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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Gutensohn, Eduard: Die Kunst im bürgerlichen Heim
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Über das Ergebnis des Wettbewerbes für eine Pfarrkirche mit Pfarrhaus in Ürdingen am Niederrhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0355

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SW PROJEKT EUR EINE PFARRKIRCHE IN URDINGEN ^3


HANS MILLER

ENTWURF ZU EINEM TAUFSTEIN

Ausstellung für christliche Kunst, Düsseldorf iQog

die Befolgung jener Ge-
setze und Regeln, die uns
der Sinn für das Schöne
diktiert, in der Beschränkung
einfacher Lebensverhält-
nisse. Die Hauptsache aber
ist und bleibt immer, daß
die Bewohner das Schöne
in Charakter und Gemüt
zeigen, das Schöne, das sich
im Wollen und Handeln zu
erkennen gibt. Jede Lei-
denschaftlichkeit im Ge-
spräche, wozu wohl oft ein
häuslicher Zwist verleiten
kann, soll unterlassen, jede
heftige Gemütserregung, die
zu einem übereilten Ent-
schlüsse verleitet, soll, ganz
besonders in Gegenwart der
Kinder, möglichst vermie-
den werden, damit diese nur
immer das Bild eines harmo-
nischen Zusammenlebens
der Erwachsenen vor Augen
haben und von ihnen wohl-

Geschmack verrät es, wenn Tiere oder gar
menschliche Gestalten in die Fußbodenbedek-
kungen eingestickt sind, bei deren Anblick
man den Fuß unwillkürlich zurückzieht, weil
man sich scheut, über Menschen- und Tier-
leiber zu steigen. Ebenso sollten die Fenster-
vorhänge nicht menschliche Figuren, Häuser
oder Burgen u. dgl. zeigen, sondern am besten
aufsteigende Blumenranken.
Zur Einrichtung eines Heims gehören auch
die Gefäße in Stube und Küche. Daß diese
im Heim des einfachen Mannes nicht prunkvoll
sein können und auch nicht zu sein brauchen,
liegt auf der Hand. Am besten ist es, ganz
weißes Geschirr zu nehmen oder wenigstens
solche Muster, zu denen man leicht wieder
das gleiche Stück kaufen kann, wenn eines
zerbrechen sollte. Es nimmt sich unschön
aus, wenn z. B. mehrere Personen beim Kaffee
sitzen, von denen jede ein andersfarbige Tasse
hat. Natürlich wird man ebenso trachten, wenn
ein Stück Möbel angeschafft werden soll, ein
solches zu nehmen, das in Form und Farbe
zu den bereits vorhandenen paßt.
Aus den in dem Vorstehenden gegebenen
allgemeinen Richtpunkten, die natürlich nicht
ganz erschöpfend sein konnten, weil sich ja
unter verschiedenen Verhältnissen auch man-
ches verschieden gestaltet, mag wohl jeder
selbst herausfühlen, was unter der »Kunst
im bürgerlichen Heim« zu verstehen ist; nicht
luxuriöse »stilvolle« Einrichtung, sondern

tuende Eindrücke empfangen. Dieses Bild
der ruhigen und beruhigenden Zusammen-
stimmung, des gleichmäßigen Einklangs wird
sich dann dem leicht empfänglichen Kindes-
gemüte einprägen und ihm, wie das ganze
elterliche Haus, überhaupt für sein ferneres
Leben als Vorbild vor Augen schweben. Das
ist die pädagogische Bedeutung der
»Kunst im bürgerlichen Heim«.

ÜBER DAS ERGEBNIS DES WETT-
BEWERBS FÜR EINE PFARR-
KIRCHE MIT PFARRHAUS IN
ÜRDINGEN AM NIEDERRHEIN
Um den Wert und den Erfolg einer Kon-
kurrenz beurteilen zu können, muß man
verschiedene Faktoren in Betracht ziehen: ein-
mal den Gegenstand selbst, um den es sich
handelte, dann die Art, wie die Aufgabe ge-
stellt wurde, ferner das Preisgericht und die
Qualität der Künstler, die an dem Wettbewerb
teilgenommen haben. Das Objekt, um das
es sich handelt, spielt eine wichtige Rolle —
denn es ist nie gleichgültig, was gestaltet wer-
den soll. Ein gewöhnlicher Nutzbau, z. B. ein
Bahnhof oder eine Fabrik, bietet niemals
solche Möglichkeiten einer architektonischen
Ausgestaltung wie ein Sakralbau.
 
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