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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Wolter, Franz: Die Münchner Ausstellung im Glaspalast 1908, [2]
DOI Artikel:
Staudhamer, Sebastian: Das Künstlerische Titelblatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0075

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DAS KÜNSTLERISCHE TITELBLATT l®3

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schlichte Schönheit von einer Größe und
Ruhe, die nur in ungestörter inniger Versen-
kung und steter Arbeit erreichbar ist. Leo
Schönrocks »Tauwetter« ist von ähnlich
fesselnder Stimmungsgewalt, wie denn noch so
mancher zu nennen wäre, gleich Hermann
Petzet, O’Lynch ofTown, Georg Hänel
und anderen.
Wenn die Natur aus sich keine wohlge-
ordneten Bilder, abgesehen von künstlich an-
gelegten Parks mit zugestutzten Bäumen und
Hecken, zeigt und sie in ihrer scheinbaren
Willkür und Zufälligkeit schön genug ist, so
bedarf es doch beim Stilleben, der sogenanten
toten Natur, der anordnenden Künstlerhand,
um die Objekte der Natur in ein komposi-
tionelles und farbiges Verhältnis zu bringen.
Je geschmackvoller und unabsichtlicher hier
vorgegangen wird, desto vornehmer werden
diese Dinge erscheinen, die in den Räumen
unserer Wohnung so viel Freude bereiten
können. Hervorragende Vertreter dieser Kunst-
art besitzt gerade die Münchner Künstlerge-
nossenschaft. Herrn. Gottl. Kricheldorf,
der glanzvolle Schilderet' prunkreicher Tafeln,
saftiger Trauben und sonstiger Leckerbissen,
ist hier im Zusammenhänge mit dem stets
Arbeiten erlesener Art schaffenden Carl
Thoma - Höfele zu nennen. Demselben
Kreis gehören mit mehr oder weniger Unter-
schied an: Hermann-Allgäu, Fischer-El-
pons, Carl Gustav Herrmann, Alfred
Müller und P. Ehrhardt. Letzterer gerät
allmählich in eine stark weichliche Manier,
die an Verflauung grenzt. (Schluß folgt)
DAS KÜNSTLERISCHE TITEL-
BLATT
LAer künstlerische Entwurf eines Titelblattes
für eine Zeitschrift bietet dem Künstler
mehr Schwierigkeiten, als man anzunehmen
pflegt. Gedanke und Form sollen so einfach
als nur möglich sein; sie sollen packen, aber
sich auch nicht aufdrängen. Das Titelblatt
muß einen Gedanken künstlerisch veran-
schaulichen, nicht etwa bloß literarisch um-
schreiben. Dann darf es auch nicht wie ein bis
ins kleinste durchgeführtes »Bild« wirken,
sondern es muß darauf ausgehen, nur als Ganzes
Eindruck zu machen und auch auf einige Ent-
fernung eine kräftige dekorative Wirkung zu
erzielen. Es darf auch nicht den Charakter
eines Plakates an sich tragen, das nur auf
Fernwirkung berechnet ist und in der Nähe
derb und summarisch ausgeführt erscheint.
Das künstlerische Umschlagblatt einer Zeit-


HEINRICH WADERE TRISTITIA (1903)
Vom Grabmal der Familie von Gilnder im neuen
nördlichen Friedhof

schrift muß vielmehr die Mitte zwischen Plakat
und Bild halten. Es ist auf eine bestimmte
Größe und ein gegebenes Format angewiesen;
diese gegebene Fläche soll es wohltuend
schmücken und außerdem muß es gleichzeitig
einen praktischen Zweck erfüllen, das ist die
Kennzeichnung der Zeitschrift. Wie dieser
Doppelzweck, der künstlerische und der prak-
tische, erreicht werden soll und kann, das ist
eine Frage, die nur von Fall zu Fall lösbar
ist. Der Text muß stets so behandelt werden,
daß er wie ein ornamentaler Schmuck wirkt.
Häufig braucht auf der ersten Umschlagseite
nur ganz wenig Text angebracht zu werden.
In diesen Fällen wird meist ein schlichtes
ornamentales oder figürliches Motiv ge-

Die christliche Kunst. V. 2.

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