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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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410 Gemälde, Zeichnungen und Entwürfe religiösen Inhaltes

nicht als Autor der Zeichnung betrachten kann. Ob sie von
Sebastiano, ist eine andere Frage.
XV. Paris, Louvre 112. Thode 463. Ber. 2494. Abb. d'Achiardi,
S. 69. Phot. Br. 50. Röthel. Maria mit dem Kinde. Ich
darf mich hier darauf beschränken zu sagen, dass ich sowohl
der kühnen und eigenthümlichen ganz Michelangelesken An-
ordnung der Figuren — das von ihm früh beliebte Motiv
des zwischen den Beinen der Mutter angebrachten Kindes
(Mad. von Brügge, frühe Zeichnungen, Entwürfe für die
Medicimadonna) hat hier eine neue originelle Fassung er-
halten — als auch der Technik wegen das Blatt dem Meister
zuschreiben muss.
XVI. Paris, Louvre 113. Thode 465. Ber. 2495. Phot. Br. 52
Abb. d' Achiardi 70. Röthel. Nach links gewandte Frau,
ein Kind frei auf den Armen haltend. Ich erwähnte diese
Zeichnung schon oben (I, S. 271. CXLV), als einen Entwurf
für eine Lunettendarstellung in der Sixtinischen Kapelle, und
zwar könnte man denken, dass es der erste Gedanke für die
Frau der Ezechiaslunette war. Die Beziehung zu Sixtinischen
Malereien erkannte auch Berenson, aber er spricht von einer
Nachahmung durch Sebastiano. Die Technik stimmt so genau
mit den Röthelzeichnungen dieser Zeit, das Bewegungsmotiv
(die Drehung des Oberleibes, die Einziehung des Rückens),
die Gewanddrapirung ist so durchaus Michelangelesk, dass
ich nicht begreife, wie überhaupt ein Zweifel an der Ächtheit
dieser geistvollen, von Leben sprühenden Studie, die im
Zusammenhang mit den Entwürfen für die Libica steht (man
vgl. Beinstellung und Füsse), aufkommen konnte. — Die
Rückseite (Phot. Giraudon 1391) zeigt einen herrlichen, leichten
Entwurf für eine hl. Familie mit Johannes, über den ich
später handle. Hier findet sich die charakteristische Hand
mit dem langen gebogenen Zeigefinger, die wir
auf dem Londoner Blatte mit dem ersten Entwürfe für die
Deckenmalerei sahen und die, wie wir nunmehr ruhig be-
haupten können, nicht ein Kennzeichen der Seba-
stiano'schen, sondern der Michelangelo'schen
Kunst ist, in Dessen Florentiner Pietägruppe sie uns be-
gegnete. Kopf und Gewandung zeigt die engste, an sich
beweisende Beziehung zum Sibyllenentwurf im Louvre 122
verso (s. I, S. 256. LXI).
XVII. Paris, Louvre 121. Röthel. Thode 472. Ber. 2496. Phot.
Br. 56. Maria mit dem schlafenden Kinde auf dem Schoosse.
Skizze von grösster Schönheit, ebenso ächt wie die eben er-
wähnten Blätter.
 
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