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Die Gartenkunst — 1.1899

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DIE GARTENKUNST

Häuserfronten bei einer ungefähren Höhe von 22 m nur 11
bezw. 27 m von einander entfernt sind. Nicht unerwähnt
möge auch hier gleich sein, dafs die Gärtchen unterkellert
sind und die Stärke des Erdreichs nur ungefähr 50 cm beträgt.

Das erste Ziel Hotel Bristol, Unter den Linden No. 5
gelegen, eines der vornehmsten Hotel Berlins, ist erst vor
kurzem bedeutend vergrößert worden und weist zwei derartige
Anlagen auf. Im ersten Gärtchen mufsten rings herum Ein-
blicke gelassen werden, infolgedessen gröfsere bezw. geschlossene
Anordnungen von Pflanzen nirgends geschaffen werden konnten.
Mit dem Fehlen solcher Kern- oder Schwerpunkte fehlt aber
aber auch eine Festigkeit in der Anordnung und damit eine
gewisse Beeinträchtigung der Ruhe im Gesamtbilde. Trotz-
dem ist der Anblick bestrickend und der Eindruck besonders
von der an der einen Schmalseite gelegenen Veranda aus an-
heimelnd und wohlthuend. Zierliche Arabeskenformen, die im
Sommer mit Blumen, im Winter mit bunten Glassteinen besetzt
sind, gliedern sich den seitlichen Pflanzungen an und lassen
die Mitte als Rasen frei. Ein schmaler Kiesweg trennt an den
Längsseiten eine Rabatte ab, die mit einzelnen zierlichen
Coniferen besetzt ist und welche an den Hausfronten durch
eiserne Ständer abgeschlossen wird, die von 3 zu 3 m mit
Buxus bepflanzt und durch Epheuguirlanden verbunden sind.
Es wurden nicht mit Unrecht Stimmen laut, die gern gesehen
hätten, wenn diese Buxus mit Yucca oder mit anderen ähnlichen
Pflanzen abwechseln würden. Schmale Epheurabatten, mit
Evonymus radicans eingefafst, umsäumen die in der Mitte ver-
tiefte Rasenfläche und veranlassen eine harmonische Gliederung
derselben. An den Stellen, wo im Sommer die Kinder der
Tropen ihre Fächer und Wedel ausbreiten, prangen jetzt die
Coniferen mit ihiem dunklen Grün und mehr oder minder
steifem Wuchs. Zwei prächtige Nordmannsfichten fielen durch
ihre Gröfse auf, und während sie dem Laien tadellos er-
schienen, zeigten sie dem Kenner, dafs ihnen die mit Rufs
geschwängerten Niederschläge den Aufenthalt zwischen den
Mauern der Grofsstadt nicht zu einem angenehmen machen.

Der zweite Garten, der ältere, ist in seiner Gliederung und
Gestaltung bestimmter, wozu nicht unwesentlich die an der
einen Schmalseite erhöht liegende Veranda beiträgt. Die
Mitte nimmt hier ein ornamentaler Springbrunnen ein,
welchem sich seitlich Coniferengruppen anschliefsen, während
das Terrain von hier allmählich abfällt. Der ganze Aufbau ist
ein tadelloser und die Einteilung eine geschmackvolle und
harmonische. Man mufs sich wundern, dafs der Epheu und
andere ähnliche Gewächse sich mehrere Jahre halten, auch
alle Coniferen den ganzen Winter und die Palmen während
des Sommers ausdauern. Einen guten Rasen für den Sommer
zu erzielen, ist nach den Angaben des Herrn Wendt nur durch
alljährliche Aussaat von Lolium perenne möglich, während für
den Winter sich ein Bedecken der Fläche mit Edeltannengrün,
das von passender Farbe und guter Haltbarkeit ist, vorzüglich
bewährt hat. Hier wie im ersten Garten sind im Anschlüsse
an die Coniferenpflanzungen sehr geschickt kleine Gruppen
eingestreut, die mit blühenden Frühjahrsgewächsen, wie
Hyacinthen, Tulpen u. s. w. bestellt sind und zum Vorteile
des Ganzen der Anlage eine angenehme Wärme einflöfsen.

Ein Rundgang durch die luxuriös ausgestatteten Speise-
zimmer, wo in sehr sinniger Weise alle Tische mit Blumen in
bouquetartiger Anordnung belegt waren und wobei besonders
die Farbenzusammenstellung zu loben war, durch die langen
Hausflure des ersten Stockwerkes entlang, mit ihren breiten
Fenstern, die bequem einen Blick in den Garten gestatten,
und an den lauschigen Plätzen der Eckfenster vorüber, die
den mtiden Reisenden zur Ruhe einladen, wurde der Pracht-

bau verlassen und dem Savoy-Hotel in der Friedrichstrafse
zugesteuert.

Hier ist die Ausdehnung eher noch kleiner aber in
gewisser Beziehung vorteilhafter, da sich der Aufbau an der
Längsseite vollzieht, dem gegenüber eine breite offene
Veranda mit dem Anschlüsse an den Speisesaal liegt. Die
Hinterwand bilden prächtige Coniferengruppen, in deren Mitte
erhöht eine Fontaine angeordnet ist, an welche sich ein
Teppichbeet auf sanft abfallendem Rasen geschickt anlehnt.
Rechts und links sind Höhenpunkte mit Abies Nordmanniana
geschaffen, unten mit kleinen Pflanzen von Cedrus Deodara
umstellt, die sich durch ihr helles Grün und ihre zierlichen
Zweige auszeichnen und dadurch eine angenehme Abwechselung-
Schaffen.

Alle Fenster der den Garten einschliefsenden Hausfronten
sind mit kleinen Coniferen eingerahmt, die im Frühjahr
durch Evonymus ersetzt werden, während im Sommer blühende
Topfgewächse zur Verwendung gelangen. Das gesamte
Coniferenmaterial ist deutschen Baumschulen entnommen, da
sich diese besser halten, wie holländische Waren, die wohl in
der ersten Zeit durch ihr glänzenderes Aussehen bestechen,
sich auf die Dauer aber weniger widerstandsfähig zeigen.

Diese Gärten stehen in Berlin einzig da und zeigen in
ihrer malerischen Anordnung und künstlerischen Gestaltung
eine bestechende Pracht, die mit vornehmer Ruhe verbunden
ist und die das tiefere Verständnis des Schöpfers für das
Wesen der Gartenkunst erraten läfst. Nach kurzer Stärkung
wurde noch einmal eine Besichtigung des zuletzt erwähnten
Gärtchens bei elektrischer Beleuchtung vorgenommen, und
kann auch hierbei die Wirkung als eine ganz vorzügliche be-
zeichnet werden, zumal der helle Lichtschein dem Bilde etwas
magisches und feenhaftes verleiht.

Mit dem Hinweise, dafs binnen kurzem die Zeichnungen
der Gärten und deren Ausschmückung im Sommer hier wieder-
gegeben werden, sei den Mitgliedern für ihre rege Teilnahme,
unserem liebenswürdigen Führer und Schöpfer der Anlagen
Herrn Wendt aber für seine Hingebung, mit welcher er be-
reitwilligst allen Anfragen gerecht wurde, der Dank an dieser
Stelle wiederholt.

Weifs-Berlin.

In der Monatssitzung des „Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues in den Kgl. preufsisehen Staaten" am

28. Januar hielt der Kgl. Gartenbaudirektor Herr Hampel der
„Voss. Ztg." zufolge einen Vortrag über die Verschönerung
der Städte. Er knüpfte an die ganz allgemein in gärtnerischen
Kreisen übel vermerkte Beobachtung an, dafs neuerdings die
Architekten mehr und mehr bestrebt sind, die gärtnerische
Ausgestaltung der Plätze u. s. w. in die Hand zu bekommen,
und dass die Behörden diesem Bestreben vielfach Vorschub
leisten. Dabei komme naturgemäls nicht viel Brauchbares
heraus. Oft genug werden sogar Sünden begangen, die vom
Standpunkte des Gartenkünstlers einfach unverzeihlich seien.
Redner bezog sich dabei auf die bekannte „Schöneberger
Konkurrenz", bei der Entwürfe nicht nur eingegangen, sondern
auch ausgezeichnet bezw. zum Ankaufe empfohlen sind, die
von gänzlicher Verständnislosigkeit des Verfassers für land-
schaftsgärtnerische Aufgaben zeugen. Auch im neuen
botanischen Garten seien, wie schon früher gerügt, grobe
Fehler begangen. Vortragender wies u. a. darauf hin, dafs
dort das Palmenhaus zu einem Blickpunkte gemacht war —
ein Mifsgriff, den ein geschulter Landschaftsgärtner nie be-
gehen würde. Zu solchen Schlufspunkten eines Ausblickes
 
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