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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Blum, Anna: Sulpiz Boisserée und sein Werk, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0406

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BEURONER KUNSTSCHULE

Ausstellung; für christliche Kunst} Düsseldorf 1909

ST. BENEDIKT (MONTE CASSINO)

SULPIZ BOISSEREE UND SEIN WERK

Von A. BLUM-ERHARD
(Schluß)

TUs bleibt keineswegs bei dem schriftlichen
Austausch. Der Wunsch, sich wiederzu-
sehen, ist beiderseits so stark, daßsich Goethe zu
einem Besuch in Heidelbarg entschließt. Die
Zeit vom 24. September bis zum 9. Oktober 1814
verbringt der gefeierte Dichter bei Boisseree.
Er geht anders als er gekommen. Der »alte
Heide«, wie ihn Boisseree nennt, bekehrt sich
zu der Schönheit und Einfalt und Gläubigkeit
altdeutscher Kunst und altdeutschen Wesens.
Stundenlang weilt er in Boisserees Bilder-
sälen, Stundenlang versenkt er Aug und Ge-
müt in diese schlichten lieblichen Anschau-
ungen. Er fühlt sich bereichert. Er erkennt
es als ein großes Verdienst Boisserees, »jene
ersten herrlichen Anfänge, jenen schweren
Reichtum der Vorfahren zur Anschauung zu
bringen, aus dem die späteren, so viel be-
wunderten Meister nur zu schöpfen brauchten,
um verschwenden zu können,«1)
Und in dem Auf und Ab jener kriegerischen
Tage, die Deutschlands Befreiung von Napo-

*) Brief Goethes vom 14. II. 1814.

leons furchtbarer Geißel zur Folge hatten,
zittert Goethe für die »unschätzbaren Besitz-
tümer« seines jungen Freundes.2)
Schon 1815 erfolgte ein zweites Wieder-
sehen und Zusammensein der beiden in Wies-
baden, Mainz und Frankfurt, wobei auch
Goethe’s Geburtstag in köstlicher Weise ge-
feiert wurde. Sieben Wochen erfreuten sich
die Freunde ihrer Gegenwart in lebhaftem
Gedankenaustausch und als Abschluß gab es
gemeinsame Reise über Darmstadt und Besuch
in Heidelberg. Gerne erfüllte Goethe den
Wunsch des bescheidenen Freundes, mit
seinem gewichtigen Wort für dessen Be-
strebungen einzutreten.
Gewiß ist das vermehrte Interesse, das von
da ab der Sammlung entgegengebracht wurde,
auf Goethes Fürwort zurückzuleiten. Aber noch
fand sich kein Käufer dafür. Fünfzehn Jahre
lang hatten die Brüder Boisseree und Freund
Bertram darauf verwendet, durch Reisen an den
Niederrhein, nach Holland, Brabant und Flan-

2) Brief Goethes vom 2. VI. 1815.

Die christliche Kunst. V.

1. September 1909

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