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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

DOI Heft:
Düsseldorfer Kunstbericht
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Wolter, Franz: Aus dem Kunstverein München
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0181

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©w AUS DEM KUNSTVEREIN MÜNCHEN ^3

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menhang sowohl mit der älteren christlichen als
mit der klassischen Kunst. Man sieht an dem Bilde
aufs neue, wie wenig eine gewisse Berücksichti-
gung v. Gebhardtscher Auffassungen dem katho-
lischen Kunstempfinden prinzipiell fremd ist, und
wie sehr der Künstler dabei seiner eigenen Person
treu bleiben kann, wenn er dazu die Kraft in sich trägt.
In der Maria-Empfängniskirche wurde die Aus-
stattung mit Glasgemälden, die die fünfzehn Gesetze
des Rosenkranzes darstellen, zu Ende geführt. Sti-
listisch entsprechen die Darstellungen mit der zu-
gehörigen Architektur dem gotischen Stile des Bau-
werks selber; verdienen aber auch bezüglich ihrer
Besonderheiten und namentlich in koloristischer
Hinsicht alles Lob. Entwurf, Zeichnung und Aus-
führung verdanken sie dem Düsseldorfer Glasmaler
Karl Hertel. B one

AUS DEM KUNSTVEREIN MÜNCHEN
VJach der Ruhe der Sommerferien hat das Kunst-
1 ’ institut unter den Arkaden mit großen Sammel-
ausstellungen den Reigen der künstlerischen Genüsse
eröffnet. Gleich im Treppenhaussaale begegnete
man einer stattlichen Anzahl von Zeichnungen und
Studien von Max Bernuth. Es ist Mode ge-
worden, mehr durch Quantität als Qualität zu fes-
seln und die Künstler schädigen sich selber, wenn
sie alles und jedes, was sie gerade zufällig gezeichnet
und gemalt haben, auch vor die Augen des Publi-
kums bringen. Auch Bernuth würde sicherlich mehr
Vorteil errungen haben, wenn er sich eine weise
Beschränkung auferlegt hätte. In vielen dieser flotten
Zeichnungen, deren Motive meist dem Tierleben
entnommen, steckt ja eine nicht alltägliche Bega-
bung und ein nach persönlichen Ausdrucksmitteln
ringender Künstler. Als ein für Stil veranlagter
Maler erscheint Karl Schwalbach, von dem
wir hier und da einige kleinere Arbeiten schon sahen.
Fortschritte sind gewiß unterdessen zu verzeichnen
und erfreuen die Ex-libris und Einladungskarten
ob ihrer liebenswürdigen, feinen Technik und Aus-
führung. Auch auf figürlichem und landschaftlichem
Gebiete hat sich der Maler versucht und in dem
Porträt eines jungen Mannes eine nicht ungewöhn-
liche Leistung gegeben.
Es ist bekannt, wie stark das Anpassungsver-
mögen an andere Kunstformen geworden und wie
gerade beim weiblichen Geschlechte dies sich in
der Kunst ausgebildet hat. Marie Pley eck gab
von dieser anschmiegenden Geschicklichkeitskunst
wieder einige Proben, die wir stets gerne sehen,
da ihre Vorbilder Hans Thoma und namentlich
E. Lugo sind, die Stil und Charakter in ihre Werke
tragen. Am trefflichsten war ein Blick von einem
blumengeschmückten Balkon über wogende Korn-
felder und blühende Lande.
Marie Caspar-Filser wendet sich modernen
Bestrebungen zu, obgleich auch sie, trotz aller Er-
rungenschaften des neuzeitlichen Farbensehens,
den Duft der Poesie in ihre Landschaften hinein-
zutragen sich bemüht. Gabr. Schachingers
Blumenstücke sind von altbewährter Tüchtigkeit.
Rudolf Petuel bewegt sich in mehr gleichartigen
Themen und es kommt dadurch das Originelle
seiner Art nicht so ganz zum Durchbruch. Es mag
auch daran liegen, daß solche Landschaften in
größeren Kollektionen zusammengefaßt, zu wenig
Wechselvolles bieten. Dennoch ist im einzelnen
ein Eingehen auf delikate Farbenwahl und zeichne-
rische Sicherheit deutlich erkennbar.


JOSEPH LIMBURG (BERLIN)
STATUETTE DES LEUTNANTS KARL VON ROTHER
 
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