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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Staudhamer, Sebastian: Das Künstlerische Titelblatt
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Bone, Karl: Sinkel-Ausstellung: in der Kunsthalle zu Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0079

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SINKEL-AUSSTELLUNG IN DÜSSELDORF

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mentlich Umschläge von Broschüren und Mu-
sikalien, können nur vom Standpunkt des Re-
klameblattes aus beurteilt werden. staudhamer
SINKEL-AUSSTELLUNG
IN DER KUNSTHALLE ZU DÜSSELDORF
Wohl nicht ohne Rücksichtnahme auf die Ge-
neralversammlung derKatholiken Deutsch-
lands wählte die Verwaltung der Kunsthalle
gerade den Monat August für die Veranstal-
tung einer Sinkel-Ausstellung.1) Und sie hat
wohl daran getan. Denn Freunde der Naza-
rener und ihrer Kunst fanden sich bei der Ge-
legenheit hier zahlreich zusammen, nicht nur
solche, die nicht ohne eine gewisse mehr oder
minder starke Befangenheit den Nazarenern
anhangen und so eine ungeteilte und unein-
geschränkte Freude an deren Werken haben,
sondern auch solche, denen zwar keineswegs
ein wirklicher oder gespielter Schauder die
Augen verschließt, sobald der Name eines Na-
zareners genannt wird, die aber auch bei die-
sen Spreu vom Weizen im ganzen und im
einzelnen zu trennen entschlossen sind. Es
sind die nämlichen, denen Nazarenerkunst und
christliche oder garkatholisch-christliche Kunst
nicht identische Begriffe sind, die nämlichen,
denen ein erstarrtes oder schlafendes Weiter-
spinnen eines zeitlich und geistig bestimmt
umschriebenen historischen Ergebnisses — ein
solches Ergebnis war die Nazarenerkunst —,
ein Weiterspinnen in bewußtem Absperren
gegen alle Entwicklung, dem Wesen der Kunst
zu widersprechen scheint, und dementspre-
chend die nämlichen, die bei den Nazarenern,
bei dem einen mehr, bei dem andern weni-
ger, wertvolle Anschlüsse an frühere Zeiten,
versprechende Keime für nachfolgende Rich-
tungen, unzerstörbare, menschheitumspannen-
de Grundlagen aller Kunst als Frucht ihres
wahrhaft ernsten Tuns erkennen. Es sind aber
auch die nämlichen, die, dem Weiterführen-
den und Neuen sein Recht gebend, einen
menschlichen Fortschritt, der nicht mit der
Religion vereinbar wäre, für undenkbar halten,
*) Heinrich Johannes Sinke], geb. am 6. Ja-
nuar 1835 in Almelo (Holland), zeigte zwar schon in früher
Jugend großen Drang zum Zeichnen und Malen, widmete
sich aber gleichwohl anfangs dem Kaufmannsstande.
Ihn der Kunst zuzuführen, soll besonders der Eindruck
der Fresken in der St. Apollinariskirche zu Remagen
— Werke von Deger, Ittenbach und den beiden
A. und K. Müller — vermocht haben. Als Schüler
der Düsseldorfer Akademie schloß er sich vor allem an
Professor Karl Müller an. Aber die großen Meister seines
Heimatlandes und die vorbildlichen Schöpfungen christ-
licher Kunst in Italien blieben nicht ohne starke Mit-
wirkung.


HEINRICH WADERE BAVARIA (1908)
Brunnenfigur für die von Prof. Albert Schmidt erbaute
Königliche Bank in München

und die sich herzlich freuen, wenn sie sehen,
wie das Neue, wo immer es sich befestigt,
einen Bruch mit dem Alten nicht nur nicht
fordert, sondern ausschließt; das ist immer so
gewesen und muß auch so bleiben. Gerade
für diese Anschauungen ist H. J. Sinkel der
rechte Mann. Er besaß den Sinn und die
Kraft, gleichsam mit einem Fuße im Reiche
des Idealen, mit dem anderen im Reiche des
Realen zu stehen. Denn sieht man sich um-
geben von seinen religiösen Werken und dann
plötzlich von seinen Porträtdarstellungen, so
 
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