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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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322 Mythol. und allegor. Gemälde, Zeichnungen, Entwürfe

Nr. 824). Nur eine liegende kenne ich in einem kleinen Bleiguss
(ebd. Nr. 825), doch ist die Stellung eine andere als bei Michel-
angelo. Die von Molinier Nr. 587 in der Coll. Dreifuss erwähnte blieb
mir unbekannt. Zu bemerken ist, dass in den meisten Plaketten
die Dioskurenknaben dargestellt sind. So auch in einer Plakette
des Giov. Bernardi da Castelbolognese im Museo nazionale zu
Neapel, die wohl nicht ohne Kenntniss der Michelangelo'schen Kom-
position, wenn auch in freier Gestaltung, entstanden ist. (Abb.:
Le Gall. naz. IV. Taf. V, 124. Hier auch die Kinder Helena und
Klytämnestra.) Auch in Peter Flötners Plakette (Abb. F. F. Leit-
schuh: Flötnerstudien. I. Das Plakettenwerk, Taf. X, 72), darf
man, obgleich Leda sitzend, den Schwan auf dem Schoosse, dar-
gestellt ist, wohl einen Anklang an Michelangelo gewahren. Deut-
licher tritt Dessen Einfluss in den folgenden drei Darstellungen
hervor.
XIV. Plakette, Bleiguss aus dem Ende des XVI. Jahr-
hunderts. Berlin, Kaiser Friedrich-Museum. Abb. Die ita-
lienischen Bronzen Taf. LXXVI, 1340. Leda ist hier in halb
sitzender Stellung mit aufgestütztem rechtem Arme gegeben.
Die allgemeine Anordnung und das Diadem verrathen die
Benutzung des Werkes.
XV. Bronzerelief, an Werke Germain Pilons erinnernd.
Paris, Louvre. Sammlung Thiers 94. Freie Benutzung. Der
Schwan windet hier den Kopf um den Hals der Leda herum.
XVI. Medaille des XVI. Jahrhunderts. Berlin, Münzkabinet.
Bez. Transilvania capta. Eine bei Trophäen liegende Frau mit
einer Krone in der ausgestreckten Linken. Freie Benutzung.
3. Michelangelos Vorbild.
In überzeugender Weise hat Ad. Michaelis in einem Aufsatz
des Strassburger Festgrusses an Anton Springer (Berlin 1885, S. 33)
dargelegt, dass Michelangelo an eine antike Komposition angeknüpft
und derselben das Motiv seiner Gruppe entlehnt hat. Vielleicht
war es das Sarkophagrelief, das um die Mitte des XVI. Jahrhunderts
„in domo Corneliorum" (auf dem Quirinal) sich befand und im Codex
Pighianus der Berliner Bibliothek (auch in der Koburger Hand-
schrift) abgezeichnet ist. (Abb. Michaelis S. 41. Robert: Die an-
tiken Sarkophagreliefs Taf. II, 3.) Doch giebt es auch ein anderes
Relief, in der Sammlung Cassiano dal Pozzos in Windsor, und
Gemmen, welche in ganz ähnlicher Weise die gelagerte Leda
zeigen. (Robert: a. a. O. II, 4, vgl. dort auch II, 6, Relief in Rom,
Palazzo Corsetti, das freilich erst 1726 gefunden ward, den gleichen
Typus.) Von sklavischer Nachahmung kann bei Michelangelo natür-
lich nicht die Rede sein. „In den antiken Darstellungen breiten
 
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