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Die Gartenkunst — 1.1899

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I, 2 DIE GARTENKUNST 35

Köstritzer." Anknüpfend an letztere entspinnt sich ein längerer
Meinungsaustausch. Indem von einer Seite betont wurde, dafs
es bedenklich sei, wenn auch in Köstritz der Titel „Geprüfter
Obergärtner" verliehen würde, wodurch der Wert des zu
Potsdam erworbenen gleichen Titels leicht herabgedrückt
werden könnte, konnte von anderer Seite dieser Ansicht nicht
beigepflichtet werden, da es lediglich nur darauf ankäme, wo
das Zeugnis erworben sei, abgesehen davon, dafs die Form der
Ausstellung des Zeugnisses eine von einander abweichende sein
werde. Herr G artenbau direkter Hampel erklärt hierauf die
Entstellung der Obergärtnerprüfung zu Potsdam, welche Ein-
richtung bereits von Lenne getroffen sei, unter dessen Nach-
folgern jedoch allmählich vernachlässigt, nunmehr aber vom
Kuratorium der Kgl. Gärtner-Lehr-Anstalt unter Festsetzung
bestimmter Grundsätze wieder ins Leben gerufen sei. Durch
die Beteiligung des Ministerialvertreters als Vorsitzenden des
Kuratoriums erhalte die Obergärtner-Prüfung eine höhere Be-
deutung für den ganzen Beruf. Auf eine Bemerkung des
Herrn Glum-Grunewald, der es als eine Härte bezeichnete,
dafs zu dem Examen nur ehemalige Besucher der Potsdamer
Lehr-Anstalt zugelassen werden sollen, erwidert Herr Hampel,
dafs eine Zulassung anderer Schüler nicht angängig sei, da
den anderen Instituten die Vorbildung fehle und der Unterricht
auf der Anstalt der Schulbildung entsprechend einsetze. Dasselbe
sei in anderen Berufskreisen ganz genau ebenso; zu den staat-
lichen Examinas würden auch nur solche Personen zugelassen,
welche die betreffenden wissenschaftlichen oder technischen
Hochschulen mit Erfolg besucht hätten. Es sei trotzdem nicht
ausgeschlossen, dafs auch, wie hier, so in unserem Fache
tüchtige Kräfte sich heranbildeten, die denen, welche ein
Staatsexamen abgelegt hätten, gleichwertig, ja häufig sogar
überlegen seien. In Bezug auf das mündliche Examen fügte
Herr Hampel noch hinzu, dafs dasselbe sich nur auf die ge-
stellten wissenschaftlichen Aufgaben beziehen und etwaige
sich hierbei geltend machende Zweifel an der Tüchtigkeit des
zu Prüfenden aufklären beziehungsweise beseitigen solle.

In Bezug auf das von der Berlinischen Boden-Gesellschaft
zu Schöneberg erlassene Preisausschreiben betreffend die Ge-
staltung des Platzes Z daselbst, kommt Herr Gartenbaudirektor
Hampel auf seine Berufung als Preisrichter zu sprechen, welche
erst erfolgt sei, nachdem ein anderer Fachmann die Annahme
dieses Ehrenamtes abgelehnt hatte. Selten sei ein Wettbewerb
so interessant gewesen, da Bildhauer, Architekten und Garten-
künstler um die Palme des Sieges gestritten hätten. Wenn
ihm, dem Fachmann, auch die diesbezügliche Anerkennung im
Preisgericht zu teil geworden sei, so wäre es vielleicht in ge-
wisser Beziehung besser gewesen, wenn man einen Garten-
künstler nicht zu Rate gezogen hätte, da dann ei n Resultat gczeiti gt
worden wäre, was allen Gartenkünstlern die Augen geöffnet
hätte. Ein Urteil über die Gesamtleistungen sei leider sehr
erschwert, weil des beschränkten Raumes wegen nicht alle
Arbeiten ausgestellt werden konnten. Der Vortragende giebt
alsdann noch dem Wunsche Ausdruck, dafs der Gartenkünstler
sich bemühen möge, . den Grundrifs seines Entwurfes mehr
durch Einzel-Zeichnungen und bildliche Darstellungen näher
zu erläutern, da wohl dem Fachmann die Möglichkeit gegeben
sei, sich aus dem Grundrifs allein das notwendige Bild für die
Wirklichkeit zu schaffen, nicht aber dem Laien, bei welchem
die äufsere Ausstattung des Entwurfes immer ausschlaggebend
sein werde.

Im Anschlüsse hieran bemerkt Herr Kgl. Garteninspehtor
Encke-Wildpark, dafs der Gärtner viel mehr Zeichnen lernen
und ein Hauptgewicht auf bildliche Darstellung seiner Arbeiten
legen müsse. Bei den Architekten seien die besten Kräfte

eben gut genug, um den Hochschülern Zeichenunterricht zu
erteilen, während beim Gartenkünstler das Zeichnen in den
meisten Fällen eine durch eigene Mühe erworbene Fertigkeit
sei; hier fehle eben die notwendige Sehlde, auf der die An-
leitung zum G eschick erteilt werde. Obgleich schon Perspektive
im ausgedehnten Mal'se zu Potsdam gelehrt werde, so fehle
noch das Malerische in diesen Zeichnungen, und sei daher der
Wunsch nur zu berechtigt, dafs bei Verlegung der Lehr-Anstalt
nach Dahlem ein tüchtiger Maler als Lehrkraft herangezogen
werde und durch Abschaffung der praktischen Arbeit dem
Schüler mehr Zeit für dieses Studium zur Verfügung stände.

Der Vorsitzende giebt hierauf einen kurzen Rückblick über
die Thätigkeit des Vereins im verflossenen Jahre nach der
Hauptversammlung. In den Monatssitzungen, die sich im all-
gemeinen einer regen Teilnahme seitens der Mitglieder er-
freuten, waren es vornehmlich folgende Fragen, welche zur
Besprechung gelangten: Die Herstellung von Plänen und über
Zeichenmanier im allgemeinen. Die Krankheiten der Ailanthus-
bäume, die Beschädigung der Baumwurzeln durch Verlegung
von Leitungsröhren, Beschädigungen der Baumstämme durch
Käfer und Schmetterlingslarven. Von den Vorträgen seien
erwähnt: 1. derjenige des Herrn v. d. Smissen-Stegiitz (Iber
die Erstrebung eines Schutzzolls auf importierte gärtnerische
Erzeugnisse. Auch in landschaftsgärtnerischen Kreisen sei
allgemein die Ansicht vertreten, dafs durch einen Zoll der
ausländischen Schleuderkonkurrenz wirksam entgegengetreten
werden müsse, die dem Verein zur Verfügung stehenden Mittel
Helsen es aber leider nicht zu, die vom Verbände der Handels-
gärtner Deutschlands zu unternehmenden Schritte pekuniär zu
unterstützen.

2. Unsere im Herbst blühenden Stauden und Ziersträucher
von Herrn B. Schulz-Humboldthain, welchem Vortrage von
diesem sowohl, als auch von Herrn Rohlfs-Grol's-Lichterfelde
ein umfangreiches Pflanzenmaterial beigefügt worden war.
3. Die Champignonzucht als Nebenerwerb von Herrn Ober-
gärtner Amelung, welcher in klarer Weise eine Anleitung zur
Ausnutzung von Kellern und Gruben bei grofsen Betrieben
und Ländereien gab. 4. Der Vortrag des Herrn Gärtnerei-
besitzers Dietze zu Steglitz über den von ihm erfundenen
Drillingskessel „Sonne", welcher ganz bedeutende Vorteile zu
besitzen verspricht und den Vorzug der Einfachheit und Billig-
keit hat. 5. Noch frisch in unser Gedächtnis ist der vom
Kgl. Garteninspektor Herrn Weidlich in voriger Sitzung ge-
haltene Vortrag über Wintergärten im allgemeinen und deren
Ausschmückung. Die weltbekannten Borsigschen Wintergärten,
dessen Leiter seit vielen Jahren Herr Weidlich sei, gäben ein
besseres Zeugnis für das Verständnis der Einrichtung von
Wintergärten und die Verwendung der dafür geeigneten Blatt-
und Blütenpflanzen, als Worte es auszudrücken vermögen.
Gleichsam als Ergänzung zu diesem Vortlage waren dankens-
werter Weise von Herrn Obergärtner Stumpp zu Worms
prächtige Orchideenblumen eingesandt worden.

Von den Ausschüssen habe der für Gartentechnik sich
bereits mit dem von Herrn Stadtgartendirektor Kowallek auf
der diesjährigen Hauptversammlung eingebrachten Antrag:
„Aufstellung von allgemeinen Regeln für die Anpflanzung von
Bäumen in den verschiedenen Strassen" u. s. w. beschäftigt.
Eine besonders rege Thätigkeit und nicht zu unterschätzende
Mitarbeit habe der Prefsausschufs bei den Beratungen der zur
Herausgabe einer neuen Zeitschrift zu treffenden Mafsnahmen
entwickelt. Auch die auf der Hauptversammlung gewählte
Fünforkommission habe sich mit seltenem Eifer dem Gelingen
und Zustandekommen der „Gartenkunst" gewidmet, und sei
 
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