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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Schwarz, M.: Das einstige Oratorium bei Sta. Maria in Vallicella in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0220

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i86

ORATORIUM BEI Sta. MARIA IN VALLICELLA


Sta. MARIA DELLA VALLICELLA IN ROM
Längsschnitt. — Text S. 190 fr.

DAS EINSTIGE ORATORIUM BEI
Sta. MARIA IN VALLICELLA IN
ROM
Von Dr. M. SCHWARZ (Rom)
Mit 3 Abbildungen S. 186 und 187)
Tm Frühjahr 1656 mußte sich entscheiden,
1 welchem Architekten die ruhmvolle Auf-
gabe zufallen würde, dem Neubau der Peters-
kirche das Atrium anzufügen, das die kon-
stantinische Basilika gehabt hatte. Schon
zur Zeit Madernas stand es fest, daß ein
solches das Riesenwerk abschließen müsse.
Den nach Innozenz’ X. Tod gewählten Chigi
Alexander VII. reizte der Ruhm, seinen Namen
auf die Schlußsteine des schier zwei Jahrhun-
derte hindurch geförderten Werkes zu setzen.
Es verging das erste Jahr nach seiner Erhebung
nicht, ohne daß in der Kardinals-
kongregation der Fabbrica di
S. Pietro die Erwägungen be-
gannen, wie über den endgül-
tigen Schmuck der »Tribuna«
von St. Peter so auch über die
Anlage des Vorplatzes. In den
ersten Wochen des Jahres 1656
bestanden noch Bedenken be-
züglich des letzteren; es ist uns
in der Bibliothek der Familie
Chigi die Formulierung erhal-
ten, die ihnen Kardinal Pallotto
gab. Aber der Wille des Papstes
siegte. Am 31. Juli beschließt
die Kongregation die Pläne in
Auftrag zu geben und zwar an
Bernini.J)

In jenem Zeitalter der Intrigen werden
andere Architekten, deren es in Rom selbst
nicht bloß einen bedeutenden gab, der Ent-
scheidung nicht ganz tatlos entgegengesehen
haben. Der Umstand, daß des allmächtigen
Bernini Gesundheit im vorhergehenden Herbst
und noch im April 1656 durch ein hartnäcki-
ges Fieber in Frage gestellt war,* 2) mochte
die Hoffnung auf Erfolg eines Mitbewerbers
erhöhen. So gehe ich wohl nicht fehl, wenn
ich eine eigentümliche Schrift des zeitweise
von Innozenz X. begünstigten Francesco Boro-
mino als ein Mittel auffasse, sich dem neu
gewählten Papst für die geplanten großen
Aufgaben zu empfehlen. Bei den Biographen
z) Die Archivalien wurden, wie es scheint zum ersten-
mal, veröffentlicht bei Fraschetti: II Bernini, Milano 1900.
p. 314 ss.
2) Fraschetti, 1. c. p. 423.

Sta. MARIA DELLA VALLICELLA IN ROM
Schnitt durch den kleinen Hof und die Sakristei
 
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