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Die Gartenkunst — 1.1899

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Janorschke, Oskar Karl: Oberschlesische Parkanlagen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0152

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138 DIE GARTENKUNST I, 8

Fachmann hier gleichgültig vorüber gehen kann. Ist doch
selbst Pinus Strobus excelsa, Tsuga Hookeri und Welling-
tonia vertreten. Die andere Teichseite wird von starken
Bäumen, prachtvollen Solitärpflanzen und fast schwarz-
grünen Fichtengruppen begrenzt.

Der Park bildet ein Dreieck, an dessen einer Spitze
das Schlofs steht, von wo das Terrain mit der Entfernung
an Breite zunimmt. Immer wechselreicher erscheinen die
Partien; gut gepflegte Fernsichten, mehrfach über Wasser-
flächen führend, gestatten den Blick bis zum Glatzer Ge-
birge, teils helles Laubholz oder dunkle Fichtenmassen
streifend. Voll mit Fichten bepflanzte Inseln in gröfserer
Teichbuchtung unterbrechen die spiegelglatte Wasserfläche,
die oft durch das Aufschlagen wahrer Riesenexemplare von
Karpfen leicht bewegt wird. Die Nymphäen hatten noch
eine Menge Blüten entwickelt und schienen nicht geneigt
zu sein, den beginnenden Herbst anzuerkennen.

Saftig grüne Rasenflächen, oft 10—30 000 qm grofs,
geben dem Parke ein grofsartiges Ansehen, ohne dafs man
hier eine Unterbrechung vermifst. Ihre Schönheit wird nicht
wenig durch das öftere Abmähen des Grases gefördert, da
dieses nicht zu Heu, sondern grün zu Futterzwecken Ver-
wendung findet, ein hochzuschätzender Vorteil für das gute
Aussehen des Rasens. Wohlgeformte mächtige Baum- und
Gehölzgruppen umrahmen die Rasenbilder, und bald ent-
decken wir auch im Dickicht der Pflanzungen Obstbäume
oder alte Schwarzpappeln, mindestens vom Anfange des
Jahrhunderts herstammend, als letztes Zeichen, dafs einst
Kulturstätten — Bauernwirtschaften — hier ihren Platz
hatten, welche der Besitzer durch Errichtung neuer Ge-
bäude an anderer Stelle eintauschte. In dieser Weise war
es möglich, eine ganze Dorfstrafse, natürlich unter Auf-
wendung bedeutender Opfer, zu verlegen und die Rustikal-
fändereien anzukaufen. Die Chaussee Neifse—Kunzendorf
durchschneidet als baumfreier Weg etwa in einer Ent-
fernung von 1000 m vom Schlofs die Rasenflächen, die
man erhöht hat, um die Strafse von den Parkwegen aus
fast unsichtbar zu machen und den Blick über die Rasen-
bahnen nicht zu stören. Ehemalige Dorfteiche, Wasser-
tümpel und Gräben waren die Anfänge, zu den jetzigen
Wasserpartien des Parkes. Auf einer kleinen 3 m Durch-
messer haltenden Insel steht ein mächtiger, weit über 100
Jahre zählender Alnus, in dessen Nähe einst ein Flöfsplatz
gewesen sein mufs, denn Massen alter Hack- und Säge-
späne lagern in noch gutem Zustande unter der Erde aus
einer dem Baumriesen gleichaltrigen Zeit.

Die Biele — ein Nebenflufs der Glatzer Neifse — und
der Bielegraben durchkreuzen den Park, der bei Hoch-
wasser stark durch Überschwemmung zu leiden hat, ja
oft mit fufshohen Sandschichten überdeckt wird. Der
ganze Park besteht nur aus Sandbänken, zum Beweis, dafs
der Bieleflufs im Laufe der Zeit ein sehr weit ausgedehntes,
wechselreiches Flufsbett hatte, dessen Zickzacklauf jetzt
der staatlichen Regulierung entgegensieht.

In kurzer Entfernung vom Schlosse liegt der Kinder-
garten mit einer Naturholzlaube, von dem übrigen Park
ebenso wie die naheliegende Gärtnerwohnung durch starke
Baummassen verdeckt, während die Gärtnerei nebstDominial-

hof seitwärts liegen, durch Coniferen und dichte Gehölz-
gruppen unsichtbar gemacht.

Die Gehölzgruppen sind einheitlich bepflanzt und eine
Menge der auserlesensten Bäume und Sträucher, teils als
Solitärs, zieren die Rasenflächen, während im'Hintergrunde
der Gruppen zum grofsen Teil Waldgehölze vorherrschen.
Ziemlich in der Nähe des Schlosses steht ein prächtig ge-
bautes Exemplar von Acer japonicum atropurpureum, ein
Busch von 4 m Durchmesser; leicht in Rapsstroh gehüllt,
überdauert er gut unsere Winter. Ihm gegenüber steht ein
stattlicher Acer Reiteribachii, eine Magnolia Soulangeana
von 5 m und eine Pyramide von Thuja occidentalis mit
50 cm Stammstärke. Der in seiner Herbstfärbung so
lieblich wirkende Acer Ginnala ist mehrfach in starken
Büschen vertreten und gehört unstreitig zu unsern schön-
sten Gehölzen. Ein äufserst schöner 5 m breiter Strauch
von Corylus Avellana laciniata lehnt sich an hohe Baum-
massen an, den Übergang von diesen zum Rasen ver-
mittelnd. Die Eichen sind in mehreren Sorten in einer
derartig üppigen, ungezwungenen Entwickelung vorhanden,
dafs sie den verwöhntesten Landschaftsgärtner bezaubern
können, wenn er derartige Solitärs, streng pyramidal ge-
wachsen, von 12—15 m Höhe und Breite frei im Rasen
stehend am Rande des Wassers erblickt. Schon im Sommer
sind diese Eichen mit ihrem glänzend grünen Laub eine
Zierde des Parkes, in erhöhtem Mafse gilt dies zur Zeit
der schönen roten Herbstfärbung, die Ende September be-
ginnt. Obenan stehen Quercus palustris, Q. laurifolia,
Q. americana rubra, Q. peduneulata pectinata von 4 m
Breite, Q. Cerris, Q. pannonica und Q. Hampteri von 2 m
Breite; eine Q. pyramidalis von fast kugelförmiger Gestalt
erregte unsere Aufmerksamkeit. Gleditschien mit aal-
glattem, 60 cm starkem Stamm; etwa 30 m hohe, 1—1,25 m
starke Linden beschatten einige idyllische Sitzplätze, neben-
an wetteifert ein enggepflanztes Trio von einer Birke und
zwei italienischen Pappeln, je '/a m dick, gegenseitig um
ihre Existenz. Ein imposanter Baum eines Prunus virginiana
(mit scharf gezähnten Blättern) und 70 cm Stammstärke
bei bedeutender Höhe scheint sich im Gemenge mit starken
Ulmen und meterdicken Pinus Strobus recht wohl zu
fühlen. Lärchen von ähnlichen Dimensionen und wenig
schwächere, gleichmäfsig pyramidal gebaute gewöhnliche
Fichten, deren Äste die Rasenflächen berühren, sind hier
keine Seltenheit, ihnen gegenüber hat die Schwarzpappel
von gleichem Alter eine Stammstärke von 1 Va m und
schwindelhafter Höhe erreicht.

Die Coniferen in der Nähe des Teiches stehen auf
Sand mit 1 m Grundwasserstand und haben in zwanzig
Jahren eine staunenswerte Entwickelung erlangt. So finden
wir u. a. herrliche Pyramiden von Picea alba coerulea,
A. concolor violacea, 5 m hoch, A. Parryana glauca und
argentea, A. nobilis glauca und A. Nordmanniana. Cha-
maecyparis Lawsoniana in 6 m hohen, bis 4 m breiten
Pflanzen, ebenso Ch. pisifera, Ch. pis. plumosa, starke
Säulen von Juniperus pyramidalis, die blaugrün leuchtende
Retinospora squarrosa, ganze Gruppen von Thuja Wareana,
Th. Elwangeriana, orientalis und Th. or. pyramidalis, auch
Tsuga canadensis. Eine starke Pinus Strobus excelsa
 
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