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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Heilmeyer, Alexander: Die kirchliche Kunst auf der Ausstellung München 1908
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Schwarz, M.: Das einstige Oratorium bei Sta. Maria in Vallicella in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0238

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202

SW ORATORIUM BEI Sta. MARIA IN VALLICELLA 5W3

RUDOLF HARRACH SANCTUSLEUCHTER
Modell von Alois Müller. Guß, 2 m hoch


Das zu würde- und weiheloser Fabrikar-
beit erniedrigte kirchliche Kunstgewerbe soll
gehoben und in seinen künstlerischen Be-
strebungen unterstützt und gefördert werden.
Dann wird auch in geschickter Anlehnung an

die Tradition, die deshalb nicht Konvention
zu werden braucht, Neues erstehen. Das
Können wird wieder zur Kunst im Handwerk
führen und aus der Handwerksgerechtigkeit
wird Schönheit erblühen. Die Münchner
Werkstätten könnten es ganz gut wagen,
eine solche Renaissance des kirchlichen Kunst-
gewerbes einzuleiten.
DAS EINSTIGE ORATORIUM BEI
Sta. MARIA IN VALLICELLA IN
ROM
Von Dr. M. SCHWARZ (Rom)
Mit 3 Abbildungen S. 186 und 187
(Schluß)
Bei der Ausgestaltung der einzelnen Teile ver-
fährt Boromino wie der modernste Archi-
tekt; er studiert den vorliegenden Zweck in
seiner ganzen Eigentümlichkeit und paßt ihm
die Form an, unbekümmert darum, ob sie
auch die herkömmliche ist. Äußerst lehr-
reich ist da sein Refektor. Fast immer ist
dies in den Klöstern Roms ein alltäglicher
rechteckiger Saal; Boromino wählte als Grund-
fläche ein Oval und überwölbte es in einer
entsprechenden Kalotte, ähnlich wie Vignola
seine Kirche Sta. Anna dei Pala frenieri. Ein zu-
fälliger Umstand ward dazu Anlaß. Es stand mit-
ten auf dem Bauplatz ein kleines Mietshaus, zu
dessen Verkauf derBesitzer erst durch einen vor-
aussichtlich langwierigen Prozeß gezwungen
werden mußte ; die Zugangstreppe des Häus-
chens bedeckte nun eben die Ecke des für
den Speisesaal bestimmten Platzes. Um mit
dem Bau beginnen zu können, mußte Boro-
mino diese Ecke vermeiden. Wollte man
auf eine regelmäßige Grundfläche nicht ver-
zichten, so war dies nur auf dem gewählten
Weg zu erreichen. Wie von selbst war da-
mit zwei anderen Forderungen genügt, die
die Verhältnisse stellten. Die Höhe des Refek-
tors war durch die zum Teil schon stehenden
Parterrehallen festgelegt; sie hätte für einen
rechteckigen Saal von der gewünschten Länge
und Breite nicht gereicht, selbst wenn man
für ihn das tiefere Niveau der Kirche annahm;
im eiförmigen Gewölbe dagegen begnügte
sich das Auge, das den Raum nach hinten
immer enger werden sieht, mit der verfüg-
baren Höhe. Boromino beabsichtigte dem
Kunstgriff noch nachzuhelfen, indem er über
den Fenstern in berechneter Höhe Kappen
in das Gewölbe einschneiden ließ. — Zwei-
tens bot die ovale Anlage eine günstige Aku-
stik, die wegen einer dem Institut eigentüm-
 
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