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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Mallinger, Leo: Ein französisches Künstlerpaar: Herr und Frau Duhem
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0199

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HENRI UND MARIE DUHEM

167


HENRI DUHEM

VERKÜNDIGUNG AN DIE HIRTEN

EIN FRANZÖSISCHES KÜNSTLER-
PAAR: HERR UND FRAU DUHEM
Von Dr. LEO MALLINGER, Löwen-Belgien
(Hierzu die Abb. S. 167—176)
Eine stille Straße im äußersten Viertel eines
friedlichen Provinzstädtchens im Norden
Frankreichs: Douai. Neben einem alten, ehr-
würdigen Stadtpark, den man eben unerbitt-
lich zerstört, um einer Schule mehr Raum zu
schaffen, liegt ein geräumiges, herrschaftliches
Haus, ebenfalls einer früheren Zeit angehörend.
Wir treten in den weiten, lichterfüllten Ein-
gang, und gleich schlägt uns eine warme, an-
heimelnde Luft entgegen. Man glaubt sich
zu Besuch bei einer hochbejahrten, gütigen
Tante oder einem Großvater mit weißen
Haaren, die uns im folgenden Augenblick liebe-
voll in ihre Arme schließen werden. Allein
statt dieser Zeugen der Vergangenheit kommt
uns ein noch junger, sympathischer Mann
entgegen, mit sanften, freundlichen Augen in
einem bärtigen Gesicht. Ohne viel Umstände
und Zeremonien zu machen, nötigt er uns
in das nächste Zimmer, die gemütliche Wohn-
stube, und auf seinen Ruf erscheint auch als-
bald eine in aller Einfachheit anmutige Haus-
frau, die sich ihrer Pflichten dem Besucher
gegenüber mit ebensoviel Liebreiz als Be-

scheidenheit erledigt. Die Unterhaltung ist
beständig im Fluß, denn wir haben die Ent-
deckung gemacht, daß wir über alles Edle
und Schöne, über Natur und Kunst dieselben
Ansichten hegen, und unsere erste Begegnung
macht uns den Eindruck eines Wiedersehens
mit guten alten Freunden, die wir immer ge-
kannt haben.
Wir sind in einem wahren Künstlerheim.
Denn frühzeitig hat Hr. Advokat Henri Duhem,
Sohn eines höheren Justizbeamten, der gericht-
lichen Laufbahn entsagt, welche ihm bereits
reiche Lorbeeren eintrug, um nur der Kunst
zu leben, und nicht lange dauerte es, so machte
er auf einem Malerausfluge die Bekanntschaft
einer Schwesterseele, eines reich veranlagten
Landmädchens, das er bald als glückliche
Gattin heimführte. Und nun leben beide mit
ihrem einzigen Sohn ein zurückgezogenes,
idyllisches Leben, teils in H. Duhems Geburts-
stadt, teils auf dem Lande, in Frau Duhems
Heimatprovinz. Ihr ganzes Dasein ist der Kunst
gewidmet. In dem großen, dichtbewachsenen
Garten, der sich hinter dem Wohnhaus aus-
dehnt, haben sie ihr gemeinsames Atelier.
Frau Duhem schafft zu ebener Erde, ihr Gatte
haust im oberen Stockwerk. Ihre Erholung
finden sie in der Musik und der Literatur,
worin sie sehr bewandert sind, und im Um-
gang mit einigen gleichgesinnten Künstlern,
 
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