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Die Gartenkunst — 1.1899

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Hein, Heinrich: Rasengräser, Grassamen und Grassamenmischungen, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0163

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I, 8 DIE GARTENKUNST 149

eine Form absolut unbegrannte Ährchen und ist als Festuca Der echte Schafschwingel treibt schon im April frische
tenuifolia Sibth. anzusprechen; die andere Form hat kurz- Blätter und sehr zeitig, schon im Mai, erscheinen auch
begrannte Ährchen und halte ich diese für die echte Form schon sehr zahlreich die wenig beblätterten Halme. Im
Festuca capillata Lam. — Gleiche haarfeine Blätter haben ersten der Aussaat folgenden Jahre bleiben die Pflanzen

klein und machen sich in einem Rasen wenig bemerkbar.
Im folgenden und dritten Jahre erreichen dieselben ihre
volle Ausbildung und gestalten sich zu dichten Horsten,
welche nach und nach hoch wachsen und sich über die
anderen Cräser erheben. Nach der Blütezeit, also etwa
von Mitte Juli ab wird das Gras hart und struppig, dann
nimmt es sich im Rasen unschön aus und ist schlecht zu
mähen. Die Stellen, wo Schafschwingelhorste stehen, er-
scheinen nach dem Mähen im Rasen als gelbliche Flecke
oder aber die Maschine oder Sense ist glatt darüber hinweg-
gegangen ohne die borstenähnlichen Blätter gefafst zu
haben. Nur das Vorhandensein eines für bessere Gräser
nicht geeigneten Bodens sollte die Veranlassung werden,
den echten Schafschwingel zu Samengemischen für Garten-
rasen mit zu verwenden.

et-

Fig. 17.
Molinia coemlea, Mach. 9]

Biue Meüc-Gi-ass. Purple Molinia. Besser für Rasenplätze geeignet als der echte Schaf-
Blaue Molinie. schwingel sind die beiden feinblätterigen Formen Festuca
a u. b FrüeMe von der Seite. tenuifolia Sibth. und F. capillata Lam. Sie bilden weniger
a Kom von der Bauchseite, hohe Horste, die Blätter sind feiner und weicher und von
Vergr. io x i schön grüner Farbe.

Die Lebensdauer des Schafschwingels nimmt ab

beide; sie sind völlig konstant. — Von Festuca ovina vul- mit dem Höherwerden des Horstes. Je gröfser und dichter

garis Koch sind diese beiden Formen aber himmelweit ver- derselbe wird, desto mehr ist er im Winter dem Faulen

schieden. im Innern ausgesetzt; von hier aus erfolgt auch das Ab-

Meine beiden feinblätterigen Formen sind an geeigneten sterben der älteren Pflanzen.
Orten sehr wertvolle Gräser für feinste Rasenplätze und Blütezeit: Mai bis Juni. Samenreife 3—4 Wochen
für solche durchaus zu empfehlen. Wünschenswert bleibt später,
es indessen, Samen in Quantitäten davon erlangen zu Gröfse der Frucht:
können. Von den gröberen Formen dos Schafschwingels 3 mm lang, mit der
ist F. ov. vulgaris nur bedingungsweise zulässig. F. ovina Grannenspitze 4 mm.
var. firmula Hackel und F. ovina var. duriuscula L. spec. Breite derselben 27a mm.
plant, sind als Gräser für Gartenrasen durchaus zu ver- Das walzenförmige dun-
meiden. Die beiden letztgenannten Formen erhält man im kelbraune Korn hat eine
Handel unter der Etikette „Festuca duriuscula"; beide eignen ziemlich tiefe Längs-
sich wohl auf armem Boden für Schafweide, für Garten- furche, ist D/2 mm lang
rasen aber nicht. und mm breit. Bei den
Natürliche Standorte. Auf trockenen sandigen "Früchten derbeidenfein-
Stellen, trockenen Mooren und Heiden, trockenen Wiesen. blätterigen Varietäten ist /i ]> c
Hauptsächlich an allen dürren Orten in Gemeinschaft mit die Länge der Frucht um

solchen Gräsern, welche gleiche Lebensbedingungen haben, etwa 7 a mm kürzer; die- '. ' _ ni.

° . Festuca ovma L. J\.

Klima. Ausgezeichnet durch Unempflndlichkeit gegen jenige des Korns y4 mm sheep's Fescue-Grass.

Witterung und klimatische Einflüsse. Grofse Dürre kann geringer. Schaf-Schwingel,

wohl das Wachstum eine Zeitlang hemmen, doch wird die Körnerzahl in a Frucht von der Bauchseite.

Lebensdauer durch sie meist nicht eingeschränkt. Bei ein- einem Pfunde: bei den c Frucht von der Seite,

tretenden Niederschlägen wird das Wachstum schnell wieder verschiedenen Formen d Korn von der Bauchseite,

angeregt. des Schaf schwingeis ver- Vergr. 9x1.

Boden. Mit Ausnahme von nassem und saurem Boden schieden; die gröfseren

gedeiht der Schafschwingel überall. Für gute Böden sollten ca. 700000, steigend bei den feineren Formen (F. tenuifolia

stets bessere Gräser für Gartenrasen zur Verwendung ge- Sibth.) bis zu 900000.

langen. Trockener Sand- und Heideboden, wo jede künst- Samengewinnung und fremde Beimengungen,

liehe Bewässerung ausgeschlossen ist, sind die eigentlichen Die Fruchtstände werden, wenn das Korn eine lederartige

Kulturstätten für den Schafschwingel. Konsistenz erlangt hat, geschnitten und auf Planlaken zum

Wuchs. Alle Formen des Schafschwingels bilden Trocknen vor der Sonne (oder bei schlechtem Wetter in

einen dichten Horst und fangen frühzeitig an zu treiben, überdachten Räumen) ausgebreitet. Die Früchte lassen sich
 
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