Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

DOI Artikel:
Kuhn, P. Albert: Die neusten Werke des Malers Fritz Kunz
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0121

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

FRITZ KUNZ CHRISTUS
Zum Apsisgemälde der Liebfrauenkirche in Zürich

DIE NEUESTEN WERKE DES MALERS FRITZ KUNZ

Kyritz Kunz ist den Lesern der Monatschrift
1 »Die christliche Kunst« kein Unbekannter.
Einige seiner schönen Bilder in der Kloster-
und Institutskirche in Menzingen und auch
andere Werke wurden ihnen vorgeführt. Seit-
dem diese Malereien ausgeführt wurden, war
dem Künstler zweimal die Gelegenheit ge-
boten, größere Bilderfolgen zu schaffen. Die
erste befindet sich in der Kapelle der Aka-
demie Sainte-Croix zu Freiburg in der
Schweiz. Die Lehr- und Schulschwestern
von Menzingen haben daselbst eine Anstalt
für Töchter gegründet, welche sich eine
höhere, akademische Bildung aneignen wollen.
Professoren der katholischen Universität er-
teilen den Unterricht in allen Fächern des
höheren Wissens. Das Haus wurde vom
Architekten Hardegger in St. Gallen in den
freien Formen der Renaissance und des Ba-
rock gebaut; die Hauskapelle zeigt über-
wiegend Motive italienischer Renaissance.
Die Ausstattung derselben mit Deckenge-
mälden wurde Fritz Kunz anvertraut.
Die künstlerische Ausbildung des jungen
Meisters fiel in die Zeit, wo in der religiösen
Kunst die Malerei der Nazarener und der
Romantiker, sowie die Richtung Pilotys und
seiner Schule nachwirkten. Kunz fühlte aber
sehr früh das Wehen der neuen Zeit, welche
einen engeren Anschluß an die Natur, eine
schärfere Charakteristik und einen bestimm-

teren Ausdruck forderte. Es ist interessant,
den Weg, die Entwicklung des angehenden
Meisters zu verfolgen und zu beobachten,
wie er Schritt um Schritt, von einem male-
rischen Werke zum andern einer Kunst zu-
strebt, die gehaltener, gebundener, inner-
licher, ernster, strenger wird. Die Umwand-
lung vollzog sich während eines längeren
Aufenthalts in Italien durch das Studium der
alten großen Meister bis hinauf zur altchrist-
lichen Zeit.
In dieser neuen Kunst, welche Fritz Kunz
sich aneignete, ist für Laune, Willkür, Zufall
kein Raum. Wie die Pflanze aus der Wurzel
frei, doch gesetzmäßig nach dem in der
Gattung und in der Spezies liegenden Natur-
trieb herauswächst, so geht das Kunstwerk
aus der den Künstlergeist befruchtenden Idee
hervor — individuell und eigenartig, aber
mit ästhetischer Gesetzmäßigkeit als ein gei-
stiges Naturprodukt höherer Ordnung. So faßt
Fritz Kunz die Werke des Schönen auf, d. h.
er ist durch seine Umwandlung zum hohen
Stilisten in der religiösen Kunst geworden.
Es geht durch einen Teil der modernen
Kunst ein Streben, ein ausgesprochener Zug,
der an alte, strengere Stilformen anknüpft —
in der Architektur wie im Kunsthandwerk, in
der Plastik wie in der Malerei. Manche
Künstler ließen sich dadurch verleiten, Werke
und Formen früherer Stile einfach nachzu-

Die christliche Kunst. V. 4. 1. Januar 1909

13
 
Annotationen