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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (2) — 1920

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Nr. 161 - Nr. 170 (15. Juli - 26. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44127#0404
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bester sei. die ihre Kinder -er Herren Gchuidti-ung z-uftchr-n....
Unser Schniprograiuv; erstrebt die Estcheitsschu!« mit dem Oberbau
der Auslese der Tüchtigen; aber solange unsere höheren Schulen
sich noch nicht nach, diesem Programm ausbauen, soian-ge bleiben sie
ein Privilegium der mpiialiMchen Gesellschaft, lind La die Kom-
mune für jeden Schüler der höheren Schule aus öf-seittlichen Mit-
teln das drei - bis vierfach» «uftoenden mutz als für jeden Volks-,
schüler, halte« wir es für ungerecht, wenn -die Stadt nun zu-
gunsten der kapitalistischen Kreise «och tiefer in Le» Säckel grefte«
soll. Wir bedauern Es, daß uns die Finanzen dazu zwingen, diese
Erhöhung Les Echultz-eGes vvrzuuehmen, wir würden es aber nicht .
verantworte« können, wen« nur denjenigen Kreise«, Vie «r sich tei-
lten k-öim-M, aus Kosten der Msemei-chrit eine BerMung A«r Er-
ziehung ihrer Kkcher gegeben würde, estw Brihilft, die eorrr in den»
gleichen Matze nicht den Arm«, und Ärrmsten zrrgute kommt."
Nicht nur die Argumente des Herrn Hoffnmun-ElberftiH find
Lurch seine Barmer Gcsmnungsgenosirn entkräftet worden,
fonLevir tttes« Werfen- ihm rMd seinen ParleifrermLerr sogar vor,
„zuHunsten der kapitalistischen Kreise" noch tiefer in den
StaatssaM gegriffen zu Haben und „denjenigen Kreise«, die es
sich leisten können, auf K o st e n d e r A l lHe m e i nh e i t eine
Vergütung zur -Erziehung ihrer Kinder gegeben zu haben.
Es Ht Loch sine tüchtige Partei diese il. S. P, die Ber-
treterin des reoMtionären Proletariats. S i e ka n n e i nf a ch
alles, vor alle« Hingen alles Leg r ünden. Sie ist »icht nur
zu bewrmberrk, sondern auch zu beneiden, weil ihre Mitglieder
— wenigstens bisher — alle sgl a u be n, was man ihnen vor-
macht. —
!i. Der Gemeinderat in Aktenbach hat mit Rücksicht auf
die Zahl der Arbeitslosen, die sich hauptsächlich aus Slemarbeiter
zusaMmensrtzen, Arbeitsgelegenheit durch Wegbauten geschaffen. Der
tägliche Arbeitslohn beträgt 15 dis 20 Mk.

Aus Stadt und Land.

V dieses unbegreifliche Wunder, das vielleicht nur deshalb ein
Wunder ist, weil es nicht zu begreifen, ist....
- Der Lehrer muhte mir saust in bi« Rippen flohen, weil mein«

Die Laune des Verliebte». Ein Schäs-erspel von Goethe.
Aus Anlaß der Wanderthealerlonferrnz veranstaltete der Theater-
tuttu-cverband gestern Vormittag im Parke auf Stift Neuburg eine Frei-
Uchtaufführuna des Gocthefchen Schäferspiels: „Die Laune des Verlieb-
e-s) ' .Die zahlreich erschienenen Besucher sinh dem Theaterknlturverdand
sicherlich dankbar für -den auserlesenen Kunstgenuß, dvr ihnen durch die
Aufführung des Stückes in dem herrlichen Park geboten wurde.
Als Ort brr Aufführung wählte man einen Platz, der durch feine-
GMmität der ganzen Aufführung sehr zu statten kam. Bon, eine Bank,
auf der sich sowie auf dem freien Platz vor derselben. Las ganze Stück
«dsprelte. Durch ein Rondell, das mit hohen Sträuchern bewachsen ist,
war der Platz schön abgeschlossen und der Ab- und Zugang der Spieler
Suw ohne Störung von statten. Als Hintergrund sah der Zuschauer dir
lchvne Kette der Odenwalbberge. Bei Areilichtausfühimrgrn fällt die
Leistung der einzelnen Schauspieler ober Schauspielerinnen mehr ins
Gewicht, als dies auf der Bühne der Fall ist. Tine bestimmte Bermitt-
dir man im geschloffenen Theater aber empfindet, fällt hier weg.
Po. Künstler oder die Künstlerin bcanfpruM während ihres Auftretens
«?.? ganze -interesse der Besucher. Aste Mittel, di« der geschlossenen
^uhne zur Verfügung stehen, um die Wirkung zu erhöhen, sickd in der'
üreilichtbühne nicht vorhanden, hier ist nur Natur. Sch Klaube gerade
«us diesem Grunde ist eine solche Aufführung wie die gestrige «in dop-
pelter Kunstgenuß.
Bei d?r gestrigen Aufführung -standen sämtliche Mitwirkende auf der
Dvhe. Hst E g l e, dSrgestellt von Fräulein Käthe Hansa, -war in
Mer echten Weiblichkeit unübertresfbär. Die Amine der -Fräulein
^chr! Schott ließ nichts zu wünschen übrig. Herr Kurt Felix als
^rido„ bewältigte seine Ausgabe mit außerordentlichem Geschick und

Ang, die man im
Dor Künstler sber
Fuhne zur "...
vreil'.chtbühne nicht vorhanden, hier ist nur
aus diesem Grund 's' ' s '' "
pelter^Kunstgenuß. . . . '
Höhe. Die ^rgle, dSrgestellt von Fräulein Käthe Hansa, -war in
Mer echten Weiblichkeit unübertresfbär. Die Amine der -Fräulein
Schott ließ nichts zu wünschen übrig. Herr K-urt Felix als
^ridon bewältigte seine Ausgabe mit außerordentlichem Geschick und
Hwr insbesondere auch in der PsychognSmie Meister in seiner Rolle. Der
>a m o n des Herrn Heinz Saar war durch sein frisches aufgewecktes
L-p'-el ausgezeichnet. Die Regie lag in den bewährten Händen d«s
Dberfpielleiters Paul Petersz.
Ts war «'ne Freude, dieses einzigartige Schäferspiel auf sich ein-
.wftken lassen zu können und wieder mußte man unseren Dichter Goethe,
vcr atzes so natürlich fand, bewundern. 6.
Di« Interttationaie Arbeiisgemeinjchaft Heidelberg macht ibre Mit-
mteder darauf aufmerksam, daß die nächste Sitzung morgen (Dienstag),
p«n 27. Juli, qhcnds 8 Ahr, im „Goldenen Engel", Hauptstr. 67, statt-
stn-det. Tagesordnung: Neuwahl des Vorstandes', Wint-erprogramm;
-^ktichiekenes.
. Mißstände im Akademischen Krankenhaus. Von Patientenkreiscn
Ehirurgis. chen Abteilung der Baracke 3 werden über
dortige Schwester sehr lebhaft« Klagen laut. Die Behandlung
brr Kranken durch die Schwester läßt sehr viel zu wünschen übrig, zumal
es sich hier auch um Schwerkranke handelt. Dem untergebenen Personal
gegenüber benimmi sich die Schwester ebenfalls sehr ungehörig, so daß
es schon gar widerliche Auftritte gegeben hat. Als ein großer Mißstand
muß es bezeichnet werden, daß kürzlich zwei Schwerkranke -von dem Arzt
".ranken ko st verordnet erhielten, aber die Schwester diesen di« Kost
NM verabfolgte, sondern ihnen die gewöhnliche Kost gab. Das gleiche
Mst auch bei der Zuweisung von Wein zu. Je nachdem, wie die Schwe- '
Ar gelaunt war, erhielten die beiden Patienten das verordnete Achtel
^otwein. Abends konnte man dann sehen, daß «ine nicht berechtigte
Person den Wein erhielt. Es ist nunmehr Sache der Di rektiv n, hier
emma! noch dem Rechten zu s«hen, damit derartige Ungerechtigkeiten ver-
geben werden.
dem Kopf genickt und Lein Jesuskind zugMchM. Ich selbst war wie
?pp>utzt!os. Ich betete so innig, daß ich ganz vergaß, di« »orge-
ichriehanen- Zeremonien milMmachen.
Die Kommunion nahte heran; der Schuliyeist-er war Ober-
zcremonienmeifler. Wir hatten paarweise im Kirchenschiff und vor
^er Kvmmumonbank so em« Art himmlischen Parademarsch zu
machen,, und dann 'kam der große Moment. Der Herr Pfarrer
Mte mir zuerst bi« konsekrievle Hostie auf die Aunge. Jesus in
Person war in Lev Hostie z-ugeg-en, als Gott und als Mensch, mit
vlersch und Birst, der allmächtige Schöpfer Himmels und der Erde
"so mein Schöpfer; der wegen der Sünden der Menschen selbst
Mensch geworden, in der Krippe gelegen, am Kreuz gestorben, von
-wir Tote« erstanden und in den Himmel gefahren war, alles, um
ans zu ertzösen. Es war zu viel, ich kmmle es nicht fassen, obwohl
! - « mit aller Macht versuchte. Ich vergaß mich und die Ümge-
Lacht« nur an Diesen Brot und Wein gewordenen Golt,
Wunch
^eyrev urugre inu iaiqr rn vi« r'ocppen «o««», «
-veiirachtugn h^n Parademarsch störte und die anderen- zu lange
^r>en mußten. Ich stand auf, aber ich fühlte keine Füße mehr
anlei mrr, jH spürte, wie ich am Rücken Schwingen trug, Engels-
flugei. Da zuckte es mir durch den Kopf: „Hast du auch den Leib
vfs Herr« nicht unwürdig empfangen? War Leine Beichte gültig,
me erste mit der größten Unterschlagung und die zweite unter der
«tubenlür?" Ich fühlte auf einmal die verdorrt« Hand, wie sw
Unz glühend, brennend henmtevbaumelte. Doch nein — unwill-
urlich mußte ich an mir heraMicken: ich sah sie nicht, die ver--
Hand! Richtig, ich hatte sie ja so schlank, gefaltet mit brr
a-n der Brust liegen, daß der Zeigefinger gerade die Naf«n-
berührte. Ich erwachte aus meiner Ekstase, fühlt« die Füße
^enr Boden wieder und nahm an der neuen Hose die Staud-
w-r die vom Knien auf Len Steins,liefen schmutzig waren.
Erw-' * Himmel war wieder -von den Wolken verschlossen. Die
"M und Heiligen hatten offenbar genug Weihrauch geschluckt und
nwchten Mittag.
tSc-mez-E !--«!./

Eine Theatervorstsllung für dis Gewerkschaften findet am
Mittwoch, den 28. Juli statt. Zur Aufführung kommt eine
Wiederholung des kürzlich mit so viel Heiterkeit und Beifall auf-
geuornmenen Fuldaschen Lustspieles „Jugendfreunde" statt. Karten
zum Preis von M. 2.—, 1.50 und 1.— find bei den Vertrauens-
männern der Betriebe, im Arbeitersekretariat, sowie am Tag der
Aufführung an der Kasse des Stadttheaters zu Kaden.
Stabil Heater. Die Direktion hat mit dem Deutsch-Rufsilch-Ukraiy-
Ballett (Dir. 8. Rohn), weiches gegenwärtig bi« größten Städte bereist,
ein zweimaliges Gastspiel abgeschlossen, weiches Donnerstag, den 29., und
Freitag, den 30. Juli, stattfindet. Das Bauett-enf-emble, dessen choreo-
graphische Leitmm und Einstudierung- die -Prima-Ballerina und Ballett»
Meisterin Ina Farifah übernonunen hat, wich für jeden Abend ein
Programm bringen, welches in zuxi Teil« zerfällt, und zwar: l. Russische
Volks- und Charaktertänze (Kapellmeister Dr. L. Zwarkosf und das
OriMaal.Balalaita.Orchester), 2. RMsch-Stilifttsche Tanz« (Kapellmeister
Bruno Gellert). Nachdem die Vorstellungen der obigen Gesellschaft bis-
her überall mit größtem Beifall aufgenommen wurden, werden zweifels-
ohne auch die hiesigen Gastspiele großem Int«r«ste begegnen. -Der Kar-
tenverkauf beginnt heute Montag, den 36. Juli.
Tas PrSgranrm des hier am Donnerstag und Freitag gastier-
enden Deutsch-Russisch-Ukrainisch Baüsttenseinbles hat insofern eine
Bereicherung erfahren, als zu dem 1. T«il jedes Abendprogramms
izpch besonders kunstvolle „Spitzentänze" nach der Musik von Chopin,
Minka. Tiniakow u. a. unter Leitung des Kapellmeisters Dr.Bon-
der sky hinzukommen. SWMich weisen wir noch darauf hin,
daß die BorsteLungen pünktlich 8 Uhr beginnen.
Dienstag, den L7. Juli: „36S Frau«n", Lustspiel von H. und
I. v. Wentzel.
Giftmordversuch. Eine in der Gaisbergstraße wohnhafte Arbeiter-
eh«,'rau hat ihrem Mann in bas Essen Phosphor, das sie an örn Ziind-
hölzorn entfernt«, in das -Esi«n gemischt. Der Mann hat von dem Esten
gegesten und würbe ihm unwohl, so daß «r ngck den» Akademischen Kran-
keichaus gebracht werden musste. Er hat sich dort wieder erholt und es
zeigten sich keine weiteren Nachteile. Die Frau wurde verhaftet. Dor
Grund zur Tat sollen Ehezwistigksiten sein.
Diebstähle. In der Kleinschmidtstraße wurde mittelst Nachfchlüsiess
in der Wohnung einer Schneiderin «in größerer Diebstahl ausgefühft.
Der Dieb, der anscheinend lvkalkundig war. räumte ziemlich aus. Es
-wurden Kleidungsstücke, Wäsche, Geld, Schmucksachen usw. ick Werte
von 7000 Mk. entwendet. — In der Fuchsschen Waggvnfadftk wurden
aus dex Kantinenkasfe der Betrag von 3W Mk. rntwendet. — Am Mann-
heimer Rangierbahnhof wurde einer Wäscherin aus Ziegelhausen ein
Wäschebündcl im Werte von 2760 Mk. gestohlen.
Rotzuchtversuch. Ein 10 Jahre alter lebiger Arbeiter aus Tppel-
lxüm hat an einer 13jährigen Volksschülerin bei der Heinsteinschrn Ofen-
fabrik am Medlinger Weg «in Rotzuchtverbrechen versucht. Auf die
Hilferuf« bes Mädchens eilten Leute herbei, so Laß der Wüstling ver-
trioben wurde.
Erwischt bat man endlich den Dieb, tzor fort 5 Wochen jeweils Sams-
tags in einer Badeanstalt Diebstähle gusführt». Derselbe hat gewöhnlich
aus den Kleidungsstücken -er Badegäste das Geld entwendet. Ls Han-,
-M sich um einen 10jährigen Voiksschüler aus Rohrbach, der M
Anzeige gebracht würbe.
Heimlich entfernt haben sich zwei Ick- und 15jährige Jungen aus
Mühlhausen, Amt Wiesloch von der elterlichen Wohnung.

8 ^. Rohrbach b. H., 23. Irzli. Unter Vorsitz -es Herrn Bürger-
meisters Bitter traten gestern abend die Organisationen der landwirt-
schaftlichen Erzeuger und -er Konsumenten zu «in-er eingehenden Aus-
sprach« Ger die Versorgmrg der einheimischen nicht Landwirtschaft trei-
-borden Bevölkerung mit Obst und sonstigen landWirtschastlichen Erzeug-
nlston zusammen. Der Vorsitzende erläuterte in kurzen Füg.«» die ber-
zeiiige Lage der öffentlichen Bewirtschaftung unter Berüchicht-igung der
Tatsache, »aß der Abbau der Zwangswirtschaft schon «ingclei.tet und do-
durch ein« wesentliche Bewegungsfreiheit Mchaflen sei. Die einhellige
Betätigung aller BevAkeru-ngsschichlen auf dem Gebiete der Lebens-
mittelversorgung muß unbedingt erreicht und die Beseitigung von Miß-
verständnissen- und ungerechtfertigten Reibungsflächen herbeigeführt wer-
den. Der Redner crläutctt« die Stellungnahme dcr-Gcmeindevcrwaliung
und die Beschlüsse der Nahrungsmittelkommission, die sich bi« Richt-
preis« der gemischten Kommijston von Heidelberg auch für die hiesigen
Veyforgungsgeschäfle zur Richtschnur genommen hat. Eine der wesent-
lichsten Aufgaben der Gemeindeverwaltung wird dann erblickt, den
reichen Obstseg-en der konsumentierenden Einwohnerschaft zur Verfügung
zu stellen, ohne der Ausfuhr von Obst-zur Berforgung der Industrie-
gMete Fesseln an-lcgcn zu wollen. Die Erhöhung der Kommifsionsnsit-
glicderzahl, in den hier seit Jahresfrist erfolgreich arbeitenden Kommissio-
nen soll dazu dienen, die Arbeiten der KommMomn noch tiesgestalflaer
auszubauen, wobei insbesondere die Nahrungsmittelkvmmissivn in Be-
tracht kommt. Neben der Obstversorguirg soll auch bi« Versvr-g>mg de:
Bevölkerung mit weiteren lairdwirtschafttichen Produkten in einheitliche
Hahnen gelenkt werden und einer Anregung der Arbeiterschaft folgend,
der Errichtung eines Wochen markt es an zwei Tagen der Woche
das Wort zu reden. Di« sofort emfctzende, zuweilen lebhafte Aussprache
bewegte sich durchaus auf -er Hohe und von dem gulen Willen beiher
Richtungen beseelt, wird unter Berücksichtigung der besonderen BerhÄt--
nisse mit voller Zusammenarbeit das gesteckte Ziel zu erreichen sein. An
der Aussprache beteiligten sich insbesondere die Herren August Zeller,
Otis Künzie, Jobs. Ammann, Gemeinderat Lucken u. Wöhrl«
seitens her Arbeiterschaft, die Herren Jakob Tlauer, Martin Förster
und Hemrick) Frauenfeld 11 seitens der Landwirt«, bis Herren Peter
Schmitt, Jakob K udi s und Fran Köhl«r seitens der Händler.
Ueberall trat der klare Wille zutage, der gemeinsamen Sache zu bienen.
Ms Gesamtergebnis der Aussprache wurde dem Wunsche Ausdruck ge-
geben: 1. die Versorgung -er einheimischen Bevölkerung mit Obst un-
anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen unter allen Umständen sicher-
gesteltt zu scheu; 2. zur Erreichung dieses Zieles wird die Nahrungs-
mittelkvmmMvn zusammen mit der Gemenrdevenvaltung die nötigen
Maßnahmen treffen, wozu insbesondere die Wiedereinführung der schon
vor -em Kriege beschlossenen Marktordnung (Markt am Montag und
DvMierstag abend yon 6—8 Ubr) zu rechnen ist; 3. die von der Heidel-
berger Kommission festgelrgten Preise sollen als Grundlage dienen. Ms
Schlußwort gab der Herr Bürgermeister Bitter über -en harmonischen
Verlauf dcr Aussprache feine Freude kun- unter Zustimmung -er ganzen
Versammlung in dem Worte, haß bi« Ruhe und der Frieden unserer Ge-
meinde auch durch die h«utige Aussprache -eine weitere Förderung erfahren
haben möge.--
Eberbach, 23. Juli. (Vergiftet.) Aus Liebeskummer darüber,
daß ihr ein Absagebrief zuging, hat sich im Stadtteil N.-Wimmersbach
ein Wjähriges Mädchen mit Lysol, das sie im Stalle vorfand, vergiftet.
Gillingen, 23. Juli. (Die frohen Metzger.) Die Aushebung
der FlelschMangsbewirffchaftung feierten die hiesigen Metzgermeister
durch einen Umzug, -er von eine! Musikkapelle eröffnet wurde. In -er
Mitte -es Zuges befanden sich sechs mit Tannengrün geschmückte Schlacht-
tiere und -en Schluß machte eine mit viel«,, amtlichen Verordnungen
ausflasfierte Chais« und eine magere Wurstkuh.

Die Stellungnahme des Einzelhandels zum Preisabbau.
Karlsruhe, 2ck. Juli. In einer dieser Tage von der Landeszenlrale
des Badischen Einzelhandels hierher einberufen«n von Vertretern d«r
einzelnen Ortsgruppen zahlreich besuchten Versammlung wurde die Frage
des Preisabbaus einer eingehenden Aussprache -unterzogen, wobei gleich-
zeitig die Vorgänge -er letzten Wochen ausführliche Darlegung-und Be-
sprechung fanden. Die Versammlung bezeugte den festen Hillen Yes
-Einzelhandels, bei dem Preisabbau in weitgehendem Maße mitzuwirkkn,
sprach sich anderseits aber auch geschlossen gegen die Gewaltmaßregeltz
aus, die in einer ganzen Reihe von Orten zur Erzwingung rapider und
vielfach weit über die Grenzen des Möglichen hinausgchen-er Preis-
herabsetzung Platz gegriffen haben. Cs wurde einstimmig dem Wunsche
Ru,-ruck geoe-en, -aß auch die Fabrikanten uns Grvßisten dem Preis-
abbau Rechnung tragen und die Last nicht allein auf den Schuitcrn des
Einzelhandels liegen lassen möchten, wie überhaupt ohne Mitwirkung
aller Kreise ein durchgreifender und andauernder Abbau nicht denküar
wäre. In einer Zuschrift an das Ministerium -es Innern würbe auf
die bedauerlichen Vorgänge in einzelnen Städten, so insbesondere in
Lahr, Waldshut und Schiltach abgehoben und dem Ministerium dringend
nayeqelegt, diejenigen Schritte einzuleiten, die geeignet erscheinen, um
die Freiheit und das Eigentum des bad. Einzelhändlers mehr zu gewähr-
leisten als bishen Die in der LandcszentrÄe des bad. Einzelhandels
organisierten Kaufleute erklären sich in dieser Zuschrift gr-unMitzlich be-
reit, zu ihrem Teil an den, Preisabbau zur Gesundung -es Wirtschasts-
lebens rnitz-uwirken unk stellen an bie Regierung -bas Verlangen, vah so-
fort in «in« Beratung über die zukünftige Behandkmg der eimchläaiaen

Fragen eingetreten wird, eine Beratung, die aber nur dann Wert bade,
wenn auf -er einen Seite Landwirtschaft, Industrie, Großhandel, Kien--
haichel und Handwerk und auf der anderen Seite Konsumenten, Ange-
stellt«, Beamte und Arbeiter sich zuwmmcnftnben. Welche seilens der
Regierung und der Gegenseite in Hinsicht auf den dMeitig vielfach
gehandhabt«» Modus der Preisprüsuggs- und Preisheiabsehunfwkommif-
sionen nicht sofort eingeariffen, so müsi« die badische Kaufmannschaft die
Verantwortung dafür avlehn«», wenn bi« Versorgung zum kommenden
Herbst und Winter schwer gefährdet wich.

Turnen, Sport und Spiel.
Fußhallsport. Die Rugdy-Fußballabteiluna des V. f. B.
Heidelberg, früher F. C. Heidelberg-Neuenheim 18W, hat sich vom
B. f. B. getrennt und ihren allen Verein unter dem Ngmen
Futzballklnb H eidelbera-Neuenheim 1902 wieder ins Leben
gerufen. Hauptzweck ist die Pflege des Rugbyfußballspiels und der
Leichtathletik. Dis Einführung anderer Sportarten ist Vorbehalten.
Mitgliederanmelvungeu sind an den Vorstand F. Kogel, Bleich-
straße 11 zu richten.
Die süddeutsche Wasserballmeisterschaft errang gestern in
Stuttgart der Schwickmklub „Nikar"-tzeidelbergfmit 3:0 Toren.

GerichLshalle
Heidelberg, Lck. Juli. (Strafkammer.) Unter Ausschluß dH.
Oeffentüchkeit wurde gegen den 72 Jahre alten Privatmann Friedrich
Hurlebaus aus Heidelberg und dessen 23 Jahre alte Enkelin Marie
Hurlebaus aus Straßburg wegen Blutschande verhandelt. Während
Ersterer nur wegen «»ersuchter Blutschande zu 1 Jahr Gefängnis abzügi.
2 Monate Untersuchungshaft verurteilt wurde, erfolgt« geg«n letztet«
Freisprechung. — Aus dem Lagerraum einer hiesigen Zigarrenfabrik ent-
wendeten der Heizer Bernhard Rau aus Bettingen und der Fabrik-
orbeiter Heinrich Ksttenmann aus Nußloch unter erschwerten Um-
ständen in 2 Nackten Zigarren in Gesamtwerten von 4 360 Mark. Sie
erbielien Gefängnisstrafen, und zwar Rau 8 Monate, Kettenmann
6 Mypate. — Pferdehändler Herumnn Oppenheimer hier wgr von
-em Schöffengericht Heidelberg wegen Vergehens g«g«n die Reichs-
gclreibeordnung — «r hatte erhebliche Mengen Gerste -er öffentlichen
Bewirtschaftung entzogen — zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt ivsr-en.
Auf seine Berufung wurde die Strafe heute auf 3 Wochen ermäßigt.
Maluz, 34. «Pi. (Verurteilter farbiger Frauen-
schauder.) Ein Soldat des in Mainz garmsoni-erenben algerischen
Schützenrtgiments Latte im Mai abends auf der Straß« Mainz-Weisengu
im Stgd:pa-.k ein Mädchen aus Weisenau w vergewaltig«» ver-
sucht. Bus die Hilfenrfe eiste ein öderer Kvlvnialsoldat herbei und nahm
-en Wüstling ftp. Das KriE-gencht Verurteilt« -en Angeklagten zu
zehn Jahren Zwangsarbeit,, Deportation, Ausstoßung aus dem Heere
und Landesverweisung aus Frankreich und -em v«setzten Gebiete.

Geschäftliche Mitteilungen.
Das Hotel „Efplau«be" ««öffnet.
Ein gutes Zeugnis handwerklicher Kunst und Fleißes muß mqn den
Meistern und ihren Arbeitern ausstellen, die innerhalb von 6 Wochen
im Hause Wre-deplatz 1 ein Großstadtunternehinen durch Umbau erstehen
ließen, das unsere Stadt Eder um einen Anziehungspunkt bereichert.
Gleich nach Betreten der Räume «mpfängt man de» Eindruck, daß
hier etwas geschaffen ist, ivo sich di« Kräfte des einzelnen Arbeltrrs ftci
entfalten konnten. Das Schablonenhafte ist verschwunden und so erlebt
man manche lleberraschung, in den Raumen, die eine bestimmte Richtung
-es einzelnen, gerade an diesem Platze tätigen Arbeiters «rusdröckt. Di«
Räume, die nach dem Wredeplatz zu siegen und das Kaffe«, dir Tee- und
hie Weinstube beherbergen, atmen «inen Farbenftohsinn, der berückend
ist. Jin Kaffee gibt das delle Gelb den Ton a«. Di« Gesamtwirkung
Wirb durch die schwarze WaMekleidung mit gvkdenen undefinierbaren
Figuren -urchwirkt, noch erhöht. Die Teestube atmet chinesischen Geist.
Der blaue Drckenton beeinflußt den Raum im ersten Augenblick sehr
stark, jedoch ist durch die farbenfrohe Wandbrkieidung rot, schwarz und
Mold -as Gleichgewicht bald hergestellt und man erhält -ft-Empfindung,
daß -er Raum für seinen Zweck wie geschaffen ist. Me Weinstube ver-
langt, um ihren Zweck zu erfüllen, einen ruhigeren Ton. - Aus diesem
Grunde hat man hftr eine dunkelrptc WanLbekle-i-ung aus weißem Deckest-
ton bevorzuar, dc-r 'Lurch -i^ Goldioistenvrrmittlung vornehm wirkt. In
sämtlichen Räuinen sind -ie Beleuchtungskörper dem Farbe-tspiel har-
monisch angepasst. ,
Sehr dezent und äußerst apart wirkt bi« Diele, ine durch ihr«» ge-
würfelten blau und grau gehaltenen Deckenton und blaue«: Wandbekllsi-
dun-g sich rdahrlich-vornehm ausnimmt. Im Vvrraum zu der Diele gibt
di« braune Farbe de» Ton an und bildet einen ausgleichenden Uebergang
zu -er Diele ftlbst. Da der abssührende Architekt und -ie beschäftigten
Geschäftsleute alle hier am Platze sind, so ist uns dieser Umbau ein er-
neuter Beweis dafür, daß die hiesig.«» Geschäftsleute mit ihren Arbeitern
auf dem Gebiet -er Handwerkskunst wirklich hervorragendes zu leisten
vermögen.

Wk HnWWW Skk .MWtM'
Ludwig Eanghsfsr -j-
Tegernsee, 23. Juli. (Wolff.) Der Schriftsteller
Dr. Ludwig Ganghofer ist gestern im Alter von 65 Jahren
jN Tegernsee an einem Herzschlag gestorben.
Der norwegische Gewerkschaftskongretz.
Berlin, 26. Juli. (Priv.-Telegramm.) Der „Deut-
schen Allgemeinen Zeitung" zufolge hat sich her norwegische
Gewerkschaftskongreß für das bolschewistische Rätesystem und
die Diktatur des Proletariates ausgesprochen und beschlösset;,
eine Vertretung zur dritten JntMrationale nach Moskau
zu entsenden.
Der Deutsche Eisenbahnerverband für Neutralität.
Berlin, 25. Juli. Der erweiterte Vorstand des
Deutschen EisenbahnervA'bandes, der mehr als Vs Million
Eisenbahnbeamte und -Arbeiter vertritt, nahm unter Teil-
nahme von Vertretern der Eisenbahner aus hem ganzen
Reiche in seiner heutigen Sitzung folgende Entschließung
mit 72:1 Stimmen an: dis deutsche Regierung hat für
Deutschland die Neutralität gegenüber Polen und Rußland
erklärt. Der erweiterte Vorstand des Deutschen Eisenbahner-
verbandes hält diese Politik als die für Deutschlands einzig
richtige und erklärt es für unbedingt notwendig, jede Ver-
letzrmg der Neutralität durch Tra^porte von fremden
Truppen oder Kriegsmaterial durch Deutschland mit allen
ihm zu Gebote stehenden Mitteln zu verhindern.
Moskaus Bereitschaft zum Waffenstillstand.
(Privattelegramm der „Frankfurter Zeitung".)
Warschau, 24. Juli. Heute früh traf die Antwort
der Sowjetregierung auf das polnische Angebot eines
WaffenMstandes ein. Die Sowjetregierung nimmt
den Vorschlag an und ersucht um Angabe des
Ortes und der Personen für die VeryandluNgen.
Weiters Einzelheiten des Moskauer Funkspruchs sind noch


VersrrmmlrrrrgL-KrrlerrdsV.
Deutscher VettesdnngESe-ler-Berband. Montag, den 26. Juli,
abends 7 Uhr Mitgliederversammlung im „Ärtnshof,
Wahl eines Beiratsmitgliedes.
 
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