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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Steffen, Hugo: Die ehemalige Augustinerklosterkirche in München
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Ausstellung für christliche Kunst in Düsseldorf 1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0282

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DIE AUGUSTINERKIRCHE IN MÜNCHEN

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jahre verstorbenen Kaisers Ludwig des Bayern
an der Schwelle der Kirche die Beisetzung
verweigerte. Da nun die wirkliche Ruhestätte
des Kaisers unbekannt ist, entstand die Ver-
mutung, daß er doch in aller Stille, seinem
Wunsche gemäß, in den Augustinergrüften
bestattet wäre. Im Jahre 1877 nahm der Ge-
lehrte Faßlmit Genehmigung König LudwigsII.
dortselbst Ausgrabungen und Nachforschungen
vor, deren Resultate er in einer jetzt ver-
griffenen Schrift »Die Grabstätte Ludwig des
Bayern« (in der Staatsbibliothek auf bewahrt)
niederlegte. Es wurde auch eine, den Por-
träten des verblichenen Kaisers frappant ähn-
liche, außergewöhnlich gut konservierte Leiche
gefunden, doch ein sicheres Urteil darüber
ließ sich nicht feststellen. —
Nach der Säkularisation wurden die aus-
gedehnten Klostergebäude als Justizbureaus
verwendet, der Mietstock an Private verkauft
und die am 1. Oktober 1803 für immer ge-
schlossene Kirche, nachdem sie all ihrer Schätze
beraubt, zur Mauthalle profaniert. Das wert-
volle Inventar unterstellte man größtenteils
dem Verkaufe; so kam die kostbare Orgel
in den Dom zu Speyer; das großartige Altar-
bild von Tintoretto in die Kapelle des ehe-
maligen Lustschlosses Schleißheim bei Mün-
chen, wo es infolge der geringen Tiefe des
Raumes zu keiner Wirkung kommt, ja halb-
vergessen dem Verfall entgegenschlummert.
Weitere Gemälde von Rubens, Peter Candid etc.,
gingen in die Gemäldegalerie des gleichen

Schlosses über und mit anderen geschah es
in ähnlicher Weise. Das Abschlußgitter be-
findet sich im bayerischen Nationalmuseum
zu München und von den prachtvollen Mar-
moraltären, Epitaphien etc. wurde ein großer
Teil zerschlagen, verschleppt. Das allverehrte
»Gnadenkindl« ging in den Bürgersaal, eine
Kirche in der Neuhauserstraße, und verschie-
dene andere Reliquien an die Heiligen-Geist-
kirche über.
Ein Jahrhundert ist nun schon über die
aufregende Epoche des Klöster- und Kirchen-
sturmes hinweggebraust. Jetzt ist das alte
Gotteshaus wieder von neuem hineingezogen
worden in den Kampf. Hinwegzutragen ist
aus ihm nichts mehr, jetzt soll’s ihm selbst
ans Leben gehen!
Doch immer noch hoffen jene, die die alte
Kirche schätzen und in richtiger Erkenntnis
ihres Wertes als historisch künstlerische Stätte
und Mittelpunkt des herrlichsten Altmün-
chener Straßenbildes für ihr Leben die Lanzen
brachen, bis zu letzter Stunde auf ihre Er-
haltung.
AUSSTELLUNG FÜR CHRISTLICHE
KUNST IN DÜSSELDORF 1909
Am 15. Mai wird die Ausstellung für christ-
liehe Kunst in Düsseldorf im Städtischen
Ausstellungsgebäude eröffnet. Die Deutsche
Gesellschaft für christliche Kunst betei-


GRABGEWÖLBE IN DER EHEMALIGEN AUGUSTINERKIRCHE
IN MÜNCHEN

ligt sich an der Ausstellung als Gruppe,
soweit nicht manche ihrer Mitglieder —
z. B. die Düsseldorfer Künstler — sich
aus besonderen Gründen einer anderen
Gruppe anschlossen. Leider konnten der
Gesellschaft bloß drei Räume zur Verfü-
gung gestellt werden, von denen nur
einer etwas größere Dimensionen besitzt.
So mußte denn auf eine ursprünglich ge-
plante Abteilung für kirchliche Architek-
tur, die ganz besonders interessant hätte
werden können, von vorneherein ganz
verzichtet werden. Aber auch die Betei-
ligung der Maler und Bildhauer der Ge-
sellschaft kann nur eine sehr beschränkte
sein, da die Raumverhältnisse eine Beteili-
gung auf breitererGrundlage nicht zulassen.
Die objektive Kritik wird auf dieser
unter allen Umständen begrüßenswerten
Ausstellung einen schweren Stand haben.
Sie wird den religiösen und den künst-
lerischen Gehalt der ausgestellten Arbeiten
prüfen, Kern und Schale, Wesen und Schein
auseinanderhalten müssen.

Die christliche Kunst. V. 8.

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