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Die Gartenkunst — 1.1899

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Hein, Heinrich: Rasengräser, Grassamen und Grassamenmischungen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0105

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I, 5 DIE GARTENKUNST 96

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Körnerzahl in einem Pfunde ungefähr 7410000. zur Heugewinnung wenig Masse ergiebt. Es verleiht
Samengewinnung und fremde Beimengungen, durch seinen Cumaringehalt dem Heu einen dem Menschen
Zur Zeit der Samenreife, meist linde Juli bis Ausgang angenehmen Geruch, doch rührt bei gut eingebrachtem
August und zuweilen bis Mitte September werden die Heu der Wohlgeruch nicht allein von dem Ruchgrase her.
Rispen büschelweise geschnitten, getrocknet und zum In Masse vorhanden macht es das Heu bitter, infolgedessen
Nachreifen der Früchte ins Freie vor der Sonne oder bei es vom Vieh dann nicht gern genommen wird. Von ein-
ungünstigem Wetter in luftige Räume gebracht. Man heimischen Gräsern findet sich der Cumaringeruch aufser
bedient sich dazu grofser Planlaken, damit der Samo nicht bei anderen Ruchgrasarten nur noch bei dem Mariengras
verschüttet werde. Später werden die Rispen aus- (Hii'rochloa borealis R. et S.), das im östlichen Holstein
gedroschen. Der Same ist sehr fein -- der feinste Gras- auf Wiesen stellenweise recht häufig vorkommt,
samen der meist gehandelten Gräser. Er kommt viel ver- Das gemeine Ruchgras ist bei Rascngrasmischungen
unreinigt vor und je nach den Beimengungen kann man auf gut zu verwenden, weil es schon sehr früh inr Frühling
die Standorte, woher er stammt, schliefsen. Namentlich treibt und die Blätter eine saftig grüne Farbe haben. Es
sind es die Früchte der vorhin genannten Gräser und darf jedoch nur eingesprengt verwendet werden, da die
Luzula-Arten, welche sich in schlecht gereinigtem Samen Blätter, wie schon gesagt, ziemlich breit sind. Besonders
der Handelsware des gemeinen Straufsgrases finden. Gut ge- angebracht ist es auch für halbschattige und schattige Lagen,
reinigte Ware läfst sich durch Benutzung von Wind und ge- Blütezeit: April bis Juni,
eignete Siebvorrichtungen gewinnen, doch sind die Samen des Samonroife: Mai bis Juli.
Fioringrases nicht davon zu trennen und reine Samen von Gröfso der Frucht. Die
beiden Arten unterscheiden sich nur sehr wenig dadurch, Handolswaare kommt meist
dafs die Samen des Fioringrases etwas blasser und gröfser a]s ganzes Ährchen auf den
sind als bei dem gemeinem Straufsgras. Die Samen des Markt. Das Ährchen besteht
gemeinen Straufsgrases sind etwas gebräunt. In den aus 2unfruchtbaren begrann-
Samenkatalogen werden sie unter verschiedenen Namen ten und einer(oben) zwischen
angeboten, von denen die Bezeichnungen „Gemeines Straufs- diesen stehenden fruchtbaren
gras" (Agrostis vulgaris) und „Haarfeines Straufsgras" unbegrannten Blüte. Die
(Agrostis capillaris) die gebräuchlichsten und beliebtesten Granne ist bei der unteren
sind. Dafs der Same immer derselbe bleibt, obwohl durch Spelze lang und gekniet, da-
die Kataloge häufig der Glaube zu erwecken versucht bei schraubenförmiggedreht; a %
wird, als seien unter diesen Bezeichnungen zwei verschiedene bei der oberen Spelzeist sie
Arten zu verstehen, mag oftmals bedauerlich empfunden kürzer und gerade. Die län- F* °-
werden, ändert an der Thatsache indessen nichts. gere Granne ragt 4—5 mm Anthoxantimm odoratum, l. 91

_ ttji ■■ True sweot vornal; Spriug-Grass.

Der durchschnittliche Preis besserer Handels- aus dem Ahrchen hervor. GemeinesORuchgras.

wäre beträgt pro kg 1,30 Mk. Ährchen 3 mm lang und „ Ährehen im fcruchtzustand mit

iy mm dick. Nach dem cU'n beiden dPr Frnaht anhangen-

J. Anthoxanthum odoratum L. — Gemeines «,«1, n ,■■■,„ den unfruchtbaren■ Bülten.

Rucho.ras Abfallen der dunkelbraunen b Frlloht mit doQ Spelzen_

, , . o • m stark behaarten Spelzen ist verer 5 x i

Engl.: Blacksecded sweet Spring-grass. — True g x

_, , die dunkelbraune stark glan-

sweet vernal. — Franz.: Flouve odorante. •■ . ° . •

zende Karyopse freigelegt. Sie ist 2 mm lang und 1 mm

Natürliche Standorte: Das gemeine Ruchgras breit, an den Enden zugespitzt,

findet sich in fast ganz Europa, in Deutschland Vorzugs- Körnerzahl in einem Pfunde: ca. 1075000.

weise überall auf lichten Waldblösscn in Laubwäldern, auf Samengewinnung und fremde Beimengungen,

trockenen sonnigen Anhöhen und Abhängen, doch auch auf Dj0 Früchte des gemeinen (sogen, „echten") Ruchgrases

feuchten Wiesen vor, wenn auch in viel geringerer Menge, werden zur Zeit der nahen Reife derselben auf lichten

Klima: Ein rauhes, wie ein warmes Klima werden Waldblöfsen der Laubwälder geschnitten, in Säcken ge-

von ihm gleich gut ertragen. sammelt, auf Planlaken zum Trocknen ausgebreitet und

Boden: Trockener, frischer, hochgelegener und nicht nacn dem Trocknen gedroschen. Der Same (die Früchte)

zu feuchter und schwerer Boden ist dem Gedeihen des springen leicht aus. Ein feldmäfsiger Anbau findet nicht

Ruchgrases besonders zuträglich. Beschattung erträgt es statt. Auf Waldblöfsen und an Rainen findet es sich am

sehr gut. häufigsten und wird das geringe Quantum des Samens,

Lebensdauer: Das gemeine Ruchgras dauert eine welches jährlich .umgesetzt wird, meist auf die vorstehend

Reihe von Jahren aus und ergänzt sich an solchen Stellen, beschriebene wenig einträgliche Weise gewonnen. Deshalb

wo es zur Blüte und zum Fruchttragen gelangt, durch flndot man den einigermafsen gereinigten Samen auch zu

Selbstsaat stets von neuem. entsprechend hohem Preise — pro kg 2,80—3,00 Mk. — in

Wuchs: Es bildet einen dichten büschelartigen Horst den Katalogen angeboten. (Fortsetzung folgt.)
und treibt keine Ausläufer. Die Blätter treiben im Früh-
jahre sehr früh hervor, erscheinen in grofser Anzahl, sind

jedoch nur kurz und etwas breit, weshalb es bei der Mahd 4^
 
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