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Statuen und Entwürfe zu solchen
Fassade von S. Lorenzo ein grosser Block, g1^ Ellen hoch und
unten § Ellen breit, aus dem Steinbruch gefördert worden." (Ver-
muthlich ist es kein anderer, als jener 1508 erwähnte, eben weil
Bandinelli ja schon 1515 sein Herkulesmodell in dieser Grösse, also
im Hinblick auf den Block, anfertigte.) „Aus diesem Block hatte
Michelangelo den Gedanken gefasst, einen Giganten in Gestalt des
Herkules, welcher den Kakus tödtet, zu machen, um ihn auf der
Piazza neben dem früher von ihm gemachten Giganten David auf-
zustellen, Beide, den David und den Herkules, als Embleme des
Palastes. Und er hatte mehrere Zeichnungen und verschiedene
Modelle angefertigt und versucht, die Gunst des Papstes Leo und
des Kardinals Giulio hierfür zu gewinnen; denn er sagte, jener
David habe viele Fehler, die vom Bildhauer Andrea (muss heissen:
Bartolommeo) verschuldet waren, der ihn zuerst bekam und ruinirt
habe. Aber in Folge des Todes Leos X. blieb damals die Fassade
und dieser Marmorblock liegen."
Vasari erzählt nun weiter, wie Domenico Boninsegni, zum Feinde
Michelangelos geworden, dem Papste Clemens VII. gerathen habe,
die Fassade von S. Lorenzo aufzugeben, die Sakristei zu bauen
und Bandinelli den Block übergeben zu lassen, was Clemens gethan.
Diese Verknüpfung der Thatsachen ist offensichtlich eine falsche.
Wahr aber wohl dies, dass 1525 Baccio vom Papst ausersehen war
für das Werk und sein erstes Modell wohl damals schon ange-
fertigt hatte.
Was wir nun sicher wissen, ist, dass am 20. Juli 1525 die
Kommune von Florenz den Block, der jetzt auf B1^ Ellen Höhe
und 2% Ellen Breite angegeben wird, nach Florenz bringen liess.
(Gaye II, 464. Contratti 700.) Nach Vasari hätte Bandinelli ihn
geholt; acht Meilen vor Florenz sei der Marmor ins Wasser gefallen
und von Pietro Roselli gehoben worden. Dieser Vorfall gab zu
Spottversen Anlass; darunter war, nach Vasari, einer, welcher be-
sagte: der Marmor habe sich, verzweifelt über die Aussicht von
Bandinelli verstümmelt zu werden, in den Arno geworfen. Die
öffentliche Meinung und der allgemeine Wunsch nun ist, dass
Michelangelo die Statue anfertige. Er selbst äussert sich hier-
über in einem Briefe (Okt. 1525. Lett. 425) an Fattucci in Rom:
„Piero Gondi hat mir einen Brief von Euch gezeigt, der eine
Antwort ist auf einen, den er Euch vor einigen Tagen geschrieben
hat; und wie ich aus ihm sehe, wünschtet Ihr zu erfahren, von wem
ich gebeten worden bin, wie Euch Piero schrieb, der die Wahrheit
geschrieben hat. Ich bin von mehreren Personen gebeten worden,
und zwar von Denen, denen es zukommt; Lorenzo Morelli ist einer
von Jenen, die meine Meinung erfahren wollten, und zwar in folgen-
der Weise. Francesco da San Gallo kam zu mir und sagte mir,
Statuen und Entwürfe zu solchen
Fassade von S. Lorenzo ein grosser Block, g1^ Ellen hoch und
unten § Ellen breit, aus dem Steinbruch gefördert worden." (Ver-
muthlich ist es kein anderer, als jener 1508 erwähnte, eben weil
Bandinelli ja schon 1515 sein Herkulesmodell in dieser Grösse, also
im Hinblick auf den Block, anfertigte.) „Aus diesem Block hatte
Michelangelo den Gedanken gefasst, einen Giganten in Gestalt des
Herkules, welcher den Kakus tödtet, zu machen, um ihn auf der
Piazza neben dem früher von ihm gemachten Giganten David auf-
zustellen, Beide, den David und den Herkules, als Embleme des
Palastes. Und er hatte mehrere Zeichnungen und verschiedene
Modelle angefertigt und versucht, die Gunst des Papstes Leo und
des Kardinals Giulio hierfür zu gewinnen; denn er sagte, jener
David habe viele Fehler, die vom Bildhauer Andrea (muss heissen:
Bartolommeo) verschuldet waren, der ihn zuerst bekam und ruinirt
habe. Aber in Folge des Todes Leos X. blieb damals die Fassade
und dieser Marmorblock liegen."
Vasari erzählt nun weiter, wie Domenico Boninsegni, zum Feinde
Michelangelos geworden, dem Papste Clemens VII. gerathen habe,
die Fassade von S. Lorenzo aufzugeben, die Sakristei zu bauen
und Bandinelli den Block übergeben zu lassen, was Clemens gethan.
Diese Verknüpfung der Thatsachen ist offensichtlich eine falsche.
Wahr aber wohl dies, dass 1525 Baccio vom Papst ausersehen war
für das Werk und sein erstes Modell wohl damals schon ange-
fertigt hatte.
Was wir nun sicher wissen, ist, dass am 20. Juli 1525 die
Kommune von Florenz den Block, der jetzt auf B1^ Ellen Höhe
und 2% Ellen Breite angegeben wird, nach Florenz bringen liess.
(Gaye II, 464. Contratti 700.) Nach Vasari hätte Bandinelli ihn
geholt; acht Meilen vor Florenz sei der Marmor ins Wasser gefallen
und von Pietro Roselli gehoben worden. Dieser Vorfall gab zu
Spottversen Anlass; darunter war, nach Vasari, einer, welcher be-
sagte: der Marmor habe sich, verzweifelt über die Aussicht von
Bandinelli verstümmelt zu werden, in den Arno geworfen. Die
öffentliche Meinung und der allgemeine Wunsch nun ist, dass
Michelangelo die Statue anfertige. Er selbst äussert sich hier-
über in einem Briefe (Okt. 1525. Lett. 425) an Fattucci in Rom:
„Piero Gondi hat mir einen Brief von Euch gezeigt, der eine
Antwort ist auf einen, den er Euch vor einigen Tagen geschrieben
hat; und wie ich aus ihm sehe, wünschtet Ihr zu erfahren, von wem
ich gebeten worden bin, wie Euch Piero schrieb, der die Wahrheit
geschrieben hat. Ich bin von mehreren Personen gebeten worden,
und zwar von Denen, denen es zukommt; Lorenzo Morelli ist einer
von Jenen, die meine Meinung erfahren wollten, und zwar in folgen-
der Weise. Francesco da San Gallo kam zu mir und sagte mir,