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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Hasak, Max: Die Hohkönigsburg
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Steffen, Hugo: Die ehemalige Augustinerklosterkirche in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0276

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S>W DIE AUGUSTINERKIRCHE IN MÜNCHEN

235

Photographien, und den jetzigen Zustand nach
der Wiederherstellung.
Der Entwurf ist seinerzeit von der Akademie
des Bauwesens geprüft worden, die sich aus
Privatarchitekten und Baubeamten Nord- und
Süddeutschlands zusammensetzt, und diese hat
ihn als zutreffend und gut befunden. Alle
erdenkliche Vorsicht hat also gewaltet, und
tatsächlich ist die Wiederherstellung durchaus
gelungen.
Man kann dem Kaiser nur dankbar sein,
daß er durch sein Eintreten für die Wieder-
herstellung der Burg eines unserer großen
Baudenkmäler vor dem Untergang gerettet
hat, und dem Baumeister gebührt gerechtes
Lob. Hasak, Regierungs- und Baurat a. D.
DIE EHEMALIGE AUGUSTINER-
KLOSTERKIRCHE IN MÜNCHEN
Von HUGO STEFFEN, Architekt
(Hierzu die Abbildungen S. 235 bis 241.)
Trotzdem ihr nach langem Kampfe schon das
Todesurteil gesprochen wurde, steht sie
noch immer, die ehemalige Augustiner-Kloster-
kirche, zur Freude ihrer Getreuen, zum stillen
Verdrusse derjenigen, denen der alte Bau schon
längst ein Dorn im Auge, als harmonischer
Abschluß des herrlichen Stadtbildes am Ein-
gänge der Neuhauser- in die Kaufingerstraße.
Wird sie erhalten bleiben oder wird sie
wirklich fallen müssen, einem Neubau Platz
machend? Bald ist auch die letzte Frist herum,
welche die endgültige Entscheidung bringt;
die Resultate des zurzeit ausgeschriebenen
Wettbewerbes für Bebauung des sogenannten
Augustinerstockes — dessen Flauptfrontseite

die Kirche einnimmt — werden bestimmend
wirken, da es den Bewerbern daran freige-
stellt ist, das altehrwürdige ehemalige Gottes-
haus zu erhalten oder dem Neubaue des auf
dem Areale zu errichtenden Polizeigebäudes
zu opfern. Sollte letztere Idee zur Durch-
führung kommen, wäre es wirklich tief zu
bedauern, nicht nur der Kirche selbst wegen,
sondern auch wegen ihrer innigen Zugehörig-
keit zu dem eingangs erwähnten köstlichen
Straßenbilde Alt-Münchens, welches durch den
Abbruch der Kirche vollständig zerstört würde,
denn etwas Besseres ist an ihre Stelle nicht
zu finden (Abb. S. 236 und 237).
Den Mittelpunkt dieser Hymne der Bau-
kunst bildet St. Michael, jener hochgieblige,
reichgegliederte Renaissancekirchenbau, zu
linker Hand erstrecken sich die vornehmen
Fassaden des ehemaligen Jesuitenklosters —
jetzt Akademie der Wissenschaften — und
rechts bildet die Augustinerkirche, deren mittel-
alterlicher Chor vom Wahrzeichen Münchens,
den wuchtigen Frauentürmen überragt wird,
einen vollendeten Abschluß und harmonisches
Ausklingen. Mit welch’ hervorragendem Ver-
ständnis und jener so oft zu bewundernden
Anpassung der Renaissancemeister an die Werke
ihrer Vorfahren brachte Friedrich Sustris seine
Michaelskirche in herrlichste Wechselwirkung
zu der nur eine Straßenbreite entfernten Kloster-
kirche der Augustiner! Wie kühn und wohl-
bedacht stellte er den ruhigen Seitenflächen
der letzteren seinen hohen Prunkgiebel ent-
gegen und schuf uns dadurch das jetzt be-
drohte, weit über Bayerns Grenzen hinaus
bekannte, herrliche Straßenbild.
Einsichtige Männer, Prof. Gabriel v. Seidl
an der Spitze, haben den Reiz des alten Baues
an sich und seine Unersetzlichkeit als Glied


SITUATIONSPLAN UND GRUNDRISS DER AUGUSTINERKIRCHE IN MÜNCHEN

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