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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (1) — 1821

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No 5 (1821)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20602#0021

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Charis.

unterhaltungsblatt.

fuͤr

eeven und Literatur; Poeſie und Kunſt.

Redakteur und Herausgeber: Fr. K. Freiherr v. Erlach. ü

———
—— *
——'—

——

Dieſes Blatt erſcheint ö

jeden Mittwoch (und

Sonnabend, und kann

ein Abonnement mit 1 fl. 30 kr. vierteliährig auf daſſelbe eröffnet werden.

No 5.

Mannheim. den 18. April,

182f.

An die nenbelebte Natur.

Aus der Staͤdte regellos Gewimmel,
Kehr zu dir, Natur, ich froh beſeelt zuruͤk;
O! wie lieblich ſcheinet Erde mir und Himmel,
Hoch entzuͤckt fuͤhl' ich der ſtillen Freude Gluͤck.

Von Aurorens Roſenblick gewecket.
Eile ich in neuerfriſchter Bluͤihen Duft;
Keines ſteten Lermens wild Getdſe ſchrecket
Mich aus kalter Mauern nie beſonnter Gruft.

Jubelnd ruft zu innigem Erguſſe
Meines Vollgefuͤhles, mich der Lerche Led;
Freudig ſtimmt mein Herz in ihrem Morgengruße
Innig fuͤhl' ich mich von Preis und Dank durchgluͤht.

Alles lebt! — erneutes Jugendleben
Spricht mich an, wohin entzuͤckt mein Auge blickt;
Küͤnft' ger Wonnen leiſe Ahnungen umſchweben
Meinen Geiſt, in beß're Welten froh entruͤckt.

Guter Borſaͤtz voll, hebt ſich mein Herze,
Neugebohren athmet frei mein Geiſt und leicht;
Selbſt Erinnerung an herbem Gram und Schmerze
Und der ſteten Sorge nagend Uebel weicht.

——.——

Hugegeben ſink an deinem Buſen
Freudengeberin der Welt ich, o! Natur; — ö
Und entzuͤckt folg' ich, im Zauberkreis der Muſen-

Hoͤherem Genuſſe, reiner Freuden Spur.

»Leuchte du mir vor in Himmeldklarheit,

Wenn in Schwaͤrmereien mein Gefuͤhl ergluͤht;
Reines Sonnenlicht der ewig lautern Wahrheit,
Ewige Jugendpracht die nimmermehr verbluͤht.

O! Natur, auf deinem Roſenpfade ö ö
Lacht allein nur Freud' und ſeel ge Ruh' uns an;

Hehre Gottespracht, vom Urquell aller Gnade

Leit' mich Sehnenden zum Se auf rechter Hahn.
Freiherr v. B.

—.—

Eln Wort aͤber Laoliche Reimkunſi.

Viele halten die Beachtung der Schoͤnheiten der
ſuͤdlichen Reimkunſt fuͤr ganz unnuͤtz, und treiben den
nordiſchen Sinn bis zur kalten Fuͤhlloſigkeit gegen
die dichteriſchen Spiele des Suͤdens. Wer aber dem

Weſen der Poeſie tiefer ins Auge geblickt hat, der

weiß es, daß dleſe holden, heitern Spiele von jenem

Weſen nicht getrennt werden koͤnnen, weil Fruͤhling
und Blumen ja uͤberhaupt das Leben der Liebe ſind.
 
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