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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Wolter, Franz: Die X. internationale Kunstausstellung in München 1909, [1]
DOI Artikel:
Blum, Anna: Sulpiz Boisserée und sein Werk, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0391

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34«

SAS4 SULPIZ BOISSEREE ^t3


M. MUNKACSY CHRISTUS (STUDIE)
Ausstellung für christliche Kunst, Düsseldorf 1909.
Copyright by Könywes Kalman A.-G., Budapest

strebsamen Künstlers. Als weitere bedeutende
Arbeit muß das große Bild »Mutter Erde« von
Rob. Weise anerkannt werden. Wirsehen
eine Frau mit Kindern in weiter Landschaft,
Getreidefelder dehnen sich aus und Sonnen-
glut und Farbenglanz belebt die schlichte, aber
groß und mächtig empfundene Gruppe. Weise
gehört sicherlich zu den Besten der Scholle.
Walter Püttners »Musikanten«, um einen
grüngedeckten Tisch versammelt, zeigen einen
koloristischen Reiz, aber auch liier steht dem
rein künstlerischen Prinzip die dekorative Art
entgegen, die wenig Wert auf die Qualität der
Malerei selbst und noch weniger Wert auf die
feineren Abstufungen der Töne legt. In weit
höherem Maße verfällt in diesen Fehler Franz
Voigt mit seinen drei Bildern und auch Ad.
Münzer ist nicht davon freizusprechen, ob-
gleich die Dame im Grünen im grünen Ge-
wände auf eine harmonische Gesamtstimmung
hindeutet. Ein von diesen mehr abseits stehen-
der Künstler, der innerlicheres Versenken in
die Natur bei all seinem Schaffen bekundet,
ist Erich Erler und sind sein »Sommer«
und »Stiller Tag« von eigenartigem Reiz, der
noch Besseres erhoffen läßt. Der allgemeine
Eindruck dieser Säle sowie der folgenden der

Secession zeigt uns eine Überfülle von
solchen Künstlern, deren Prinzip im
Schaffen nicht auf höhere Kunstziele
gestellt ist, sondern die in vagen Stim-
mungen und Gefühlen sich ergehen,
aber diese nicht festbannen oder gar
verkörpern können, weil der Wille zur
Erfüllung entweder nicht stark genug
oder die Kraft zur Tat nicht ausreicht.
Vorläufig sehen wir, daß das Skizzen-
hafte, Unfertige und Rohe, im Sinne
des Nichtgekonnten die Kunstform,
wie sie vielleicht gedacht war, ersetzt.
(Forts, folgt)
SULPIZ BOISSEREE UND
SEIN WERK
Von A. BLUM-ERHARD
An einem schönen Frühlingstage des
Jahres 1804 spazierten über den Neu-
markt in Köln zwei junge Leute von
18 und 21 Jahren, vertieft in einen
philosophisch-ästhetischen Diskurs mit
ihrem Lehrer und Freund Friedrich
Schlegel. Auf ihre Bitten war er nach
Köln gekommen, um hier die Vor-
lesungenfortzusetzen, die er ihnen, den
beiden jüngsten Söhnen des Kölner
Handelsherrn Boisseree, während der
Herbst- und Wintermonate zu Paris in der
Rue Clichy in dem ehemaligen Hotel des
Baron Holbach gehalten hatte. Sie hingen
mit großer Verehrung an ihm. Neben den
Schriften Goethes und Tiecks hatten sie auch
die seinen gelesen, waren durch sie veranlaßt
worden, den Kaufmannsstand zu verlassen und
mit glühendem Sinn nach jenem goldenen
Schein zu blicken, den die Kunst, und nur
die Kunst, ins menschliche Leben und über
den Alltag zu werfen vermag. Ein Besuch, den
der ältere der beiden, der junge Sulpiz, um
dieselbe Zeit in Düsseldorf abstattete, ver-
stärkte das Interesse, das jene Lektüre erweckt
hatte. Denn er kam dort in die eben wieder-
eröffnete berühmte Gemäldegalerie, die vor
den Schrecken des Krieges über den Rhein ge-
flüchtet worden war, und sein empfängliches
Gemüt trug die tiefsten und bleibenden Ein-
drücke mit fort. Seinen jüngeren Bruder Mel-
chior und seinen, die Rechte studierenden
Freund Bertram verstand er durch seine be-
geisterten Berichte derartig zu entflammen,
daß sie sich ihm bei seinem Ausflug nach Paris
anschlossen.
Hunderte von Künstlern und Kunstfreunden
pilgerten damals an die Seine. Das Gerücht von
 
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