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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Gabriel von Seidl
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Prumler, Raoul Eugen: Der Freskenschatz von Muggia
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0166

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138

DER FRESKENSCHATZ VON MUGGIA kwffl

richtung ja auch sein Werk ist. Doch, alle
weiteren Ehrungen aufzuzählen, wäre unmög-
lich. Wir aber hoffen, den Jubilar an seinem sieb-
zigsten Wiegenfeste in unveränderter Frische
und Tatkraft mit gleichem Jubel wieder zu
begrüßen I
DER FRESKENSCHATZ VON
MUGGIA
Von RAOUL EUGEN PRUMLER, Wien
\/lit einem Eifer, auf den nach so und so
vielen Jahren gleichgültigen Übersehens
niemand mehr gerechnet hätte, gehen in den
letzten Jahren Staat und Kunstfreunde in Öster-
reich daran, die dem Wind, dem Wetter und
jeder Brutalität — in ethischem und ästheti-
schem Sinne — preisgegebenen Vermächtnisse
alter Kulturepochen in gute Hut zu nehmen.
Der Anstoß wurde, nachdem der beweinens-
würdig vernachlässigte Palast des Diokletian
in Salona beinahe dem meistbietenden Stein-
krämer auf Abbruch zugeschlagen worden wäre,
von der österreichischen Leogesellschaft ge-
geben, deren Gründer und Präsident, Exzellenz
Heilert, auch Präsident der k. k. Zentralkommis-
sion zur Erforschung und Erhaltung derKunst-
und historischen Denkmale ist. Dem kunst-
sinnigen Kreise der Leogesellschaft entsprang
in letzter Zeit auch die Idee der Gründung
eines Vereins zur Erhaltung und Restaurierung
der wunderbaren uralten Patriarchatskirche von
Aquileja, die kanonisch dem Erzbistum Goerz
unterstellt ist. Professor Dr. Heinrich Swoboda
von der Wiener theologischen Fakultät und
der Kunstfreund und Sammler Graf Karl

Lanckoronski gaben kürzlich ein Prachtwerk
über den Dom von Aquileja heraus, und als-
bald folgte die Konstituierung des für den
Fortbestand des berühmten Baudenkmals sor-
genden Vereins. Und man geht kaum fehl,
wenn man den Anregern dieses Vereines auch
dasVerdienst zuschreibt, durch ihreForschungen
im österreichischen Adriagebiete das Kultus-
amt auf ein weiteres Monument mittelalter-
licher Kunst hingewiesen zu haben, die Kirche
von Muggia vecchia bei Triest.
Muggia vecchias Ruinen und ihr erhalten
gebliebenes interessantes Gotteshaus liegen
etwa eine halbe Stunde von dem neueren See-
dorf Muggia entfernt, das ganz gut als eine
Vorstadt Triests bezeichnet werden kann. Die
Kirche, der sich unsere Betrachtung zuwendet,
ragt inmitten der Trümmer des alten Muggia,
das der Genuesenadmiral Paganino Doria im
Krieg mit den über das Land gebietenden
Venezianern 1354 in Schutt legte. Das Städt-
chen rankte sich um die Kuppe des Hügels,
den auch das Fort San Michele krönte, und
der Kunstpilger hat keine frohe Wanderschaft
auf steilen, holperigen Wegen zur erwünsch-
ten Höhe. Ein Steintrümmerwall umsäumt
den Gipfel und läßt noch zuseiten der Ein-
laß gewährenden Bresche Reste von Turm
und Tor sehen. Uralte Eichbäume umschatten,
ein seltener Schatz in diesem kahlen Karst, den
frischgetünchten Kirchenbau, dessen schlich-
tes Äußere die malerischen Schätze seines
Innern nicht ahnen läßt. Und doch ist diese
italienische Landkirche eines unserer ältesten
christlichen Kunstdenkmäler, über dessen Be-
deutung der genialeRestaurator HansLukesch,
einer der hervorragendsten Wiener Meister


GABRIEL VON SEIDL

Text S. 136

KGL. NATIONALMUSEUM IN MÜNCHEN
 
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