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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Schmitt, Franz Jacob: Kaiser Ottos des Grossen Erzbischöfliche Metropolitankirche St. Mauritius und Katharina in Magdeburg
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Endres, Joseph Anton: Ein Zyklus von Wandgemälden aus dem Leben des Hl. Thomas von Aquin in der Dominikanerkirche zu Regensburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0308

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WANDGEMÄLDE IN DER DOMINIKANERKIRCHE ZU REGENSBURG 265

und Katharina mit seinem an der Südseite
ausgedehnten Kreuzgange und der westwärts
stehenden Ecclesia rotunda muß entschiedenen
Reiz besessen haben, hat doch die Arnostadt
Pisa bis auf den heutigen Tag im St. Marien-
dome nebst Campo Santo, dem kreisrunden
Campanile und Baptisterium ein derartig groß-
artiges Architekturbild. Aber auch das kreuz-
förmige dreischiffige Innere vom Dome Ottos
des Großen dürfte durch die kostbaren Marmor-
säulen, mit welchem Schmucke wohl Wand-
malereien, gleich der St. Blasiusstiftskirche
Braunschweigs wetteiferten, vornehmsten Ein-
druck ausgeübt und weithin Bewunderung sich
erworben haben.

EIN ZYKLUS VON WANDGE-
MÄLDEN AUS DEM LEBEN DES
HL. THOMAS VON AQUIN IN
DER DOMINIKANERKIRCHE ZU
REGENSBURG
Von Dr. J. A. ENDRES

T n der Dominikanerkirche St. Blasius zu Re-
I gensburg wurde in der jüngsten Zeit eine
Anzahl alter Wandgemälde von der ver-
hüllenden Tünche befreit. Zuerst stieß man
noch zu Anfang der neunziger Jahre des
verflossenen Jahrhunderts auf heraldisch
höchst bemerkenswerte, gemalte Epitaphien
in der Chorpartie des nördlichen Seiten-
schiffes, deren Reihe vielleicht noch am Ende
des 13. Jahrhunderts eröffnet wurde. In den
letzten Jahren schlossen sich daran Funde
im Chor des Mittelschiffs und an der Nord-
und Südwand des Schiffs der Kirche. Der
langgestreckte Chor von St. Blasius muß ur-
sprünglich ein ganz einfaches Chorgestühl
besessen haben, ehe das jetzt vorhandene in
der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts an
seine Stelle trat. An diesem alten Chorge-
stühl fehlte offenbar der Aufbau an der
Rückwand. Denn hinter den jetzigen Chor-
stühlen erscheinen an der Wand gemalte
frühgotische Blendarkaden. Diese gemalten
Hallen tragen geradeso wie die Standorte
der jetzigen Holzchorstuhlwände die Namen
jener deutschen Städte eingeschrieben, deren
Klöster ihre Abgeordneten zu den Kapiteln
der deutschen Ordensprovinz zu entsenden
pflegten. Später, aber noch im 15. Jahr-
hundert, wurden über diesen Blendbögen
fünfzehn Szenen aus der Leidensgeschichte
Christi gemalt und in gleicher Höhe gegen
Osten hin links die Figur des hl. Dominikus,

rechts jene des hl. Thomas von Aquin an-
gebracht. Eine Heiligenreihe aus frühgotischer
Zeit, in gemalter Nische stehend, schmückt
die Südseite der Kirche unmittelbar beim
Eingang zur jetzigen Sakristei. Durch die
Neuschaffung dieses Eingangs sind die Bilder
teilweise zerstört worden. Links über dem
Eingang erscheint die große Figur der
hl. Katharina von Alexandrien, vor welcher
der betende Stifter kniet. Sein mächtiges
Wappen steht vor ihm. Eine Inschrift hält
das Jahr 1331 fest. An der nördlichen
Längswand des Seitenschiffs wurde das
farbenfrische Bild von Mariä Schutzmantel
gefunden, ein Vorwurf, den der Dominikaner-
orden ganz besonders bevorzugte. Gegen
Westen war an der gleichen Wand ein großes
Ölbergbild angebracht. Und zwar stellte
sich heraus, daß dieser gleiche Gegenstand,
nachdem er früher etwas tiefer gemalt war,
später, das alte Bild teilweise verdeckend, in
die Höhe gerückt wurde. Der Ölberg, das
Werk eines sehr guten Meisters, entstand
1520. Ungefähr zwei Dezennien früher war
die Südwand der Kirche dem Ölberg gegen-
über mit zwei Gemäldezyklen in vier Bilder-
reihen untereinander geschmückt worden.
Der obere Zyklus erzählt das Leben des
hl. Sebastian, der untere jenes des be-
rühmtesten Lehrers aus dem Dominikaner-
orden, des hl. Thomas von Aquin. Der
Beschreibung dieses letzteren sollen die folgen-
den Zeilen gewidmet sein (vgl. Abb. S. 267).
Der Zyklus aus dem Leben des hl. Thomas
besteht aus acht Bildern, in zwei überein-
anderstehenden Reihen. Die einzelnen Dar-
stellungen werden durch eine gemalte Leiste
voneinander getrennt. Die Erhaltung der Ge-
mälde läßt viel zu wünschen übrig. Doch
ist nur ungefähr ein Drittel der beiden ersten
Darstellungen links ganz zerstört, da hier der
Mauerbewurf erneuert wurde. Der Inhalt
der einzelnen Bilder kann überall noch leicht
erkannt werden, ja einzelne Figuren zeichnen
sich durch eine verhältnismäßig gute Erhal-
tung aus. Der Maler sah sich veranlaßt,
fünf Szenen durch gemalte Spruchbänder zu
erläutern. Der gelehrte Aquinate gehörte
eben nie zu den eigentlich volkstümlichen
Heiligen. Auch diese Spruchbänder sind teil-
weise lesbar und lassen sich leicht ergänzen.
Die Gemälde erzählen den Ruhm des Hei-
ligen, angefangen von seiner Vorherverkün-
digung durch einen Eremiten bis zu der Er-
scheinung nach seinem Tode an der Seite
des hl. Augustinus. Als literarische Grund-
lage der Bilder ist die Biographie des Heiligen
zu betrachten, welche Wilhelm von Tocco

Die christliche Kunst. V. 9.

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