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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Heilmeyer, Alexander: Moderne religiöse Plastik
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Mader, Felix: Die "Hallerin" des Domes zu Eichstätt
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0024

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DIE »HALLERIN« DES DOMES ZU EICHSTÄTT



DIE »HALLERIN« DES DOMES
ZU EICHSTATT

Von DR. FELIX MADER

JÖRG SYRLIN HOLZBÜSTE
Nationalmuseum in München. Text S. io
Kenntnis von dem Zusammenhänge mit ihrer
Umgebung. DerBildhauerschicktseine »Figur«
zum »Faßmaler«, der sie bunt bemalt und
dann wird sie in einer Kirche aufgestellt, die
weder der Bildhauer noch der Faßmaler ge-
sehen haben. Man darf sich daher auch nicht
wundern, wenn man in modernen Kirchen
so oft die Entdeckung macht, daß die ganze
Ausstattung unharmonisch wirkt.
In früheren Zeiten war diese Einheitlich-
keit der Erscheinung eine notwendige
Folge des harmonischen Zusammenwir-
kens aller Künste. Der Architekt schuf
den Raum, der Maler und der Bildhauer
schmückten ihn aus. Die Kirche bildete
gewissermaßen die Versammlungsstätte
aller Künste. Wir streben heute in der
modernen Raumkunst wieder Ähnliches
an. Architektur, Plastik, Malerei und
Kunstgewerbe vereinigen und verbinden
sich untereinander, um einem Raume
Schönheit, Stimmung und Weihe zu
geben. Die moderne christliche Kunst
darf nur zugreifen und sich die Erfah-
rungen der modernen Raumkunst, Pla-
stik und Malerei zunutze machen. Sie
erfüllt dann vollständig, was wir von
ihr erwarten: Vertiefung und Verfei-
nerung des künstlerischen Empfindens,
charakteristische Ausprägung ihres Gei-
stes in modernen Kunstformen und viel-
seitige Anwendung im Rahmen der kirch-
lichen Kunst.

FWie größte Glocke des Eichstätter Domes
nennt man die »Hallerin« — ihrer mäch-
tigen Stimme wegen, die seit dem Jahre 1541
ertönt und festliche und trauervolle Ereig-
nisse seitdem ungezählte verkündet hat.
Die Geschichte ihres Gusses ist in den
Domkapitelprotokollen erhalten: die vielen
interessanten Details dieser Aufzeichnung
wurden meines Wissens noch nie veröffent-
licht, sind aber der Veröffentlichung wert.
Am 25. Oktober 1538 beschließt das Dom-
kapitel , es solle dem Glockengießer zu
Nürnberg geschrieben werden, er möge nach
Eichstätt kommen, man wolle einer neuen
Glocke wegen mit ihm handeln.>) Zu
Anfang des nächsten Jahres erschien der
Meister »Hanns Glockengießer«. Man ver-
einigt sich mit ihm über den Guß der neuen
Glocke und beschließt sogar im weiteren
Verlauf der Verhandlungen, von dem zu-
erst gewünschten Voranschlag über Gewicht,
Kosten u. s. w. abzusehen und dem Meister
zu »vertrauen«.2) Das war am 22. März 1539.
Meister Hanns Glockengießer gehört zu den
vielberühmten Handwerksmeistern Nürnbergs
aus damaliger Zeit. Bedeutende Aufträge nach
’) Domkapitelprotokolle (K. Kreisarchiv Nürnberg)
Nr. 9, S. 219 b.
2) Domkapitelprotokolle (K. Kreisarchiv Nürnberg)
Nr. 10, S. 11.

JÖRG SYRLIN (ULM) ABT DES KLOSTERS WEINGARTEN
Holzbilste im Nationalmuseum zu München. Text S. 10
 
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