Das Gebet in Gethsemane
463
Kopf leicht geneigt, f. Etwas nach rechts gewandt Sitzender,
erwacht, die Arme nach links ausstreckend, g. Liegender,
den Oberkörper aufgestützt, von hinten gesehen, h. Drei
neben einander Schlafende: die zwei links von vorne gesehen,
den Kopf auf den Arm tief gesenkt, der rechts halb von
hinten gesehen mit gesenktem Kopf.
II. Florenz, Uffizien 230 (Cat. II). Thode 240. Br. 1645. Kreide.
Hier ist die definitive Komposition gegeben. Man hat in dem
Blatte die Zeichnung zu erkennen, die Lionardo Herzog Cosimo,
zusammen mit der Verkündigung, schenkte. Es gilt bezüglich
ihrer dasselbe, wie für die letztere. Sie scheint, wie Berenson
behauptet, eine Venusti'sche Kopie nach einem Original des
Meisters zu sein.
Ein Stich, der sich im Besitze des Geheimrath Ruland in Weimar
befand (Abb. Steinmann: Sixt. Kap. II, S. 528) und in reicher Rah-
mung den Kopf Christi mit geschlossenen Augen zeigt, giebt offen-
bar den Christuskopf des Gethsemane wieder. Er ist bez.: Michael
Angelus Bonarotus inv. und trägt in einer Kartusche die Worte:
Ego sum via, veritas et vita.
Auch diese Komposition muss, dem Stile nach, von Michel-
angelo spät, in den vierziger oder fünfziger Jahren, geschaffen
worden sein. Bemerkenswerth ist, dass er dem betenden Christus
nicht den Engel, auch nicht den Kelch erscheinen lässt, also den
Vorgang als einen rein innerlichen uns veranschaulicht. Der Schilde-
rung der Evangelien nach Matthäus und Markus, nicht der des Lukas
die Inspiration entnehmend, brach er mit der künstlerischen Tradition.
Die Maler haben das Eingreifen des Überirdischen durch einen
den heiligen Kämpfer umgebenden grossen Lichtschein angedeutet.
Unter den Sonetten Vittoria Colonnas findet man ein dem
Gebet in Gethsemane gewidmetes (Ed. Barbera S. 273, Nr. CXXIII):
Quando 'l Signor nell'orto al Padre völto
Prego per lo mortal suo chiaro velo,
D'intorno al cor gli corse un freddo gelo
Volgendo a' cari amici il mesto volto,
E trovö ciascun d'essi esser sepolto
Nel sonno; ehe ogni vero ardente zelo
Dormiva in terra, e desto tutto in cielo
S'era al suo danno e nostro ben, raccolto.
Ond'allor per destar la pigra terra,
E quetar lä su il ciel, riprese ardire,
Com'uom ch'a grande ed alta impresa aspira.
E intrando in mezzo la spietata guerra
Tolse agli amici in quel si bei morire
Il grave sonno, ed al gran Padre l'ira.
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Kopf leicht geneigt, f. Etwas nach rechts gewandt Sitzender,
erwacht, die Arme nach links ausstreckend, g. Liegender,
den Oberkörper aufgestützt, von hinten gesehen, h. Drei
neben einander Schlafende: die zwei links von vorne gesehen,
den Kopf auf den Arm tief gesenkt, der rechts halb von
hinten gesehen mit gesenktem Kopf.
II. Florenz, Uffizien 230 (Cat. II). Thode 240. Br. 1645. Kreide.
Hier ist die definitive Komposition gegeben. Man hat in dem
Blatte die Zeichnung zu erkennen, die Lionardo Herzog Cosimo,
zusammen mit der Verkündigung, schenkte. Es gilt bezüglich
ihrer dasselbe, wie für die letztere. Sie scheint, wie Berenson
behauptet, eine Venusti'sche Kopie nach einem Original des
Meisters zu sein.
Ein Stich, der sich im Besitze des Geheimrath Ruland in Weimar
befand (Abb. Steinmann: Sixt. Kap. II, S. 528) und in reicher Rah-
mung den Kopf Christi mit geschlossenen Augen zeigt, giebt offen-
bar den Christuskopf des Gethsemane wieder. Er ist bez.: Michael
Angelus Bonarotus inv. und trägt in einer Kartusche die Worte:
Ego sum via, veritas et vita.
Auch diese Komposition muss, dem Stile nach, von Michel-
angelo spät, in den vierziger oder fünfziger Jahren, geschaffen
worden sein. Bemerkenswerth ist, dass er dem betenden Christus
nicht den Engel, auch nicht den Kelch erscheinen lässt, also den
Vorgang als einen rein innerlichen uns veranschaulicht. Der Schilde-
rung der Evangelien nach Matthäus und Markus, nicht der des Lukas
die Inspiration entnehmend, brach er mit der künstlerischen Tradition.
Die Maler haben das Eingreifen des Überirdischen durch einen
den heiligen Kämpfer umgebenden grossen Lichtschein angedeutet.
Unter den Sonetten Vittoria Colonnas findet man ein dem
Gebet in Gethsemane gewidmetes (Ed. Barbera S. 273, Nr. CXXIII):
Quando 'l Signor nell'orto al Padre völto
Prego per lo mortal suo chiaro velo,
D'intorno al cor gli corse un freddo gelo
Volgendo a' cari amici il mesto volto,
E trovö ciascun d'essi esser sepolto
Nel sonno; ehe ogni vero ardente zelo
Dormiva in terra, e desto tutto in cielo
S'era al suo danno e nostro ben, raccolto.
Ond'allor per destar la pigra terra,
E quetar lä su il ciel, riprese ardire,
Com'uom ch'a grande ed alta impresa aspira.
E intrando in mezzo la spietata guerra
Tolse agli amici in quel si bei morire
Il grave sonno, ed al gran Padre l'ira.