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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

DOI Artikel:
Heilmeyer, Alexander: Die kirchliche Kunst auf der Ausstellung München 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0229

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— Zum Allar S. 200 gehörig

CANONTAFELN. ENTWURF UND AUSFÜHRUNG VON RUDOLF HARRACH (FIRMA F. HARRACH & SOHN) IN MÜNCHEN
Getriebenes Messing, Emaileinlagen.

DIE KIRCHLICHE KUNST AUF DER AUSSTELLUNG MÜNCHEN 1908
Von ALEXANDER HEILMEYER

A uf einer so großen Revue, wie die letzte
TA Münchner Ausstellung, die alle Zweige
der Kunst und des Kunstgewerbes umfaßte,
durfte auch die kirchliche Kunst nicht fehlen.
Die Repräsentation auf der Ausstellung konnte
natürlich keinen umfassenden Überblick geben,
sie konnte nicht über den gegenwärtigen Stand
der christlichen Kunst unterrichten, weil es
dazu eines viel größeren Rahmens als der
kirchlichen Kunst aut der Ausstellung zur Ver-
fügung stand, bedurft hätte.’)
Und dann die Schwierigkeit, Gegenstände
der kirchlichen und sepulkralen Kunst als
Ausstellungsgegenstände vorzuführen. Immer
wird sich damit die Vorstellung feierlicher
Ruhe und Würde verbinden, Forderungen,
die sich im lärmenden Gewühle einer Aus-
stellung nicht erfüllen lassen.
Wir haben schon darüber berichtet, wie der
Architekt diese keineswegs leichte Aufgabe
gelöst hat. Was der Kirche im Äußern, durch
die Umstände und Umgebung bedingt, an
Monumentalität abging, ersetzte reichlich die
Intimität und Feinheit der künstlerischen Raum-
wirkung der Innenräume. Eine nicht un-
wesentliche Arbeit des Architekten bestand in
der Einordnung und Wertung des Details,
der so verschiedenartigen Gegenstände kirch-
licher Kunst im Raume, eine Aufgabe, die
Wilhelm Spannagel mit seltenem Geschick und
Taktgefühl bewältigt hat.
Die An- und Einordnung der einzelnen
9 Sämtliche Abbildungen dieses Heftes sind der kirch-
lichen Abteilung der Ausstellung München 1908 ent-
nommen.

Altäre im Chor, im Vorraum und in den
Nischen war eine glückliche. Unsere Ab-
bildungen veranschaulichen sehr deutlich die
Situierung und Wirkung der Altäre im Raume.
Wir verweisen insbesondere auf den schönen
Steinaltar von Karl Bauer in Ulm mit dem
Relief von Prof. Max Heil maier und auf den
aus poliertem Stein hergestellten Altar von
Alois Müller (Abb. S. 207 und 199).
Ganz besonders wirkungsvoll repräsentierte
sich der Hochaltar im Chorraum, ein Stein-
altar, nach Entwürfen des kgl. Baurates Höfl
und seines Architekten Lohnes ausgeführt
und für die Gefangenen-Anstaltskirche in
Landsberg bestimmt (Abb. S. 200).
Er ist in einfachen Formen, in einer der
jungen Münchener Schule eigenen archaisie-
renden Art gehalten. Mit Verständnis und
Geschick verwendete frühromanische Formen
gewinnen durch das Material und seine Be-
handlung einen eigentümlichen Reiz. Die
Steinskulptur gelangt zu reicher Entfaltung,
für Reliefplastik bietet sich gute Gelegenheit
und Mosaik könnte hier reichliche Verwendung
finden. Wir haben ja schon gute Beispiele in
der Maximilianskirche zu München. Die
Neigung zum Primitivismus, welche neuer-
dings als Reaktion gegen die üppige Stilfülle
der vergangenen Jahre einsetzt, darf natürlich
nicht ins Extreme führen. Auf die Darstellung
der menschlichen Figur übertragen, mutet sie
wenig überzeugend und liebenswürdig an.
In der Sachkunst, im Kunstgewerbe hin-
gegen ist die Betonung materialgerechter Be-
handlung wie auch unter Umständen das

Die christliche Kunst. V. 7. 1. April 1909

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