286 Statuen und Entwürfe zu solchen
wird die Statue in dem vierten Raume zusammen mit dem Bacchus
des Bandinelli, dem Bacchus des Sansovino und einem antiken
Putto angeführt, und zwar als „Davit del Buonarroto". Milanesi
theilt mit, dass sie viele Jahre unerkannt in einer Nische des Theaters
im Boboligarten gestanden. Von dort kam sie in die Galerie der
Uffizien und neuerdings in das Museo nazionale.
Nur die letzte Bearbeitung fehlt der Statue, deren Verwandt-
schaft mit den Sklaven wiederholt hervorgehoben worden ist. Wenn
Symonds sogar annahm, sie sei ursprünglich als Sklave gedacht
und für das Juliusdenkmal bestimmt gewesen, so widersprechen dem
die Grössenverhältnisse.
Stellt sie einen Apollo oder einen David dar? Welche der beiden
älteren Aussagen: die Vasaris oder die des Inventares hat Recht?
Knapp hat sich, dem Katalog des Museo nazionale folgend, neuer-
dings für die Benennung: David entschieden. Und hierfür scheint
die kugelförmige Erhöhung, auf welche der rechte Fuss gesetzt ist,
in der That zu sprechen. Der Katalog bezeichnet sie kurzweg als
Haupt des Goliath, seltsamer Weise aber meint er, die Hand greife
an die Haare, statt das Motiv, wie sehr nahe liegt, als Halten der
Schleuder zu kennzeichnen. Denn sehr wohl könnte man mit dem
roh gelassenen Stück im Rücken sich eine Schleuder beabsichtigt
denken. Und dann läge es weiter nahe, in dem undeutlichen Gegen-
stand, der von der rechten Hand gehalten wird und nicht das Ende
eines Gewandstückes sein kann, einen Stein zu erkennen.
Die Bezeichnung: „David" hat ohne Zweifel viel für sich. Bei
näherer Prüfung aber wird man wieder stutzig. Was soll dieses
Fassen der Schleuder, da Goliath ja bereits getödtet? Nach der
Stellung der Finger kann der Gegenstand in der rechten Hand nicht
wohl ein Stein sein. Und das in Form und Bewegung sich aus-
sprechende milde, gelinde Wesen will zu einem von Michelangelo
gebildeten David nicht recht passen. Der Gegenstand im Rücken
kann ebensowohl einen Köcher, wie eine Schleuder bedeuten, ja
die Stellung spricht mehr für den ersteren: aus ihm würde der
Jüngling (freilich nicht bloss mit Daumen und Zeigefinger, sondern
mit der ganzen Hand) einen Pfeil ziehen. Sollte Vasari, dessen
Angabe sehr beachtenswerth bleibt, nicht das Richtige angegeben
haben ?
Nun stellen sich aber auch hier wieder Bedenken ein. Die
Gestalt hat, wie schon Wickhoff hervorhob, so gar nichts Apolli-
nisches, dass wir ohne Vasaris Angabe schwerlich auf den Gedanken,
Apollo sei dargestellt, kommen würden. Man müsste dann doch in
der Rechten einen Bogen annehmen: das ist aber der Stellung der
Hand nach nicht wohl möglich. Und unerklärlich bliebe auch der
runde Gegenstand am Boden.
wird die Statue in dem vierten Raume zusammen mit dem Bacchus
des Bandinelli, dem Bacchus des Sansovino und einem antiken
Putto angeführt, und zwar als „Davit del Buonarroto". Milanesi
theilt mit, dass sie viele Jahre unerkannt in einer Nische des Theaters
im Boboligarten gestanden. Von dort kam sie in die Galerie der
Uffizien und neuerdings in das Museo nazionale.
Nur die letzte Bearbeitung fehlt der Statue, deren Verwandt-
schaft mit den Sklaven wiederholt hervorgehoben worden ist. Wenn
Symonds sogar annahm, sie sei ursprünglich als Sklave gedacht
und für das Juliusdenkmal bestimmt gewesen, so widersprechen dem
die Grössenverhältnisse.
Stellt sie einen Apollo oder einen David dar? Welche der beiden
älteren Aussagen: die Vasaris oder die des Inventares hat Recht?
Knapp hat sich, dem Katalog des Museo nazionale folgend, neuer-
dings für die Benennung: David entschieden. Und hierfür scheint
die kugelförmige Erhöhung, auf welche der rechte Fuss gesetzt ist,
in der That zu sprechen. Der Katalog bezeichnet sie kurzweg als
Haupt des Goliath, seltsamer Weise aber meint er, die Hand greife
an die Haare, statt das Motiv, wie sehr nahe liegt, als Halten der
Schleuder zu kennzeichnen. Denn sehr wohl könnte man mit dem
roh gelassenen Stück im Rücken sich eine Schleuder beabsichtigt
denken. Und dann läge es weiter nahe, in dem undeutlichen Gegen-
stand, der von der rechten Hand gehalten wird und nicht das Ende
eines Gewandstückes sein kann, einen Stein zu erkennen.
Die Bezeichnung: „David" hat ohne Zweifel viel für sich. Bei
näherer Prüfung aber wird man wieder stutzig. Was soll dieses
Fassen der Schleuder, da Goliath ja bereits getödtet? Nach der
Stellung der Finger kann der Gegenstand in der rechten Hand nicht
wohl ein Stein sein. Und das in Form und Bewegung sich aus-
sprechende milde, gelinde Wesen will zu einem von Michelangelo
gebildeten David nicht recht passen. Der Gegenstand im Rücken
kann ebensowohl einen Köcher, wie eine Schleuder bedeuten, ja
die Stellung spricht mehr für den ersteren: aus ihm würde der
Jüngling (freilich nicht bloss mit Daumen und Zeigefinger, sondern
mit der ganzen Hand) einen Pfeil ziehen. Sollte Vasari, dessen
Angabe sehr beachtenswerth bleibt, nicht das Richtige angegeben
haben ?
Nun stellen sich aber auch hier wieder Bedenken ein. Die
Gestalt hat, wie schon Wickhoff hervorhob, so gar nichts Apolli-
nisches, dass wir ohne Vasaris Angabe schwerlich auf den Gedanken,
Apollo sei dargestellt, kommen würden. Man müsste dann doch in
der Rechten einen Bogen annehmen: das ist aber der Stellung der
Hand nach nicht wohl möglich. Und unerklärlich bliebe auch der
runde Gegenstand am Boden.