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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Blum, Anna: Sulpiz Boisserée und sein Werk, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0407

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354

SAM SULPIZ BOISSEREE

dern weitere bedeutendeErwerbungen gemacht.
Kraftund Vermögen stak in derSammlung, von
der sich die Sammler ncht trennen wollten und
die doch gebieterisch einen Herrn verlangte, der
sie entsprechend unterbringen konnte und auch
die Freunde mit in den Kauf nahm. Nach
allen Seiten waren schon Verhandlungen ge-
pflogen undVerbindungen angeknüpft worden.
Preußen wollte sich die Schätze nicht entgehen
lassen, batte aber kein Geld. Köln bekam die
erhoffte Universität nicht und mußte somit
zurücktreten. Auch mit Frankfurt kam es zu
keinem Ende.
Da bot der König von Württemberg, zwar
kein Geld — denn das verweigerten die Land-
stände — aber ein geräumiges Gebäude zur
Beherbergung für Sammler und Sammlung.
Im Jahre 1818 ward der Umzug vollzogen. End-
lich ein würdiges Heim! Endlich ein sorgloser
Unterschlupf! Zwar Stuttgart war nicht Heidel-
berg — man sah sich getrennt von treuen viel-
bedeutenden Freunden. Aber eine Freude war
der Anteil der Bevölkerung. Man ging wall-
fahren zu den Fleiligen- und Marienbildern der
alten Kölner Meister. Dicht gedrängt standen
die Leute, groß und klein, alt und jung, reich
und arm. In andächtiger Stille standen sie.
Ehrensache war es für jeden, dort gewesen
zu sein.
Weiter und weiter pflanzte sich der Ruf der
Sammlung. Fürsten und Könige scheuten nicht
den Umweg über Stuttgart. Eine heilige Neu-

gier war es, die jeden zwang. Ja, man kann
dreist behaupten : es hat keinen Menschen von
Bedeutung gegeben, der an Boisseree achtlos
vorübergegangen wäre. Mit den größten Gei-
stern seinerZeitisterpersönlich und brieflich in
Verkehr gestanden. Mit den beiden Schlegel,
mit Tieck, Arndt und Görres, mit Schinkel
und Dannecker verband ihn herzliche Freund-
schaft. Canova,ThorwaldsenundRauch, Alexan-
der von Humboldt, Gneisenau und Stein haben
ihn ihre Wertschätzung fühlen lassen. Er steht
mit Cornelius und Overbeck in Verbindung,
er hat Gelegenheit, dem großen Goethe junge
Künstler, wie Kaulbach, und Dichter, wie
Schenkendorf zu empfehlen. Von dem letzteren
findet sich aus dem Jahre 1814 ein hübsches
Gedicht, das er den altdeutschen Gemälden
derBoisserees widmet und in dem sich Andacht
und Vaterlandsliebe aufs innigste verschmelzen.
Das Jahr 1824 führt Boisseree zum zweiten-
mal nach Paris, nach der Stadt, von der Görres,
der redliche Franzosenhasser, einmal an Sulpiz
schrieb: »Wer nach Paris geht, verspielt dort
seine Zeit; er tauscht siegegen allerlei bunte
Eindrücke und Schmuckstücke aus. Wer aber
bis ans Ende dort verharrt, wird sachte um
sein Leben betrogen«.
Auch ohne diese Mahnung wäre Sulpiz
seinem Vaterlande nicht untreu geworden. Aber
er fand an der Seine, was ihm Deutschland
schuldig blieb: das feinste Verständnis für die
Wiedergabe der Domzeichnungen und für die


BEURONER KUNSTSCHULE

Ausstellung; für christliche Kunst, Düsseldorf 1909

HL. SCHOLASTIKA (MONTE CASSINO)
 
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