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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 5.1908/​1909

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Wolter, Franz: Aus dem Kunstverein München
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https://doi.org/10.11588/diglit.53749#0185

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SW AUS DEM KUNSTVEREIN MÜNCHEN m

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kannten. Die Probleme nun, die sich die-
ser Künstler in Email auf Kupfer, Gold
und Silber gestellt, erheischen alle Ach-
tung. Wenn auch die formvollendete Tech-
nik der Alten noch fehlt, so weisen doch
die günstigen Anfänge auf Zukunftverhei-
ßendes hin. Am besten erschien eine ar-
chaistische Pallas Athene, dann ferner ein
prächtig dekorativ wirkender Pfau.
'Reihen wir hier noch die leicht graziös
aufgefaßte und zierlich durchgeführte Tän-
zerinstatuette von Heinrich Wadere an.
Von sonstigen Leistungen mögen her-
vorgehoben sein die Landschaften und
Salon-Interieurs von Berta Kaiser, ferner
Landschaften von PL Gogarten, Neppe 1,
dem selten erscheinenden, trefflichen Ge-
org Jauß und eine sicher behandelte Win-
terstudie von Paul Crodel.
Gino Pari n, der vielgewandte und zum
Außergewöhnlichen hinneigende, stets
neue Wege suchende Künstler,brachte einige
gute Figurenbilder, A. Hermann-All-
gäu eine Kollektion seiner stets liebens-
würdig durchgeführten Stilleben, die von
dem bewährten Geschmack des Verferti-
gers Zeugnis ablegten.
(Die Neuerwerbungen des bayeri-
schen Staates für 1908 sind reichlich,
aber das meiste, was nun dauernd die Kunst
Bayerns charakterisieren soll, ist kleine
Münze. Hatte man ehedem die Diez-Schule
und ihre daraus hervorgegangenen Meister
wenig beachtet, so erscheint der Ankauf
von solchen Dingen, die in den Ateliers
der Künstler jener Schule hängen geblie-
ben, ja immerhin erfreulich. Bezeichnend
ist auch, daß durch die Ankäufe jener bräun-
lich-goldigen Studien, die ja gewiß vortreff-
lich sind, ein Wandel des Geschmackes sich
zu vollziehen scheint, der dem modernen
abgewandt ist. Selbst die angekauften
Werke Albert v. Kellers, Fritz Uhdes etc.
stammen aus den früheren Lernjahren jener
Meister. Von Wilhelm Busch hätte man
eher an geistreiche Skizzen denken kön-
nen. Erfreulich ist die Zuwendung mehre-
rer Stiftungen, die eine vollkommene Be-
reicherung jener älteren Münchner Kunst-
richtung in Gestalt der Werke Wagen-
bauers, Dorners, Enhubers und Spitzwegs
bedeutet. — War dies Wochenausstellung
der Staatsankäufe gewissermaßen ein Er-
eignis, so dürfen doch nicht andere zu
gleicher Zeit vorgeführte Kunstwerke ganz
vergessen werden. Wir sehen u. a. eine
Serie mit Kohle wuchtig gezeichneter Land-
schaften von Lu d wi g Willroi der, meh-
rere sinnig aufgefaßte Städte-Ansichten von
Paul Thiem, dasselbe Motiv behandelt
in ansprechender Form HermannPetzet;
auch waren im Nachlaß von Adolf Rau


JOSEPH LIMBURG (BERLIN)
GIOVANNI B. ANGELO GRAF BALLESTREM DI CASTELLENGO (<709 57)
Denkmal in Plaweiowitz O.-S.

einige Studien, die von dem Ernst in des Malers Schaf-
fen berichten.
Des öfteren haben wir schon des talentvollen Schweizer
Landschafters Ludwig Lehmann in Einzelleistungen
rühmlichst gedacht. Diesmal gibt er in einer umfang-
reichen, geschlossenen Sammlung einen genaueren Auf-
schluß über sein vielseitiges Können. Waren es ehe-
dem die hohen, vereisten Bergseen und Gletscher seiner
Heimat, so hat er sich jetzt mehr den sommerlichen
Reizen der oberbayerischen Ebene zugewandt. Wolken

und Sonnenschein wurden seine Elemente, und letzteren
weiß er in der drückenden, sengenden Glut einzigartig
zu schildern. Nicht ohne Glück sind auch die figür-
lichen Darstellungen oder das Gewirr elektrisch erleuch-
teter Bahnhofsausfahrten mit rauchenden Lokomotiven
gegeben. Am besten aber gelingt ihm melancholisches
Regenwetter, das die Lande weit und dunkel über-
spannt und da können wir mit ihm die trostlose Ein-
samkeit und Lebensmüdigkeit empfinden. — Mehr heiterer,
phantasievoller Art und dennoch ernst strebender Natur

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