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Entwürfe: Die Erzählung von dem Mörser
als eines Bildhauers entsprechend, so fein in der Zeichnung und
so anmuthig in der Erfindung und sauberen Arbeit, dass dieser
Küchengegenstand mir ein würdiger Schmuck für das Zimmer eines
Königs zu sein schien. Und Der es mir zeigte, erzählte mir einen
Vorfall, der, wenn er nicht wahr ist, doch nicht unwahrscheinlich
dünkt... Ein Mann, Familienvater, hatte einen Mörser für häus-
lichen Bedarf nöthig. Er nahm seine Zuflucht zu einem Bildhauer,
den er täglich mit dem Meissel in Marmor arbeiten sah, und er-
suchte ihn, ohne jede böse Absicht, er möchte so gut sein, ihm
einen zu machen. Der Bildhauer, bedenklich ob das nicht irgend
ein Streich eines bösartigen Kollegen sei, dachte ein wenig nach und
sagte dann: ,ich pflege nicht Mörser zu machen, aber hier nebenan
ist Einer, der ein Gewerbe daraus macht (auf das Haus Buonarrotis
weisend). Ihr könnt Euch an ihn wenden, denn er wird Euch
gerne bedienen'. Jener ging und brachte Buonarroti sein Anliegen,
ihm einen Mörser zu machen, vor. Dieser kam auf denselben
Verdacht, wie der andere Bildhauer, und frug Jenen, wer ihn zu
seinem Hause gewiesen. Er antwortete: ,Der da, der mit dem
Meissel in Marmor arbeitet', und wies ihm das Haus. Da sah
Michelangelo, dass diese Handlungsweise des Nachbarn aus Wett-
bewerb, ja aus Neid hervorging, und übernahm es, den Mörser für
den Preis zu machen, auf den er geschätzt werden würde. Jener
nahm die Bedingung an und ging davon. Buonarroti machte den
Mörser dann von jener Güte und mit den erwähnten Ornamenten
und gab ihn dem Auftraggeber und sagte ihm: ,geh zu dem Meister,
der dich zu mir schickte und sag' ihm, er solle ihn abschätzen,
was er werth ist, und du zahlst ihn dann nach deiner Bequemlich-
keit'. Jener ging, und als der Bildhauer den Mörser sah, gab es
ihm einen Stoss ins Herz, denn er erkannte, dass Buonarroti durch
die Vorzüglichkeit des Werkes, ohne sich auf Worte einzulassen,
seiner Absicht entsprochen habe, und sah sich genöthigt, dem Über-
bringer des Mörsers zu sagen: geh, gieb den Mörser Dem zurück,
der ihn gemacht hat, und sag' ihm von mir, er sei nicht gut für
deinen Zweck und er solle dir einen anderen gewöhnlichen, glatten
Mörser machen lassen und diesen für sich behalten, denn er passt
besser in seine Hände als in die deinen." Bottari wies auf einen
kleinen Marmormörser im Palazzo Rospigliosi a Montecavallo hin,
der wie der beschriebene gearbeitet sei, sowie auf einen danach
in Bronze gegossenen, und fügt hinzu, man sage, er sei von Michel-
angelo. Dass dieser Mörser der von Giustiniani gesehene war, ist
denkbar — dass er aber ein Werk Michelangelos gewesen, dies
anzunehmen, verlangte wohl einen hohen Grad von Gläubigkeit.
Entwürfe: Die Erzählung von dem Mörser
als eines Bildhauers entsprechend, so fein in der Zeichnung und
so anmuthig in der Erfindung und sauberen Arbeit, dass dieser
Küchengegenstand mir ein würdiger Schmuck für das Zimmer eines
Königs zu sein schien. Und Der es mir zeigte, erzählte mir einen
Vorfall, der, wenn er nicht wahr ist, doch nicht unwahrscheinlich
dünkt... Ein Mann, Familienvater, hatte einen Mörser für häus-
lichen Bedarf nöthig. Er nahm seine Zuflucht zu einem Bildhauer,
den er täglich mit dem Meissel in Marmor arbeiten sah, und er-
suchte ihn, ohne jede böse Absicht, er möchte so gut sein, ihm
einen zu machen. Der Bildhauer, bedenklich ob das nicht irgend
ein Streich eines bösartigen Kollegen sei, dachte ein wenig nach und
sagte dann: ,ich pflege nicht Mörser zu machen, aber hier nebenan
ist Einer, der ein Gewerbe daraus macht (auf das Haus Buonarrotis
weisend). Ihr könnt Euch an ihn wenden, denn er wird Euch
gerne bedienen'. Jener ging und brachte Buonarroti sein Anliegen,
ihm einen Mörser zu machen, vor. Dieser kam auf denselben
Verdacht, wie der andere Bildhauer, und frug Jenen, wer ihn zu
seinem Hause gewiesen. Er antwortete: ,Der da, der mit dem
Meissel in Marmor arbeitet', und wies ihm das Haus. Da sah
Michelangelo, dass diese Handlungsweise des Nachbarn aus Wett-
bewerb, ja aus Neid hervorging, und übernahm es, den Mörser für
den Preis zu machen, auf den er geschätzt werden würde. Jener
nahm die Bedingung an und ging davon. Buonarroti machte den
Mörser dann von jener Güte und mit den erwähnten Ornamenten
und gab ihn dem Auftraggeber und sagte ihm: ,geh zu dem Meister,
der dich zu mir schickte und sag' ihm, er solle ihn abschätzen,
was er werth ist, und du zahlst ihn dann nach deiner Bequemlich-
keit'. Jener ging, und als der Bildhauer den Mörser sah, gab es
ihm einen Stoss ins Herz, denn er erkannte, dass Buonarroti durch
die Vorzüglichkeit des Werkes, ohne sich auf Worte einzulassen,
seiner Absicht entsprochen habe, und sah sich genöthigt, dem Über-
bringer des Mörsers zu sagen: geh, gieb den Mörser Dem zurück,
der ihn gemacht hat, und sag' ihm von mir, er sei nicht gut für
deinen Zweck und er solle dir einen anderen gewöhnlichen, glatten
Mörser machen lassen und diesen für sich behalten, denn er passt
besser in seine Hände als in die deinen." Bottari wies auf einen
kleinen Marmormörser im Palazzo Rospigliosi a Montecavallo hin,
der wie der beschriebene gearbeitet sei, sowie auf einen danach
in Bronze gegossenen, und fügt hinzu, man sage, er sei von Michel-
angelo. Dass dieser Mörser der von Giustiniani gesehene war, ist
denkbar — dass er aber ein Werk Michelangelos gewesen, dies
anzunehmen, verlangte wohl einen hohen Grad von Gläubigkeit.