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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Haas, Ed.: Karl Schade
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Grabmal
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0110

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88

ew KARL SCHADE — GRABDENKMAL


K. AKERBERC-

Vgl- Abb. S. Sg. Text unten

DETAIL VON EINER GRABPLATTE

Schade wird Schüler der Wiener Kunstgewer-
beschule bei Wasser und Brot und einer gei-
stigen Kost unter Minningerode, die dieser
fast gleichkommt. Endlich winkt die Aka-
demie. Der Nebenerwerb reicht knapp auch
für Mutter und Brüder. Da, eine unselige Rip-
penfellentzündung. Kaum unter liebevoller
mütterlicher Pflege im Erzgebirge genesen, wird
Schade zur Fahne einberufen. Was half alles
Flehen der Mutter — der Erlöser Tod erbarmte
sich ihrer. Schade, der Unbeugsame, nahm
seine Studien wieder auf. Bald ging er von
der Akademie hinweg wieder hinaus in seine
geliebte, menschenfremde, feine Natur, in der
er als Knabe schon viele Stunden einsam ge-
weilt. Er wurde sein eigener Lehrmeister in
jeglicher Beziehung. Selbst auf farbenchemi-
schem Gebiete betätigte er sich fortwährend
als technischer Experimentator. Nicht allein,
daß er so seinen Bildern die denkbar möglichste
Dauer und den stärksten Widerstand gegen
alle atmosphärischen Einflüsse sichern wollte —
sie entstehen alle nicht in temperierter Atelier-
luft unter neutralem Nordlicht, sondern draußen
in der Natur bei heißem, sommerlichem Sonnen-
brand oder auch gar in bitterkalter, mondschein-
heller Winternacht — seinen Werken wohnt
eine außerordentliche Brillanz des Kolorits,
eine sieghafte, doch keineswegs aufdringliche,
sondern vielmehr einnehmend ruhig wirkende
Leuchtkraft inne. Äußerste Individualität
steckt in all seinen Werken.
Kann man da nicht auch von einer »un-
bekannten Boheme« reden? Anstatt sich der
weiten Welt, die in unserem mit Surrogaten
überfütterten Zeitalter förmlich nach echter,
wahrer Kunst lechzt, zu offenbaren, vergräbt
sich der Mann in seine Einsamkeit und tut,
als ob die Welt nicht existiere. Seine Werke,
die gleichsam mit seinem Herzblut geschrie-
ben wie Ozon in unserer dicken Stadtluft
wirken, wie Frühlingsduft, der durchs offene

Fenster im Maienmorgen ins Zimmer streicht,
verdienten es, mehr an die Öffentlichkeit zu
kommen. Am Ende wird das Talent doch im-
mer von jemand entdeckt, meint Murger zum
Tröste aller verborgenen Veilchen. Nun, der
Entdeckung braucht, wie wir ja gesehen, Karl
Schade nicht mehr zu harren, das Licht brennt
schon lange, man muß es nur auf den Scheffel
stellen, damit es die Leute auch sehen, und
sehen sie’s erst einmal, dann werden sie’s auch
nicht erlöschen lassen. Und ist erst das erreicht,
dann sind diese Zeilen doch nicht umsonst
geschrieben (Abb. S. 85—87).
GRABDENKMAL
Am 6. August 1906 starb Ihre Kgl. Hoheit
die Prinzessin Mathilde von Bayern, Ge-
mahlin des Prinzen Ludwig von Sachsen-Ko-
burg, im Alter von 28 Jahren, allgemein innig
betrauert. Auf ihren Wunsch fand die hohe
Frau ihre letzte Ruhestätte in dem trauten und
reizvoll gelegenen Kirchlein zu Rieden bei
Leutstetten, unfern Starnberg. Ihr Leib harrt
vor dem Altäre, vor dem sie oft in Andacht
gekniet, der seligen Auferstehung entgegen.
Dort erhielt sie nun ein Grabdenkmal, das
ebenso sinnig wie würdigund ergreifend ist. Auf
der schlichten Grabplatte, die sich nur wenig
über den Boden der Kirche erhebt, ruht die
Gestalt der Entschlafenen, in feierlich ernster
Lage, in schlichte Gewänder gehüllt. Zu
Häupten der Prinzessin sitzen zwei trauernde
Putten, die einen Kranz halten, eine rührende
Anspielung auf ihre beiden Kinder, die sie im
Tod verlassen mußte. Uber dem Antlitz ist
heiliger Friede ausgegossen. Am Kopf- und
Fußende befinden sich Tafeln mit kurzen In-
schriften (Abb. S. 88 und 89).
Das vornehme Denkmalistein Werk des Bild-
hauers K. Akerberg, der an der Akademie zu
München als Assistent Prof. Hildebrands wirkt.
Es ist in Untersberger Marmor ausgeführt.
 
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