingt Nanni die Arbeiten an mehrere florentiner Meister.
Die Kosten wurden durch eine den Kurtisanen Roms auferlegte
Abgabe bestritten (Bertolotti, s. C. von Fabriczy, Rep. f. K. X, 112).
Er schreibt am 17. März 1553 an den Herzog von Parma, Ottavio
 
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