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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Halm, Phillipp Maria: Zu Wolf Huber und der Kunst des Donaustils
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0085

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BEWEINUNG CHRISTI
Predellagemalde in Altmichldorf Text S. 81

ZU WOLF HUBER UND DER KUNST DES DONAUSTILS

Von PHILIPP

MARIA HALM

Tm Mittelpunkte jener Kunstbewegung zu
I Beginn des 16. Jahrhunderts, die wir nach
Frimmels Taufe kurzweg mit »Donaustil« zu
charakterisieren pflegen, steht als die liebens-
würdigste und anziehendste Persönlichkeit
der Regensburger Albrecht Altdorfer, den
uns Wilhelm Schmidt, Max Friedländer und
Thomas Sturge Moor nähergerückt haben.
Neben ihm nannte man am meisten unter den
Donaumalern den Namen Wolf Huber von
Passau,seitWilhelmSchmidt durch seinen glück-
lichen Fund des signierten Beweinungsbildes
in Feldkirch in Vorarlberg ein Gemälde des bis
dahin nur aus Zeichnungen und Holzschnitten
bekannten Monogrammisten W, H. nachge-
wiesen hat und uns durch die wieder ans Tages-
licht gebrachten Aktenauszüge über den Anna-
Bruderschafts-Altar in Feldkirch den Schlüssel
zur Lösung der Signatur gab.
Näher aber hatte sich bis jetzt die Forschung
nicht mit dem Meister von Feldkirch beschäf-
tigt, höchstens daß man da und dort ein paar
Zeichnungen oder Holzschnitte, ein Gemälde
oder eine Urkunde veröffentlichen konnte; ein
geschlossenes Bild der künstlerischen Tätig-
keit des noch ziemlich im Nebel stehenden
Künstlers fehlte uns bislang. Zu fast gleicher
Zeit traten nun zwei junge Kunsthistoriker —
Voß und Riggenbach1) — mit Abhandlungen
über Wolf Huber hervor. Voß nimmt Huber
zum Ausgangspunkt für entwicklungsgeschicht-
liche Untersuchungen über den Donaustil und
*) Hermann Voß, Der Ursprung des Donaustils 1907.
Rudolf Riggenbach, Der Maler und Zeichner Wolfgang
Huber. Baseler Dissertation 1907.

legt dabei das Schwergewicht auf die Tätig-
keit Hubers als Maler. Riggenbachs Schrift
ergänzt die Abhandlung von Voß, indem er
den graphischen Blättern des Meisters sein
Hauptaugenmerk zuwendet. Der Historiker
wird Riggenbach besonderen Dank zollen für
die sorgfältige Bergung des sehr zerstreuten
literarischen Materials und für sein Streben nach
Gründlichkeit und Vollständigkeit; deshalb
wird Riggenbachs Arbeit künftigen Huber-
Forschern unentbehrlich sein. Voß vernach-
lässigte die historische Seite des Themas;
er wollte nur »ein Stück Entwicklungsge-
schichte deutscher Malerei« geben. Treffende
Charakterisierung des Meisters und die Be-
reicherung des »Werkes« Hubers durch einige
neue Bilder sind die Vorzüge seiner Abhandlung.
Exakte Forschung ist für ein Neuland, wie
es das ganze Gebiet des Donaustils trotz viel-
facher Einzelforschungen immer noch ist, eine
unerläßliche Forderung, und ohne eine syste-
matische Gliederung und Durcharbeitung des
Riesenstoffes läßt sich ein gesicherter Erfolg
nicht erhoffen. Deshalb dürfte es unausbleib-
lich sein, daß Voßens »Donaustil« bald mancher-
lei Korrekturen erfahren wird. Der Verfasser
hat meines Erachtens sich das Thema zu weit
und die Grenzen des Gebiets zu ausgedehnt
gesteckt oder richtiger vielleicht, der Zeitpunkt
für die Abwandlung der Aufgabe war verfrüht,
denn noch bedürfen wir einer genaueren Kennt-
nis des im Lande verstreuten Materials und ört-
licher Gruppierung desselben. Liegen die bin-
denden Fäden und die Entwicklungsfaktoren
für engere Gebiete noch nicht klar, so werden

Die christliche Kunst. V. 3. 1. Dezember 1908

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