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Gemälde, Zeichnungen und Entwürfe religiösen Inhaltes
Auftrag angeregt wurde, den 1530 der ihm ja befreundete Giovanni
Battista della Palla an Andrea del Sarto ergehen liess. Das
Opfer Abrahams, das Letzterer damals ausführte, heute in der
Dresdener Galerie, war für Franz I. bestimmt, gelangte aber nicht
an ihn, sondern ward später von Filippo Strozzi erworben. In
eben jene Zeit, nicht wie Berenson meint, in die letzte Periode
muss ich den Entwurf versetzen. Ob ihn Andrea gekannt hat?
Auch in seinem Bilde knieen Abraham und Isaak beide auf dem
Altar, doch zeigt sich im Übrigen keine Abhängigkeit. — Es hiesse
wohl zu weit gehen, wollte man die Hypothese aufstellen, Palla
habe sich zuerst, ehe er Sarto aufgefordert, mit seiner Bitte an
Michelangelo gewandt, und Dieser habe sich wenigstens durch eine
Zeichnung gefällig erweisen wollen. Der Gedanke drängt sich mir
auf, bedenke ich, dass Michelangelo, der Gönnerschaft Franz' I.
gewiss, 1529 von Venedig aus mit Palla nach Frankreich gehen
wollte.
VIII
Die Eherne Schlange
Ich habe oben gelegentlich des Freskos in der Sixtina die
figurenreichen Kompositionen einer solchen Darstellung erwähnt
(I, S. 251). Inzwischen hat Frey, der die Oxforder Zeichnung
publizirte (51), die Ansicht ausgesprochen, sie gehöre nicht in die
Zeit der Sixtinischen Deckenmalereien, sondern in jene der für
Cavalieri ausgeführten Blätter. Ich gebe ihm, nach erneuter Prüfung,
Recht und erwähne die Entwürfe nochmals an dieser Stelle, indem
ich für das Einzelne auf jene früheren Ausführungen verweise.
IX
David und Goliath
Im Besitze von Mr. Fairfax Murray in London (Thode 367a.
Frey 76) befinden sich vier kleine Kreideskizzen zu einer Kampf-
szene, in welcher ein zu Boden gestürzter Riese von einem
hinter ihm stehenden kleineren Jüngling in gebeugter Stellung am
Halse gepackt und mit der erhobenen anderen Hand bedroht wird.
In der Haltung der Figuren sind kleine Verschiedenheiten. Auf
dem einen Blatte tritt der Jüngling mit dem rechten Beine über
das rechte des Gestürzten und packt, statt wie sonst mit der
Rechten, mit der Linken den Kopf und erhebt die Rechte zum
Schlagen. Fairfax Murray, der zwei der Skizzen in seiner „Selection
from the drawings of old masters", London 1904, Taf. 32 publizirte,
Gemälde, Zeichnungen und Entwürfe religiösen Inhaltes
Auftrag angeregt wurde, den 1530 der ihm ja befreundete Giovanni
Battista della Palla an Andrea del Sarto ergehen liess. Das
Opfer Abrahams, das Letzterer damals ausführte, heute in der
Dresdener Galerie, war für Franz I. bestimmt, gelangte aber nicht
an ihn, sondern ward später von Filippo Strozzi erworben. In
eben jene Zeit, nicht wie Berenson meint, in die letzte Periode
muss ich den Entwurf versetzen. Ob ihn Andrea gekannt hat?
Auch in seinem Bilde knieen Abraham und Isaak beide auf dem
Altar, doch zeigt sich im Übrigen keine Abhängigkeit. — Es hiesse
wohl zu weit gehen, wollte man die Hypothese aufstellen, Palla
habe sich zuerst, ehe er Sarto aufgefordert, mit seiner Bitte an
Michelangelo gewandt, und Dieser habe sich wenigstens durch eine
Zeichnung gefällig erweisen wollen. Der Gedanke drängt sich mir
auf, bedenke ich, dass Michelangelo, der Gönnerschaft Franz' I.
gewiss, 1529 von Venedig aus mit Palla nach Frankreich gehen
wollte.
VIII
Die Eherne Schlange
Ich habe oben gelegentlich des Freskos in der Sixtina die
figurenreichen Kompositionen einer solchen Darstellung erwähnt
(I, S. 251). Inzwischen hat Frey, der die Oxforder Zeichnung
publizirte (51), die Ansicht ausgesprochen, sie gehöre nicht in die
Zeit der Sixtinischen Deckenmalereien, sondern in jene der für
Cavalieri ausgeführten Blätter. Ich gebe ihm, nach erneuter Prüfung,
Recht und erwähne die Entwürfe nochmals an dieser Stelle, indem
ich für das Einzelne auf jene früheren Ausführungen verweise.
IX
David und Goliath
Im Besitze von Mr. Fairfax Murray in London (Thode 367a.
Frey 76) befinden sich vier kleine Kreideskizzen zu einer Kampf-
szene, in welcher ein zu Boden gestürzter Riese von einem
hinter ihm stehenden kleineren Jüngling in gebeugter Stellung am
Halse gepackt und mit der erhobenen anderen Hand bedroht wird.
In der Haltung der Figuren sind kleine Verschiedenheiten. Auf
dem einen Blatte tritt der Jüngling mit dem rechten Beine über
das rechte des Gestürzten und packt, statt wie sonst mit der
Rechten, mit der Linken den Kopf und erhebt die Rechte zum
Schlagen. Fairfax Murray, der zwei der Skizzen in seiner „Selection
from the drawings of old masters", London 1904, Taf. 32 publizirte,