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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Wolter, Franz: Die Frühjahrsausstellung der Secession München
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Bone, Karl: Düsseldorfer Kunstbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0293

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252

DÜSSELDORFER KUNSTBERICHT ^3


JOSEPH KOPP

Entwurf

GRABDENKMAL

findet sich noch in dem großen Nachlaß von
Handzeichnungen des früh verstorbenen Zeich-
ners der Jugendund des Simplizissimus: Ru do If
Wilke. Achtung gebietendes Können spricht
aus diesen Blättern, die dem Gebiete der Kari-
katur angehören. Ein etwas derber, wiewohl
eigenartiger Humor durchweht jede noch so
flüchtige Skizze, der man es ansieht, daß
alles scharf beobachtet und in stark persön-
lichen Stil übersetzt wurde. Nach der Natur
wird Wilke kaum viel gezeichnet haben, da-
für sehen die Darstellungen zu bizarr, zu
grotesk aus, aber gerade deswegen haben
diese Übersetzungen jene Note, die der Satire
oder dem Burlesken so recht entspricht.
Wie stets, so sind auch diesmal nur wenige
Werke der Plastik zu verzeichnen.
Einige Kleinbronzen, ein Hase von J. Bary-
Doussin, ein Skiläufer von Ernst Geiger,
die hübsche Brahms - Statuette von Max
Hoehne, »Diana« von K. E. Moeller,
»Bronzekopf« von Paul Oßwald und eine
flott aus dem Stein gearbeitete Bajadere von
Hans Schwegerle sind tüchtige Leistungen.
Franz Wolter

DÜSSELDORFER KUNSTBERICHT
Von Dr. KARL BONE, Düsseldorf
Die Winterausstellungen
TWen Darbietungen des abgelaufenen Winters kommt
vor allem das Lob großer Vielheit und Vielseitigkeit
zu. Aber auch die Auswahl verschonte die Besucher fast
durchweg mitallzu abstoßenden Exzentrizitäten undWider-
wärtigkeiten. Dem Schönen war der Weg nicht ver-
legt, weder dem Schönen aus älterer Zeit (Spitzweg u. a.)
noch dem fremden (Belgier, Niederländer, Herkomer u. a.j,
noch dem deutschen Schönen anderer Kunststätten (Mün-
chen, Berlin, Karlsruhe) noch den Erzeugnissen Düssel-
dorfs selber, die der Kunst, nicht dem augenblicklichen
Effekt und Erfolg zustreben. Diese Düsseldorfer konnte
man am zahlreichsten — freilich keineswegs vollzählig —
zusammensehen in der Weih n a ch ts aus s te 1 lu n g
des Vereins Düsseldorfer Künstler in der
städtischen Kunsthalle. Nur ein unfreundlicher Beurteiler
konnte diesmal sagen, man sehe es den Werken an, daß
sie für den Weihnachtsverkauf gemalt seien. Daß der
Künstler seine Bilder, soweit er sie nicht auf Bestellung
malt, verkaufen will, ist doch naturgemäß; ein Vor-
wurf kann ihm aus diesem Wollen nur gemacht werden,
wenn er ihm Opfer bringt, die seiner und der Kunst
unwürdig sind; ja man könnte es ihm als Kurzsichtig-
keit anrechnen, wenn er zu einer Weihnachtsausstellung
Werke oder Entwürfe brächte, die den Ankauf durch
Kunstfreunde von vorneherein ausschließen. Aber, was
wir diesmal sehen, konnte mit wenigen Ausnahmen
ebensogut in jeder Kunstausstellung großen Stiles er-
scheinen. Denn der große Stil bedient sich nicht des
Quadratrutenmaßes; er kann mikroskopisch erscheinen.
Von A bis Z, von Ackermann bis Zacharias, war
ernstes und zielbewußtes — das Ziel freilich nicht immer
einwandfrei — Streben erkennbar, ohne daß Ängstlich-
keit oder Absicht die Freiheit der Bewegung störend
beeinflußt hätte. Wenn ich hier die kräftigen Dorfbild-
chen von O. Ackermann, den jungen »Mönch in den
Blumen« von A. Bertrand, das lesende Mädchen von
Aug. Blankenstein, ein gleiches, aber an Farben-
fröhlichkeit recht verschiedenes von Josse Grossens,
einige Heide- und Waldbilder von G. Hacker, Still-
leben von M. Hambüchen, Alma Hamel, Magda
Kröner, Meta Weber, die vortrefflichen Interieurs
und Dorfbilder von H. Hermanns, die prächtigen Son-
nenscheinwirkungen auf dem Innenbilde »Sonnenschein«
von M. Heß, den echten »Herbstmorgen an der Erft«
von C. Jutz jun., die geschickten Farbflecke auf W.
Kukuks Ansicht »Aus Oberstdorf (Algäu)«, die wasser-
klare Flußkrümmung »An der Stever« von G. Lasch,
M. Lucas’ »Häuser am Wasser«, den sonnigen »Spät-
herbst« von G. Mühlig, die neuartige, trefflicherfaßte
»Sandgrube in Münsterland« von Ä. Schlüter, das
frisch und lebendig gemalte »Niederländische Volksfest«
von M. S t ern, das »Längster Marktschiff« in feinnebeliger
Frühmorgenstimmung von W. G. Y. Titcomb, das Kna-
benporträt »Mein Sohn« von Fred Vezin, v. Willes
Eifelbilder besonders hervorhebe, so würden wohl andere
andere Bilder lieber nennen; z. B. die Kühe »Im Ginster«
von J. J. Junghanns, H.E. Kohles »Zypressen«, oder
den »Frühlingsanfang« von A. Lies, oder die Waldbilder
von Chr. Kröner, oder C. Heydens Bilder »Aus
Rothenburg«, oder C. Hävers »Am Herd« oder ebenso
Nennenswertes. Die Künstler der Weihnachtsausstellung
zeigten übrigens im Laufe des Winters auch weitere Lei-
stungen in der Kunsthalle sowohl wie in der perma-
nenten Ausstellung von E. Schulte, und andere sekun-
dierten ihnen oder ragten hervor. Dies letztere kann
man diesmal nicht von den Darbietungen E. v. Geb-
hardts sagen; weder die Einzelstudienköpfe noch die
beiden Figurenbilder »Heilung des Gichtbrüchigen« und
 
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