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Die Gartenkunst — 1.1899

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Schultz, Benno G. F.: Künstliche Felsanlagen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0055

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DiE (iARTENKUNST

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zur Anschauung bringen soll. Es wird nun der Platz für
eine Felsenanlage, welcher frei und sonnig gelegen sein
mufs, sei es in einem Park oder in einem Garten, nach
dem Plane abgesteckt. Ist das Terrain ein „bewegtes",
d. h. bergiger, hügeliger, welliger Boden, so wird dadurcli
die Arbeit wesentlich erleichtert; man hat nur nötig, die
vorhandenen Erhebungen und Senkungen geschickt zu be-
nutzen und nach dem Modell oder nach eigenem Ermessen
wirkungsvoll durch Auf- und Abtrag umzubilden. Dahin-
gegen gestaltet sich bei einem flachen Terrain die Aus-
führung schwieriger und kostspieliger, weil erst durch
Ausschachtung und Aufschüttung bezw. durch Anfuhr von
Boden, auch von Bau-und Mauerschutt, die Grundlage für
die Formation geschaffen werden mufs.

Nach Fertigstellung dieser Vorarbeiten mufs bei gröfseren
formierten Aufschüttungen der Boden ersteine Weile „ruhen",
d. h. sich sacken, setzen, lagern, damit später bei Auflage der
Gesteine keine Senkungen, Risse und Rutschungen ent-

Die G arteulainet.

stehen können; kann man es einrichten, so ist dazu der
Winter die beste Zeit, und im Frühjahr beginnt alsdann der
plastische Aufbau. Es werden zur besseren Orientierung
zunächst die höchsten Stellen und solche, welche mit be-
stimmten Gesteinsarten versehen werden sollen, ob mit
Granit, Kalkstein oder Sandstein — der häufig verwendete
Tuffstein ist ein ungeeignetes Material, weil er zu porös
und bröckelig ist und Flechten und Moose sich gern und
unliebsam in ihm ansiedeln — durch Stangen und Stäbe
markiert, alsdann beginnt man von unten nach oben fort-
schreitend mit dem Auflegen der Gesteine, welche teils
durch ihr eigenes Gewicht festliegen, teils mit Mörtel und
Cement verbunden und befestigt werden. Es versteht sich
von selbst, dafs ein solcher Aufbau mit Verständnis und
Sorgfalt ausgeführt werden mufs. Er soll naturwahr sein
und malerisch wirken, darf das ästhetische Gefühl nicht
verletzen durch schablonenhafte und symmetrische An-
ordnung, auch vermeide man die zu häufige Anbringung

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