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Entwürfe für Gebrauchsgegenstände
habene Ornamentik führte er (?) mit solcher Sorgfalt aus, dass nie-
mals ein anderes Werk in gleich grosser Vollkommenheit gemacht
worden ist. An den Wänden dieser Kassette sind in ovalen Feldern
folgende Geschichten von Giovanni mit wunderbarer Kunst intaglirt
worden: Meleagers' Jagd und der Kalydonische Eber, Bacchantinnen
und eine Seeschlacht, weiter der Kampf des Herkules mit den
Amazonen, und andere sehr schöne Phantasieen des Kardinals, der
hierfür durchgeführte Zeichnungen von Perino del Vaga und anderen
Meistern anfertigen liess." (Weiter werden als hiervon unabhängige
Arbeiten Giovannis Kristallintagli nach Michelangelos Zeichnungen
des Tityos und des Phaeton erwähnt.)
Die Kassette war 1540 in Arbeit, nach einem nicht in allen
Ausgaben enthaltenen Briefe Annibale Caros an Giovanni Cesari
(Ausg. der Lettere, Mailand 1807, II, p. 345). Im Februar dieses
Jahres hatte Bernardi schon viel Arbeit daran gethan. Am 2. Mai
1 543 bemerkt Claudio Tolomei in einem Brief an Bernardi: „ich
denke, Ihr würdet eine sehr schöne Gelegenheit haben, ihn (Pier
Luigi), wenn er Faenza passirt, zu sprechen und ihm die Kristalle
zu zeigen; dass diese so schön gelungen sind, freut mich sehr, ob-
gleich man Anderes von Eurem Talente gar nicht erwarten kann."
(A. Ronchini: s. u. VII, S. 134.) Am 17. November 1543 schreibt
Bernardi an den Kardinal Farnese: „ich wollte nach Rom kommen,
habe aber bei den seltsamen Zeiten nicht den Muth gehabt, Euch
alle Dinge, die ich vollendet habe, zu bringen: nämlich das Taber-
nakel und die Quadrigen. Ihr werdet Etwas sehen, was Euch ge-
fallen wird; doch verzögere ich es noch, bis Alles vollendet ist,
nämlich alle Stücke der Kassette." (A. Ronchini IV, S. 17.) Dann
am 21. April 1544: „ich wünschte nach Rom zu kommen und
Euch das Tabernakel und die vier grossen Stücke der Kassette,
nämlich: den Cirkus der Quadrigen, den Triumph des Bacchus und
des Silen, eine Seeschlacht und die Schlacht bei Tunis, die Euch
staunen machen werden, zu bringen." Und am 4. April 1546: „ich
habe alle Eure Werke vollendet und sende Euch die Dreiecke der
Kassette aus schwarzem Kristall." 1547 wurde sie dem Kardinal
Alessandro Farnese übergeben (Liverani, Maestro Giov. Bernardi
da Castelbolognese, Faenza 1870, S. 28 und 33).
Näheres über die Vorgänge erfahren wir aus einem früheren
Briefe Claudio Tolomeis an Apollonio Filareto (Lettere, Ausg. Ve-
nezia 1596, S. 182 ; Bottari, Racc. di lettere, Mailand 1822,
IV, S. 6):
„Ich finde Schwierigkeit, zu erreichen, dass Meister Perino
(del Vaga) jene Zeichnung für die Kassette unseres Herrn Herzogs
(Pier Luigi Farnese) anfertige. Ich sandte ihn zu dem Goldschmied,
um jene drei zu sehen, welche schon gemacht sind; als er sie sah
Entwürfe für Gebrauchsgegenstände
habene Ornamentik führte er (?) mit solcher Sorgfalt aus, dass nie-
mals ein anderes Werk in gleich grosser Vollkommenheit gemacht
worden ist. An den Wänden dieser Kassette sind in ovalen Feldern
folgende Geschichten von Giovanni mit wunderbarer Kunst intaglirt
worden: Meleagers' Jagd und der Kalydonische Eber, Bacchantinnen
und eine Seeschlacht, weiter der Kampf des Herkules mit den
Amazonen, und andere sehr schöne Phantasieen des Kardinals, der
hierfür durchgeführte Zeichnungen von Perino del Vaga und anderen
Meistern anfertigen liess." (Weiter werden als hiervon unabhängige
Arbeiten Giovannis Kristallintagli nach Michelangelos Zeichnungen
des Tityos und des Phaeton erwähnt.)
Die Kassette war 1540 in Arbeit, nach einem nicht in allen
Ausgaben enthaltenen Briefe Annibale Caros an Giovanni Cesari
(Ausg. der Lettere, Mailand 1807, II, p. 345). Im Februar dieses
Jahres hatte Bernardi schon viel Arbeit daran gethan. Am 2. Mai
1 543 bemerkt Claudio Tolomei in einem Brief an Bernardi: „ich
denke, Ihr würdet eine sehr schöne Gelegenheit haben, ihn (Pier
Luigi), wenn er Faenza passirt, zu sprechen und ihm die Kristalle
zu zeigen; dass diese so schön gelungen sind, freut mich sehr, ob-
gleich man Anderes von Eurem Talente gar nicht erwarten kann."
(A. Ronchini: s. u. VII, S. 134.) Am 17. November 1543 schreibt
Bernardi an den Kardinal Farnese: „ich wollte nach Rom kommen,
habe aber bei den seltsamen Zeiten nicht den Muth gehabt, Euch
alle Dinge, die ich vollendet habe, zu bringen: nämlich das Taber-
nakel und die Quadrigen. Ihr werdet Etwas sehen, was Euch ge-
fallen wird; doch verzögere ich es noch, bis Alles vollendet ist,
nämlich alle Stücke der Kassette." (A. Ronchini IV, S. 17.) Dann
am 21. April 1544: „ich wünschte nach Rom zu kommen und
Euch das Tabernakel und die vier grossen Stücke der Kassette,
nämlich: den Cirkus der Quadrigen, den Triumph des Bacchus und
des Silen, eine Seeschlacht und die Schlacht bei Tunis, die Euch
staunen machen werden, zu bringen." Und am 4. April 1546: „ich
habe alle Eure Werke vollendet und sende Euch die Dreiecke der
Kassette aus schwarzem Kristall." 1547 wurde sie dem Kardinal
Alessandro Farnese übergeben (Liverani, Maestro Giov. Bernardi
da Castelbolognese, Faenza 1870, S. 28 und 33).
Näheres über die Vorgänge erfahren wir aus einem früheren
Briefe Claudio Tolomeis an Apollonio Filareto (Lettere, Ausg. Ve-
nezia 1596, S. 182 ; Bottari, Racc. di lettere, Mailand 1822,
IV, S. 6):
„Ich finde Schwierigkeit, zu erreichen, dass Meister Perino
(del Vaga) jene Zeichnung für die Kassette unseres Herrn Herzogs
(Pier Luigi Farnese) anfertige. Ich sandte ihn zu dem Goldschmied,
um jene drei zu sehen, welche schon gemacht sind; als er sie sah