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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Lochner von Hüttenbach, Oskar von: Weihgaben für die Dormitionskirche in Jerusalem
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0112

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WEIHEGABE FÜR DIE DORMITIONSKIRCHE

WEIHEGABE FÜR DIE DORMI-
TIONSKIRCHE IN JERUSALEM
EAie »Ausstellung München 1908« ist ge-
schlossen. Unter vielen erfreulichen Ein-
drücken derselben wird stets die Erinnerung
an die dort geschauten Erzeugnisse der Gold-
schmiede- und Metallkunst einer der erfreu-
lichsten sein. Gerade in kirchlichem Kunst-
gerät war ja ebenso Originelles wie Gedie-
genes in ziemlich reicher Auswahl zu sehen.
Hier ist ein ganz allgemeiner Fortschritt in
Geschmack und Technik gar nicht zu ver-
kennen. Diese Zeitschrift wird sich denn
auch näher damit befassen.
Heute möchten wir nur das herrliche Weihe-
geschenk der Genossenschaft katholischer Edel-
leute in Bayern hervorheben, das aus der Hand
Fritz von Millers, eines Altmeisters der
Goldschmiedekunst Münchens, hervorging.
Das Geschenk ist bestimmt für die Dor-
mitionskirche in Jerusalem, welche sich auf
dem Grundstücke erhebt, das von einer alt-
ehrwürdigen Legende als Begräbnisplatz Ma-
riens bezeichnet wird (Dormitio S. Mariae) und
dessen Besitz die deutschen Katholiken einem
hochherzigen Akte des Deutschen Kaisers ver-
danken.
Nach den Plänen des Architekten Renard
erbaut, ist diese Marienkirche, ähnlich der
Aachener oktogonalen Pfalzkapelle Karls des
Großen, nun dem Abschluß nahe.
Zu ihrem Schmucke spendete auch die Ge-
nossenschaft katholischer Edelleute in Bayern
eine Votivgabe. Dieselbe ist nach den Verein-
barungen zwischen den Bestellern, Herrn Ar-
chitekten Renard und Professor Fritz von
Miller, gedacht als Lichtträger und Votiv-
tafel zum Schmuck des romanischen Eingangs-
bogens von dem Hauptraum in die erste>) der
sieben Kapellen, welche mit dem Chore das
Oktogon umgeben.
Renard hatte bei seinem Bau versucht,
»deutsche Motive mit den orientalischen Eigen-
tümlichkeiten zu verbinden . . .«, wenn auch
der Bau im ganzen romanische Formen tra-
gen sollte. In diesem Sinn ist auch der Stil des
originell gedachten Lichtträgers empfunden.
Die Grundfigur des frontalen Lichtträgers
ist ein breites Balkendreieck, von einem zur
Grundseite parallelen Balken überhöht. Die
Mitte des Dreiecks ist von einem Tatzenkreuz
ausgefüllt. Die breiten Balken dienen zur
Aufnahme von 60 Wappen von Familien des
x) Diese erste Kapelle wird auf Anregung des hoch-
seligen Bischofs von Eichstätt, Freiherrn von Leonrod,
dem hl. Willibald geweiht sein, als dem ersten deut-
schen Bischöfe, welcher ins heilige Land gewallfahrtet.

katholischen Adels. Diese sind in köstlichem
Email auf Feinsilber hergestellt. Die Zwi-
schenräume und Ecken der Flächen sind mit
Bronzereliefs von Tauben, geflügelten Löwen,
Adlern und Greifen, reichglänzenden Halb-
edelsteinen und Kristallen, und feinen stets
wechselnden Filigranornamenten in natür-
lichem Kupfer ausgefüllt. Die sämtlichen
Wappen sind im K. Reichsheroldsamte revidiert
und nach Entwürfen von Professor Hupp aus-
geführt.
Krabben und Kristallknäufe zieren den Drei-
eckgiebel. Unten hängen in kräftig geschmie-
deten Metallringen sieben etwas größere
Wappen, jene der Vorstandschaft nach dem
Stande von 1906.1) Zwischen letzteren sehen wir

x) Die Wappen und die rückseitig entsprechenden
Inschriften sind mit Ausnahme des ersten lediglich nach
künstlerischen Rücksichten angeordnet, aus demselben
Grunde erscheinen zumeist die Urwappen.
Das Schema der Verteilung ist folgendes:


1. Dr. Franz Leopold Freiherr von Leonrod, Bischof
von Eichstätt. — 2. Emmerich und Max Grafen von Arco-
Valley.— 3. Ferdinand, Joseph, Max und Nikolaus Grafen
Arco-Zinneberg. —4.Eckart und Hermann Freiherren von
von und zu Aufseß. — 5. Philipp Prinz und Herzog
zu Arenberg. — 6. Anton, Dr. Heinrich, Karl I und
Karl II Freiherren von Aretin. — 7. Klemens Freiherr
von Thünefeld. — 8. Friedrich Balduin und Friedrich
Freiherren von Gagern. — 9. Hans Karl und Moriz
Freiherren von und zu Franckenstein. — io. Joseph
und Robert Grafen von Deym, Freiherren von Stritez.
— 11. Maximilian und Wilhelm Freiherren von Getto.
— 12. Albert, Konrad, Richard, Warmund Grafen von
Preysing-Lichtenegg-Moos (Kronwinkel). ■— 13. Max Frei-
herr von Pfetten-Ramspau. — 14. Max Graf von Preysing-
Lichtenegg (Schlachtegg). — 15. Karl Freiherr von Frey-
berg-Jetzendorf. — 16. Georg Graf Fugger zu Kirchberg
und von Weißenhorn. — 17. Max Freiherr von Kramer.
— 18. Dr. Karl August Graf von Drechsel auf Deufstetten.
— 19. Max Emanuel und Wilhelm Grafen von Preysing-
Lichtenegg-Moos (Moos). — 20. Sigmund Freiherr von
Pfetten-Arnbach. — 21. Bertram Fürst von Quadt zu
Wykradt und Isny. — 22. Emanuel, Rudolph und Theodor
Grafen von Basselet de La Rosee. — 23. Dr. Georg und
Karl Freiherren von Hertling. — 24. Dietrich Freiherr von
Laßberg. — 25. Robert Freiherr von Gumppenberg-
Peuerbach. —■ 26. Hans Georg Freiherr von Gumppen-
berg-Pöttmes-Oberbrennberg. — 27. Alfons Graf von
Mirbach-Geldern-Egmont. — 28. Dr. Max, Karl Alfred
und Joseph Maria Freiherren von Soden-Fraunhofen.
 
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