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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Heilmeyer, Alexander: Moderne Plastik in der Kirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0056

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HEINRICH WADERE KV3


HEINRICH WADERE ST. GEORG (1908)
Steinrelief am Palais des Grafen Königsegg-Aulendorf in München. Text S. 42

Manchmal erinnert Waderes Art an die Canovas,
der auch seine Figuren nur in einen losen
Zusammenhang mit der Architektur brachte.
Es ist dann der Erscheinungszusammenhang
mehr durch das Gegenständliche hergestellt.
Wo der Künstler aber, wie z. B. an dem
schönen Epitaph aus rotem Marmor, das dem
Andenken des verstorbenen Münchener Erz-
bischofs Antonius von Thoma in der Frauen-
kirche errichtet ist, eine strengere architek-
tonische Zusammenfassung bevorzugt, erreicht
er oft tektonisch monumentale Wirkungen (Abb.
S. 39). In diesem Sinne wirken auch ein paar
schöne neue Grabmäler. jenes der Familie Dorn
(Abb. S. 55), eines mit dem Relief der »Auf-
erstehung«, das auf der ersten Sonderbeilage
reproduziert ist, und der göttliche Kinderfreund
(Abb. S. 41). Gerade in diesen letzteren ausge-
zeichnet durchgebildeten Grabmalen spricht der
Geist der christlichen Kunst eine sehr deutliche
Sprache. Würde sie doch öfter gebraucht wer-
den ! Sie ist unerschöpflich reich an herrlichen
Bildern und bedarf gar nicht vieler Symbole und
Allegorien, wenn sie nur, wie hier Wadere zeigt,
die Hauptgestalten der christlichen Welt in
nahe Beziehungen zum menschlichen Leben
bringt. Wie uns durch die Kunst die Sym-
bole und Gestalten des christlichen Glaubens

nähergebracht und veranschaulicht werden,
davon war in dem einleitenden Kapitel aus-
führlich die Rede. Wie sich Wadere zu diesen
Problemen stellt und welche Lösungen der
Aufgabe gerade ihm gelingen, ersehen wir aus
seinen religiös gestimmten Werken und aus
seinen Schöpfungen in der kirchlichen Kunst.
Wir haben es schon vorausgeschickt, daß
sein natürliches Empfinden ihm die Darstellung
des anmutig Schönen nahelegt; ohne daß aber
damit seiner Begabung eine bestimmte Grenze
gezogen w’äre; sie erstreckt sich vielmehr über
das ganze Gebiet christlicher Kunst und reich
und mannigfaltig ist seine Ausdruckweise. Er
beschäftigt sich mit gleich lebhaftem Interesse
mit einem Altarwerk, einem Kreuzweg, einer
Gruppe, wie mit dem Bilde einer Madonna.
Aus der näheren Betrachtung seiner Arbeiten
und aus ihrer Wirkung auf das Gefühl ergibt
sich von selbst, was uns dabei am besten zu-
sagt. Waderes Studium der alten kirchlichen
Skulpturen, an den französischen Kathedralen,
hat ihm bei der Ausführung von Bildwerken für
dieimstreng romanischen Stil gehalteneBenno-
kirche zuMünchen gute Früchte getragen. Vor-
züglich gelungen ist der Skulpturenschmuck des
herrlichen Altars (Abb. Jahresmappe 1896)
dieser Kirche, welcher eine Stiftung S. K. H.
 
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